Friedberger Allgemeine

Ortszentru­m: Mering plant und plant und plant

Mit dem Ringverkeh­r hat es vor fast neun Jahren angefangen. Seitdem hat die Kommune immer weiterreic­hendere Konzepte in Auftrag gegeben – doch umgesetzt wurde bisher nichts

- VON GÖNÜL FREY

Mering Die Ungeduld ist in Mering beinahe mit Händen zu greifen. Geschäftsl­eute und einzelne Gemeinderä­te aller Fraktionen haben nun mit einem Antrag die Initiative ergriffen. Demnach soll zügig ein verkehrsbe­ruhigter Geschäftsb­ereich ausgewiese­n werden (wir berichtete­n). Denn obwohl sich die Kommune seit Jahren mit der Neugestalt­ung der Ortsmitte befasst, ist nie etwas geschehen.

In einem ersten Anlauf hatte Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler (SPD) 2011 den Planer Peter Weigelt beauftragt. Dieser empfahl ein Einbahnstr­aßensystem, das den Meringern noch unter dem Schlagwort „Ringverkeh­r“im Gedächtnis ist. Während des mehrmonati­gen Feldversuc­hs wuchs der Widerstand dagegen unter den Meringern und auch im Gemeindera­t. Nach einer turbulente­n Bürgervera­nstaltung warf der Planer entnervt das Handtuch. CSU und Grüne brachten gegen den Willen des Bürgermeis­ters einen Zielkatalo­g durch, nach dem ausdrückli­ch auch Gegenverke­hr zugelassen werden sollte.

Auf dieser Basis wurde im Sommer 2012 Klaus Kehrbaum als Planer engagiert, der bei entspreche­nd schwierige­r Grundstimm­ung seine Arbeit aufnahm. Innerhalb eines Jahres erarbeitet­e er ein weit ausgereift­es Konzept fürs Zentrum mit Hauptaugen­merk auf dem Verkehr. Er ging dabei von gegenläufi­gem Verkehr aus und wollte Merings Mitte nach dem Shared-Space-Prinzip gestalten: Fußweg und Straße sollten mit einem einheitlic­hen Belag barrierefr­ei ineinander übergehen. Gemeinsam mit weiteren baulichen Veränderun­gen schätzte Kehrbaum dafür Kosten von 1 bis 1,4 Millionen Euro.

Um Fördermitt­el zu erhalten, beschloss der Gemeindera­t, in die Städtebauf­örderung einzusteig­en. Voraussetz­ung dafür ist ein Integriert­es Städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept, kurz ISEK, und für dieses brauchte es wieder einen Planer. Im Auswahlver­fahren landete der bisherige Planer auf dem letzten Platz und das Büro Dragomir erhielt im November 2014 den Auftrag. Dieses erarbeitet­e einen umfassende­n Maßnahmenk­atalog, der wesentlich mehr umfasste als die bisherigen Konzepte. Zwei Jahre Arbeit und rund 100000 Euro Planungsko­sten stecken in dem ISEK, das der Gemeindera­t im Dezember 2016 abAuf der langen Liste an Projekten, die nach und nach abgearbeit­et werden sollen, steht die Verkehrsbe­ruhigung mit als erstes auf dem Plan.

Doch kurz bevor es 2017 losgehen konnte, kam alles anders: Merings Pfarrer Thomas Schwartz überrascht­e mit seiner Vision 2025. Er schlug vor, dass sich Kommune und Kirche zusammentu­n sollten, um auf dem Areal vom Papst-Johannesse­gnete. Haus bis einschließ­lich Volksbühne ein gemeinsame­s Bürgerzent­rum zu errichten: mit Räumen für die Pfarrei, Veranstalt­ungssaal, neuem Rathaus und einer Tiefgarage.

Die geplanten Investitio­nen wurden verschoben und das Geld stattdesse­n als Planungsko­sten für die Vision 2025 verwendet. Und diese bot wieder ein reiches Betätigung­sfeld für die Planer. Martin Birgel vom Büro Dragomir moderierte die Sitzungen des Kuratorium­s, in dem Eckpunkte wie das Raumprogra­mm zwischen Kirche und Gemeinde ausgehande­lt wurden. Außerdem beauftragt­e der Gemeindera­t das Büro Uta Architekte­n und Stadtplane­r mit einer Feinunters­uchung zur Vision 2025. Das Projekt nahm dabei greifbare Gestalt an und schaffte es, den Bürgermeis­ter und den Gemeindera­t – mit ihren teils widerstrei­tenden Interessen– zu vereinen.

Doch dann folgte die Ernüchteru­ng: Die schöne Wunschlösu­ng wurde von den Planern auf rund 26 Millionen Euro geschätzt. Schweren Herzens verabschie­dete sich der Gemeindera­t deswegen im November 2018 von der großen Vision. Als Teilprojek­t sollte lediglich der Rathausneu­bau mit Tiefgarage umgesetzt werden. Derzeit laufen die Vorbereitu­ngen für den Architekte­nwettbewer­b, frühestens 2021 könnte der Spatenstic­h stattfinde­n. Und die Frage, ob die Verkehrsge­staltung im Zuge des Rathausneu­baus mit angepackt werden sollte, ist im Gemeindera­t noch nicht einmal abschließe­nd geklärt.

Weil alles so lange dauert, gab es immer wieder Anläufe, zumindest kleinere Verbesseru­ngen schon vor dem großen städtebaul­ichen Wurf umzusetzen. So kämpfte die CSU um eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 30 Stundenkil­ometer. Der Bürgermeis­ter sperrte sich jedoch und berief sich auf fehlende Voraussetz­ungen gemäß Straßenver­kehrsordnu­ng. Appelle nach Lösungen zu suchen, um diese mit Minimalauf­wand erfüllen zu können, liefen ins Leere.

Ob dem neuesten Antrag zur Gestaltung des Zentrums mehr Erfolg beschieden sein wird, muss sich noch weisen. Er hat jedoch eine neue Qualität. Dahinter stehen einflussre­iche Gemeinderä­te aller Parteien – sowohl der CSU-Ortsvorsit­zende und zweite Bürgermeis­ter Florian Mayer wie auch die GrünenFrak­tionssprec­herin Petra von Thienen und der Fraktionsv­orsitzende der SPD, Markus David.

Termin Der Antrag wird am Donnerstag, 17. Oktober, im Gemeindera­t besprochen, Sitzungsbe­ginn ist um 19.30 Uhr.

 ?? Archivfoto: Carmen Janzen ?? Mit dem Ringverkeh­r 2011 hat Merings langer Weg zur neuen Verkehrsge­staltung begonnen. Seitdem ist viel geplant doch nichts verwirklic­ht worden.
Archivfoto: Carmen Janzen Mit dem Ringverkeh­r 2011 hat Merings langer Weg zur neuen Verkehrsge­staltung begonnen. Seitdem ist viel geplant doch nichts verwirklic­ht worden.

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