Kostenexplosion in der Bahnhofstraße
Ursprünglich war einmal von einer Million Euro die Rede. Jetzt steht fest: Wenn die Neugestaltung 2021 kommt, steht mindestens die dreifache Summe im Raum
Friedberg Die zögerliche Haltung der Stadt Friedberg beim Umbau der Bahnhofstraße kostet den Steuerzahler viel Geld. Schon jetzt steht fest, dass das Projekt – sollte es tatsächlich 2021 angepackt werden – um mehr als eine halbe Million Euro teurer kommt als zuletzt geplant. Begründet wird dies mit der boomenden Baukonjunktur, die jährliche Steigerungen von rund sieben Prozent mit sich bringt.
Bereits seit Ende 2016 steht die Neugestaltung der Bahnhofstraße zwischen Kriegerdenkmal und Ludwigstraße auf der Agenda des Friedberger Stadtrats. Sie soll der bestehenden Pflasterung in der Altstadt angepasst werden, allerdings mit deutlich abgesetzten Gehsteigen und Parkbuchten für die Pkw. Das Konzept war weit fortgeschritten und der Umbau für 2018 terminiert, als die beauftragte Planerin unerwartet verstarb und das Projekt ins Stocken geriet.
Ende 2018 plädierte Bürgermeister Roland Eichmann im Stadtrat dafür, das Vorhaben gleich auf das Jahr 2021 zu verschieben. Der Grund: Die Bauverwaltung war im Zweifel, ob die Arbeiten rechtzeitig zum Altstadtfest 2019 abgeschlossen werden könnten. 2020 findet dann die bayerische Landesausstellung in Friedberg statt, bei der die Altstadt dem Wittelsbacher Schloss eine zentrale Rolle spielt. Eine breite Mehrheit im Stadtrat folgte Eichmanns Vorschlag.
Die Verschiebung gleich um drei Jahre hat erhebliche finanzielle Folgen. War die Sanierung zunächst auf rund eine Million Euro veranschlagt, so lag die Kostenberechnung aus dem Jahr 2018 bereits bei 2,34 Millionen. Doch damit nicht genug: Nach den aktuellen Zahlen rechnet die Stadt bis 2021 mit Mehrkosten in Höhe von über 20 Prozent. Fast drei Millionen Euro sind also nötig, um das nicht einmal 200 Meter lange Straßenstück samt der Leitungen im Untergrund neu herzurichten. Dazu kommen knapp 120000 Euro für die Sanierung des Kriegerdenkmals.
Da die bayerische Staatsregierung inzwischen die Straßenausbaubeiträge abgeschafft hat, können die Anwohner nicht mehr an den Kosten beteiligt werden. Allerdings erwartet die Stadt einen Zuschuss aus der Städtebauförderung zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro. Die Gesamtkosten summieren sich einneben schließlich Kriegerdenkmal auf 3,34 Millionen Euro.
Eine Summe, die nur Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) im Ausschuss einen Kommentar wert war: Das sei „ein Maulvoll“, stellte er fest und regte an: „Wir sollten darüber nachdenken, ob wir auf dem richtigen Weg sind.“Rockelmanns Bedenken richteten sich vor allem gegen die Verlegung von Naturstein, der aus China stamme und hiesigen Qualitätsvorstellungen nicht genüge. Durch die poröse Oberfläche verschmutze das Pflaster auf eigenartige Weise. „Das wird zu einem Problem für die nachfolgenden Generationen“, verwies er auf die hohen Unterhaltskosten.
Baureferent Carlo Haupt trat dieser Sorge entgegen: Die Steine müssen zum Pflaster in der Ludwigstraße passen, man werde entsprechende Muster anfordern. Auch Claudia Eser-Schuberth (Grüne) zeigte sich zuversichtlich, dass durch entsprechende Ausschreibungskriterien gewisse Materialien und Herkunftsländer – wie schon bei der Umgestaltung der Ludwigstraße – ausgeschlossen werden könnten. Noch heuer soll der Auftrag für die Lieferung der Steine ausgeschrieben werden, um günstigere Preise zu erreichen. Ab Mitte 2020 läuft dann die Ausschreibung für die Tiefbauarbeiten und die Sanierung des Kriegerdenkmals.