Schöne Aussichten im Angebot
Die Bundeswehr fliegt Zeugen ein für die Lärmverträglichkeit des Militärtransporters A400M. Ein Politiker stiftet eine neue Freundschaft und ein Bürgermeister sichert sich Geld für neue Kita-Plätze
Lechfeld Die Bundeswehr hat am Donnerstag starke Fürsprecher für die Ansiedlung einer Lufttransportgruppe am Militärflugplatz Lechfeld aufgefahren: einen Airbus A400M und eine Gruppe von Kommunalpolitikern aus dem Raum Wunstorf in Niedersachsen. Beide vermittelten den Vertretern vom Lechfeld wahre Höhenflüge. Am Ende gab es sogar ein Versprechen für neue Kita-Plätze.
So erzählten die Gemeindevertreter aus dem Umfeld der norddeutschen Heimatbasis von derzeit 31 Militärtransportern, wie sie 2004 vor dem Niedergang standen, weil der Bundeswehrstandort geschlossen werden sollte. Dann kamen die ersten A400M und mit ihnen wirtschaftlicher Aufstieg durch hoch qualifizierte Arbeitsplätze und viel neue Kaufkraft. Der Fluglärm sei bei ihnen kein Thema. Das alles hätte die bayerischen Lokalpolitiker nicht beeindruckt, hätten ihre Kollegen aus dem Norden nicht auch erzählt, wie sie die Bundeswehr in den Ausbau der eigenen Infrastruktur einbanden. Am Ende war die Runde einer Verbrüderung nahe – vermittelt vom Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz (Neusäß). Eine Einladung zum Gegenbesuch ist schon ausgesprochen.
Klosterlechfelds Bürgermeister Rudolf Schneider kam elektrisiert aus dem Gespräch bei Erbswursteintopf und Kaffee: „Wir dürfen nicht warten, bis die Flugzeuge ab 2028 hier starten und landen. Wir müssen schon morgen anfangen mit unserer Bauleitplanung und den richtigen Weichenstellungen.“Sein Amtskollege Simon Schropp aus Untermeitingen ließ sich bestätigen, dass die Bundeswehr angesichts des Zuzugs von Soldaten bereit wäre zu einer Beteiligung am Aufbau neuer Kindergarten-Plätze.
Bewegung dürfte auch in die Debatte um Lärmschutzzonen kommen. Diese Schutzzonen aus der Zeit, als Tornados und dann kurzzeitig Eurofighter am Lechfeld stationiert waren, schränken die Anrainergemeinden noch immer in ihrer Entwicklung ein. Nun wird teilweise eine Rücknahme geprüft. Denn, so sagt die Bundeswehr selbst: „Im Vergleich zu den lärmintensiven Kampfbombern, aber auch zu den Penzinger Transall-Transportmaschinen ist mit deutlich weniger Lärm zu rechnen.“Dies liege in der Technologie des modernen A400M begründet. Die Bürgermeister von diesseits und jenseits des Lechs haben das so jetzt auch schriftlich.
Und sie konnten es selbst hören. Ein Rundflug zum Alpenrand sollte es beweisen. Die sonnige Aussicht konnten die Passagiere allerdings nur kurz genießen. Denn der Frachtraum des Militär-Airbus hat nur wenige kleine Fenster und für den Blick durch das Cockpit und seine Panoramafenster blieb wenig Zeit. Dafür konnten sich die rund 60 Fluggäste – Mandatsträger und Medienvertreter
– gut unterhalten. Die anfangs ausgeteilten Gummistöpsel als Hörschutz nahmen alle bald wieder aus den Ohren. Sind gar nicht nötig, stellte man fest. Die Geräuschkulisse im Inneren des Flugzeugs entspricht eigentlich dem, was man aus dem Urlaubsflieger kennt. Dabei weist der Frachtraum augenscheinlich deutlich weniger Innenisolierung auf.
Das ist verwunderlich: Entspricht doch die Leistung jedes der vier Propellertriebwerke einer Kraft von 11000 Pferdestärken. Mit so viel
Power sollen zehn Maschinen vom Typ A400M ab 2028 vom Lechfeld aus militärisches Personal und Material nach und aus Süd- sowie Osteuropa bringen und eine Luftbrücke zu Einsatzgebieten in Asien und Afrika bilden. Und das nicht nur für Deutschland, sondern auch im Auftrag anderer Nato- und EU-Partner. Eine multinationale Transportgruppe wird dazu aufgebaut.
Die Vorbereitungen sind angelaufen. Bis erstes Personal und erste Flugzeuge anrücken, wird allerdings das Jahr 2026 erreicht sein. Bauliche Vorbereitungen und der Ausbau der Infrastruktur am Flugplatz müssen vorher beginnen. Die Zahl der angekündigten neuen Arbeitsplätze wurde inzwischen von 500 auf 600 erhöht. Das angepeilte Investitionsvolumen liegt weiterhin bei 170 Millionen Euro. 2028 soll alles im Betrieb sein.
Immer in der Erwartung: Das Interesse von Ländern wie Tschechien, Ungarn oder Österreich führt tatsächlich zu einer multinationalen Zusammenarbeit beim militärischen Lufttransport. Bis 2021 muss der konkrete Bedarf ermittelt sein.
Bis zu 600 Stellen kommen auf den Standort