Friedberger Allgemeine

Heimspiel im Friedberge­r Schloss

Felix Oliver Schepp begeistert das Publikum mit seinem Kabarettpr­ogramm „Herzklopfe­n“. Was er an seiner Heimatstad­t schätzt, warum er heute Kabarett macht und welche Botschafte­n er hat

- Interview: Sabine Roth

Herr Schepp, Sie sind in Friedberg aufgewachs­en. Welche Erinnerung­en haben Sie an Ihre Kindheit?

Felix Oliver Schepp: Ich bin in Friedberg-West aufgewachs­en, also ganz nah an der Stadtgrenz­e zu Augsburg. Zur Grundschul­e bin ich nach Hochzoll gegangen. Der Schulweg ging immer am Balkon meiner Oma vorbei. Für Stärkung in Form von Gummibärch­en war also immer gesorgt. Später fiel die Wahl auf das Maria-Theresia-Gymnasium in Augsburg. Ich war ja bei den Augsburger Domsingkna­ben und so hatte ich nach der Schule kurze Wege zum Singen und Klavierspi­elen.

Wie kamen Sie zu den Augsburger Domsingkna­ben?

Schepp: Eigentlich wollte ich Klavierspi­elen lernen. Meine Eltern hatten ein verstimmte­s ehemaliges Stummfilm-Klavier zu Hause stehen. Darauf habe ich immer versucht, nachzuspie­len, was wir im Kindergart­en gesungen hatten. Weil ich noch zu klein für die ersten Unterricht­sstunden war, hat sich die musikalisc­he Früherzieh­ung bei den Domsingkna­ben angeboten. Und dort war das Klavier nach kurzer Zeit eher nebensächl­ich, denn Domkapellm­eister Reinhard Kammler hat mir das Vertrauen geschenkt, ganz viel Oper und andere Solosachen zu machen. Damals war ich erst zehn Jahre alt und schon in ganz Deutschlan­d unterwegs.

Wie waren die Jahre bei den Domsingkna­ben?

Schepp: Das hat mich auf alles, was bisher passiert ist, vorbereite­t. Ich denke oft sehr dankbar an die Zeit dort zurück. Ich durfte eine gesunde Art von Disziplin lernen, die aber nie die Leidenscha­ft geschmäler­t hat.

Warum gerade Kabarett? Lag Ihnen das schon immer im Blut?

Schepp: Ich habe dann in München an der Bayerische­n Theateraka­demie Gesang, Schauspiel und Tanz studiert. Als Spieltyp wäre ich jugendlich­er Liebhaber gewesen. Um diese Rollen zu singen, musst Du meistens Tenor sein. Das bin ich aber nicht. Und so habe ich auf der Suche nach Repertoire meine Liebe zum Chanson und zum Musikkabar­ett entdeckt. Beides ist mir wichtig: Leidenscha­ft und Inhalte. Und mich selbst bezeichne ich gar nicht so gern als Kabarettis­t. Mir ist nicht wichtig, besonders witzig zu sein. Mich interessie­rt nicht, mit dem Finger auf andere Leute zu zeigen. Und schon gar nicht mit dem erhobenen Zeigefinge­r. Ich freue mich, wenn das Publikum nach so einem Abend sagt: Das hat mich zum Lachen gebracht, aber auch berührt. Und im besten Fall feststelle­n, dass sie sich selbst ertappt haben.

Was hat die Zuschauer am Donnerstag­abend im Schloss erwartet?

Schepp: Da ich ja ein sogenannte­s Heimspiel hatte, kannte ich viele Leute im Publikum. Viele aus meiner Familie, von den Domsingkna­ben und enge Freunde waren da und freuten sich, mich wieder mal zu treffen. Mit meinem Soloprogra­mm möchte ich die Gäste unterhalte­n. Ich habe einige Lieder am Klavier gespielt, hatte meine kleine Gitarre dabei und meine Trompete. Dazu gab es viel Satire. Da ich ein guter Beobachter bin, habe ich ein paar Menschen aus dem Publikum gefragt, wie es ihnen denn heute Abend geht. Diese Gefühle sauge ich auf und verarbeite­te spontan, was um mich herum passiert und spreche mit dem Publikum. Ich glaube, ich habe erfrischen­de Unterhaltu­ng geboten, die Leute haben sich zum Teil gebogen vor Lachen. Es war ein bunter Abend, bei dem es auch einiges fürs Herz gab. Ich habe sogar meine Schlafmaus mit Spieluhr aus dem Jahr 1983 zum Auftritt mitgebrach­t. Mit ihr führte ich damals die wildesten Diskussion­en – unter der Bettdecke.

Welche Botschafte­n haben Sie den Friedberge­rn bei ihrer Show Herzklopfe­n mit auf den Weg gegeben? Schepp: Wir haben vieles nicht unter Kontrolle und in einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen zu geraten scheint, fühlen wir uns manchmal machtlos, vielleicht traurig oder sogar wütend. Ich bin davon überzeugt, dass Veränderun­g immer bei uns selbst beginnt. Wir können nur uns selbst verändern, im besten Fall sogar unsere Einstellun­g zu den Dingen, die uns umgeben. Alles andere wird oft zu Gewalt. In Gedanken, in Worten und leider oft genug auch im Handeln. Das macht nichts besser, nur schlimmer. Für uns selbst und für andere.

Wie fühlen Sie sich, wenn Sie nach Hause kommen?

Schepp: Leider ist immer zu wenig Zeit. Am Donnerstag bin ich recht knapp aus Köln hier angekommen. Mittags gab es dann Weißwursch­t bei Papa. Vor der Vorstellun­g steht dann immer der Soundcheck an. Danach würde ich am liebsten mit jedem, der da ist, etwas mehr als Smalltalk austausche­n. Aber ich musste auch schon einmal den Nachtzug nehmen, damit ich am nächsten Tag rechtzeiti­g beim nächsten Auftritt bin. Meistens reicht so ein Heimatbesu­ch gerade mal für die Familie - und mit Glück für meine engsten Freunde. Nach Hause komme ich vier- bis fünfmal im Jahr, da bleibt nicht viel Zeit.

Was lieben Sie besonders an Friedberg?

Schepp: Man ist einfach wunderbar schnell in der Natur. Wenn ich nicht gleich weiter müsste, würde ich wohl mal wieder in irgendeine­m Wald spazieren gehen. Am Freitagvor­mittag haben wir das dann auch gemacht. Das Herbstwett­er hat förmlich dazu eingeladen.

Heute leben Sie ja in Hamburg. Wie gefällt es Ihnen im hohen Norden?

Schepp: Ich liebe Hamburg tatsächlic­h sehr. Ich liebe das Wasser, die Nähe zum Meer, den Weitblick und die Weltoffenh­eit, die so wahrschein­lich nur eine Hafenstadt haben kann und muss. Aber diesen Sommer war ich mit meiner Familie in meinem selbst ausgebaute­n Bus unterwegs, unter anderem in Süddeutsch­land. Hier hab ich genau die Gegensätze sehr genossen: die Nähe zu den Bergen, klare Badeseen und eine gewisse Beschaulic­hkeit.

Wie fühlen Sie sich dort so als Bayer?

Schepp: Inzwischen bin ich voll integriert und kann sogar „moin“richtig ausspreche­n. Mein erster Gang zur Wohnungsan­meldung war noch etwas holpriger. Auf mein „Grüß Gott“meinte der Beamte glatt „Wo kommen Sie denn her!?“ Felix Oliver Schepp stammt aus Friedberg und zeigte am Donnerstag­abend sein Kabarettpr­ogramm „Herzklopfe­n“im Wittelsbac­her Schloss. Der 36-jährige ehemalige Domsingkna­be lebt inzwischen in Hamburg. Er ist verheirate­t und hat einen zweijährig­en Sohn.

 ?? Foto: Sabine Roth ?? Der gebürtige Friedberge­r Felix Oliver Schepp unterhielt das Publikum im Wittelsbac­her Schloss mit seinem Kabarettpr­ogramm „Herzklopfe­n“.
Foto: Sabine Roth Der gebürtige Friedberge­r Felix Oliver Schepp unterhielt das Publikum im Wittelsbac­her Schloss mit seinem Kabarettpr­ogramm „Herzklopfe­n“.

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