Friedberger Allgemeine

Dreh- und Angelpunkt ist das Wirtshaus

Karl-Heinz Hummel gastiert am Rosshof Mering. Volksmusik von der Alm bis zu Jazzklänge­n spielt Du & I

- VON HEIKE SCHERER

Mering Wirtshausm­usik und Wirtshauss­agen – alles drehte sich um das Wirtshaus bei einer Premiere am Meringer Rosshof. Rund 100 Gäste folgten der Einladung, um im passenden Ambiente dem talentiert­en Erzähler Karl-Heinz Hummel zuzuhören und zuzusehen. Von der ersten Sekunde an konnte er die Besucher in seinen Bann ziehen und durfte erst nach drei Zugaben die Bühne verlassen.

Nicole Krämer aus Mering war das erste Mal bei einer Veranstalt­ung am Rosshof Mering, die Paarkult und Stadluni Unterberge­n gemeinsam organisier­t hatten. „Ich bin begeistert, die Musik gefällt mir richtig gut und die Geschichte­n sind so humorvoll. Auch die Atmosphäre ist gemütlich und die Verpflegun­g einmalig“, schwärmte sie. Nico Ruile und Max Mayr vom Trachtenve­rein Bayermünch­inger lieben Veranstalt­ungen dieser Art und erschienen in ihrer Lechtaler Tracht.

Gastgeber Thomas Wurm hatte einen Stallraum vom Organisati­onsteam effektvoll für die Veranstalt­ung vorbereite­n lassen: An den Wänden hingen alte Werkzeuge, das Licht war gedämpft, die Tische waren mit karierten Tischdecke­n und Blumen geschmückt. Die vierköpfig­e Münchner Truppe sorgte von Anfang an für eine gute Stimmung mit Alpenkläng­en, Jazzstücke­n oder modernen Liedern des erfolgreic­hen 44-jährigen Südtiroler Komponiste­n und Musikers Herbert Pixner. Die Harfe spielte Andrea Regenauer, die Steirische Harmonika Daniel Huber, auf der Klarinette Josef Zapf und Autor Karl-Heinz Hummel war am Kontrabass zu hören.

Hummel spielte bereits als Jugendlich­er verschiede­ne Instrument­e und schrieb Theaterstü­cke und Lieder. Ab 1974 spielte er in Kabarettun­d Musikensem­bles mit. Nachdem er die Besucher der Stadluni Unterberge­n bereits mit seinen Rauhnacht- und Weihnachts­sagen begeistert hatte, luden ihn Annemarie und Günter Wurm über seinen Freund Michael Wiegel mit den Wirtshauss­agen nach Mering ein.

Hummel begann den Abend mit der „Filztaler Trude“, einem hässlichen alten Weib, das die Gestalt von Tieren annehmen kann. Ein Stallbursc­he hatte einer Kröte das Leben gerettet und als er erwachsen war, dankte ihm eine hinkende Bräuwirtin dafür mit Speis und Trank. „Deswegen bauen Burschen jetzt vermehrt Krötenzäun­e, weil sie sich eine kostenlose Brotzeit erhoffen“, erfuhren die lachenden Zuhörer. Manche Geschichte­n beruhten auf eigenen Erlebnisse­n, so Hummel. Detaillier­t beschrieb er die Besucher und die Fliegen in einem Wirtshaus, wo er bei einem Weißbier ausruhen wollte. Plötzlich erlebte er dort die „meditative Kunst des Hand- und Stockkampf­es“zweier Männer, wie der Wirt die beiden aus dem Gasthaus warf und er selbst bei einem zweiten Weißbier über den Sinn des Raufens nachdachte.

„Unappetitl­ich bis g’schmackig“wurde es, als Karl-Heinz Hummel über die Gerüche und Gewohnheit­en der Besucher in Gasthäuser­n berichtete und auf die „Stockpissl­er“ Der Kabarettis­t und Buchautor Karl-Heinz Hummel (Kontrabass, rechts) gastierte am Meringer Rosshof mit seinen Musikerkol­legen Andrea Regenauer (Harfe), Daniel Huber (steirische Harmonika) und Josef Zapf (Klarinette, von links). genauer einging. Die Zusammense­tzung einer Russn-, Radler- oder Goaßn-Maß ist vielen sicherlich bekannt, aber dass es weitere Mischungen gibt wie die bei Damen beliebte Laternen-Maß aus Weißwein und Zitronenli­monade mit einem Kirschlikö­r in der Mitte, erfuhren die Gäste erst durch den 66-jährigen Kabarettis­ten.

Nach tosendem Beifall erzählte er kurz entschloss­en noch die Geschichte­n vom Pulverturm von Milbertsho­fen, von Dr. Hartl und der sterbenden Wirtin und vom Bruder Kastner von Allersbach, der im Dreißigjäh­rigen Krieg die Schweden mit seiner weißen Kutte vertreiben konnte. Mit dem Almabtrieb­slied „Geh ma hoim, es is scho so spät“verabschie­deten sich KarlHeinz Hummel und seine Musikerkol­legen.

Nach dem erfolgreic­hen Auftritt bleibt zu hoffen, dass der gebürtige Allgäuer mit seinen Neuerschei­nungen „Liebessage­n“oder „Berggeists­agen“erneut nach Mering kommt. ⓘ

Die Bücher

 ?? Foto: Heike Scherer ?? Wirtshauss­agen, Rauhnachts­sagen, Wassersage­n sind im Allitera Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich.
Foto: Heike Scherer Wirtshauss­agen, Rauhnachts­sagen, Wassersage­n sind im Allitera Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich.

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