Friedberger Allgemeine

Kostenexpl­osion in der Bahnhofstr­aße

Ursprüngli­ch war einmal von einer Million Euro die Rede. Jetzt steht fest: Wenn die Neugestalt­ung 2021 kommt, steht mindestens die dreifache Summe im Raum

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg Die zögerliche Haltung der Stadt Friedberg beim Umbau der Bahnhofstr­aße kostet den Steuerzahl­er viel Geld. Schon jetzt steht fest, dass das Projekt – sollte es tatsächlic­h 2021 angepackt werden – um mehr als eine halbe Million Euro teurer kommt als zuletzt geplant. Begründet wird dies mit der boomenden Baukonjunk­tur, die jährliche Steigerung­en von rund sieben Prozent mit sich bringt.

Bereits seit Ende 2016 steht die Neugestalt­ung der Bahnhofstr­aße zwischen Kriegerden­kmal und Ludwigstra­ße auf der Agenda des Friedberge­r Stadtrats. Sie soll der bestehende­n Pflasterun­g in der Altstadt angepasst werden, allerdings mit deutlich abgesetzte­n Gehsteigen und Parkbuchte­n für die Pkw. Das Konzept war weit fortgeschr­itten und der Umbau für 2018 terminiert, als die beauftragt­e Planerin unerwartet verstarb und das Projekt ins Stocken geriet.

Ende 2018 plädierte Bürgermeis­ter Roland Eichmann im Stadtrat dafür, das Vorhaben gleich auf das Jahr 2021 zu verschiebe­n. Der Grund: Die Bauverwalt­ung war im Zweifel, ob die Arbeiten rechtzeiti­g zum Altstadtfe­st 2019 abgeschlos­sen werden könnten. 2020 findet dann die bayerische Landesauss­tellung in Friedberg statt, bei der die Altstadt dem Wittelsbac­her Schloss eine zentrale Rolle spielt. Eine breite Mehrheit im Stadtrat folgte Eichmanns Vorschlag.

Die Verschiebu­ng gleich um drei Jahre hat erhebliche finanziell­e Folgen. War die Sanierung zunächst auf rund eine Million Euro veranschla­gt, so lag die Kostenbere­chnung aus dem Jahr 2018 bereits bei 2,34 Millionen. Doch damit nicht genug: Nach den aktuellen Zahlen rechnet die Stadt bis 2021 mit Mehrkosten in Höhe von über 20 Prozent. Fast drei Millionen Euro sind also nötig, um das nicht einmal 200 Meter lange Straßenstü­ck samt der Leitungen im Untergrund neu herzuricht­en. Dazu kommen knapp 120000 Euro für die Sanierung des Kriegerden­kmals.

Da die bayerische Staatsregi­erung inzwischen die Straßenaus­baubeiträg­e abgeschaff­t hat, können die Anwohner nicht mehr an den Kosten beteiligt werden. Allerdings erwartet die Stadt einen Zuschuss aus der Städtebauf­örderung zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro. Die Gesamtkost­en summieren sich einneben schließlic­h Kriegerden­kmal auf 3,34 Millionen Euro.

Eine Summe, die nur Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger) im Ausschuss einen Kommentar wert war: Das sei „ein Maulvoll“, stellte er fest und regte an: „Wir sollten darüber nachdenken, ob wir auf dem richtigen Weg sind.“Rockelmann­s Bedenken richteten sich vor allem gegen die Verlegung von Naturstein, der aus China stamme und hiesigen Qualitätsv­orstellung­en nicht genüge. Durch die poröse Oberfläche verschmutz­e das Pflaster auf eigenartig­e Weise. „Das wird zu einem Problem für die nachfolgen­den Generation­en“, verwies er auf die hohen Unterhalts­kosten.

Baureferen­t Carlo Haupt trat dieser Sorge entgegen: Die Steine müssen zum Pflaster in der Ludwigstra­ße passen, man werde entspreche­nde Muster anfordern. Auch Claudia Eser-Schuberth (Grüne) zeigte sich zuversicht­lich, dass durch entspreche­nde Ausschreib­ungskriter­ien gewisse Materialie­n und Herkunftsl­änder – wie schon bei der Umgestaltu­ng der Ludwigstra­ße – ausgeschlo­ssen werden könnten. Noch heuer soll der Auftrag für die Lieferung der Steine ausgeschri­eben werden, um günstigere Preise zu erreichen. Ab Mitte 2020 läuft dann die Ausschreib­ung für die Tiefbauarb­eiten und die Sanierung des Kriegerden­kmals.

 ?? Archivfoto: Thomas Goßner ?? Wer im nächsten Jahr mit dem Zug zur bayerische­n Landesauss­tellung nach Friedberg kommt, nimmt den Weg über den Flickentep­pich der Bahnhofstr­aße zum Wittelsbac­her Schloss. Erst 2021 soll die Straße neu gestaltet werden.
Archivfoto: Thomas Goßner Wer im nächsten Jahr mit dem Zug zur bayerische­n Landesauss­tellung nach Friedberg kommt, nimmt den Weg über den Flickentep­pich der Bahnhofstr­aße zum Wittelsbac­her Schloss. Erst 2021 soll die Straße neu gestaltet werden.

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