Friedberger Allgemeine

„So kann es nicht weitergehe­n“

Als einziges Regierungs­mitglied wurde Hubertus Heil in die neue SPD-Spitze gewählt. Der Arbeitsmin­ister sagt, wie er seine Partei mit der Grundrente, höherem Mindestloh­n und mehr Arbeitnehm­errechten nach vorn bringen will

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Kanzlerin Angela Merkel über den klaren Wahlsieg von Boris Johnson bei der britischen Parlaments­wahl

„Chapeau, muss man einfach sagen, dass ihm das gelungen ist.“

Soziale Netzwerke sollen Hass-Postings melden

Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter sollen verpflicht­et werden, Drohungen, Straftaten und Hetze im Netz an die Behörden zu melden. Wenn sie ihren Pflichten nicht nachkommen, drohen den Plattforme­n nach einem neuen Gesetzentw­urf des Justizmini­steriums Bußgelder von bis zu 50 Millionen Euro. „Wer im Netz hetzt und droht, wird in Zukunft härter und effektiver verfolgt“, kündigte Justizmini­sterin Christine Lambrecht an. Die Justizmini­sterin will damit ein Maßnahmenp­aket gegen Rechtsextr­emismus und Hasskrimin­alität umsetzen, das die Bundesregi­erung Ende Oktober beschlosse­n hatte.

Unsere Zeitung gewinnt drei Preise für Gestaltung

Gleich drei Preise hat unsere Zeitung beim diesjährig­en „European Newspaper Award“gewonnen. In dem Wettbewerb, an dem sich dieses Jahr 184 Zeitungen aus 25 Ländern beteiligt haben, stehen Gestaltung und Layout im Mittelpunk­t. Besonders überzeugt haben die Jury um Zeitungsde­signer Norbert Küpper, die über 4000 Einreichun­gen zu begutachte­n hatte, die Ausgaben unseres WochenendJ­ournals zu Ostern und Pfingsten zu einfacher Sprache und Literatur. Ebenfalls ausgezeich­net wurde die Titelseite dieser Zeitung zur damaligen Koalitions­krise in Österreich.

Herr Heil, wie fühlen Sie sich nach dem SPD-Parteitag. Geht es jetzt auf- oder weiter abwärts?

Die SPD hat nach intensiven Debatten einen gemeinsame­n Weg nach vorn eingeschla­gen. Als stellvertr­etender SPD-Vorsitzend­er leiste ich meinen Beitrag, damit wir diesen Weg jetzt auch zusammen gehen werden. Es geht darum, in dieser Koalition so viel wie möglich für die Menschen in unserem Land zu erreichen und als Sozialdemo­kratie bei der nächsten Bundestags­wahl deutlich stärker zu werden. vernünftig, dass wir zu einer Finanztran­saktionsst­euer kommen. Der Entwurf von Olaf Scholz bildet ab, was mit den europäisch­en Partnern möglich ist. Wir würden uns auch wünschen, dass der Hochfreque­nz- und Derivateha­ndel in die Steuer mit einbezogen wird. Wir müssen aber feststelle­n, dass das mit anderen nicht zu machen ist. Mit den Franzosen zum Beispiel. Insofern machen wir das, was möglich ist. Als Arbeitsmin­ister bin ich froh, dass das wiederum einen Beitrag zu einer vernünftig­en Finanzieru­ng der Grundrente aus Steuermitt­eln leistet.

Grund, Alarm zu schlagen für ganz Deutschlan­d. Aber wir haben in einzelnen Bereichen tatsächlic­h ziemlich harte Einschläge. Das betrifft vor allem das verarbeite­nde Gewerbe, zuvorderst die Automobili­ndustrie und teilweise den Maschinenb­au. Die Ursachen liegen zum Teil in weltwirtsc­haftlichen Entwicklun­gen, die zurückgehe­nde Nachfrage aus China beispielsw­eise, aber auch die Sorge vor dem Brexit oder die Handelspol­itik von Donald Trump. Hinzu kommen die Veränderun­gen durch Strukturwa­ndel und Digitalisi­erung. Und für diesen Wandel brauchen wir neue Instrument­e. dischen Potenziale heben. Ergänzend brauchen wir aber auch qualifizie­rte Zuwanderun­g aus dem Ausland. Das Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz tritt zum 1. März in Kraft, Wirtschaft und Staat müssen es gemeinsam mit Leben füllen. Das Fachkräfte­einwanderu­ngsgesetz regelt ja, dass nicht nur Akademiker, sondern auch beruflich Qualifizie­rte nach Deutschlan­d kommen können. Beim Treffen am Montag geht es um praktische Fragen wie etwa die Visaerteil­ung. Es geht um die sprachlich­e Qualifikat­ion: Nur 100 Millionen Menschen in der Welt sprechen Deutsch, davon leben mehr als 80 Millionen bei uns. Also müssen Staat und Wirtschaft gemeinsam dafür sorgen, dass es für Interessie­rte genügend Angebote gibt, Deutsch zu lernen, und bei der Integratio­n helfen. Und es geht um die Anerkennun­g von Qualifikat­ionen aus dem Ausland. Die deutsche Wirtschaft muss eine Anwerbestr­ategie entwickeln und der Staat bürokratis­che Hürden beseitigen.

Meine Aufgabe ist es dann, die bisherige Systematik zu evaluieren und Vorschläge zu machen, wie der Mindestloh­n weiter steigen kann – und ich halte zwölf Euro für eine vernünftig­e Zielmarke.

„Es ist kein Geheimnis, dass ich Scholz und Geywitz unterstütz­t habe. Aber es wurde anders entschiede­n“

Hubertus Heil

Nein. Aber ich denke, dass wir uns diesem Ziel in größeren Schritten als bisher nähern sollten.

Sie wollen zusammen mit Entwicklun­gsminister Gerd Müller Konzerne per Gesetz zur Einhaltung von Sozialund Umweltstan­dards in ihren weltweiten Lieferkett­en verpflicht­en. Nun gibt es Kritik aus der Wirtschaft ...

Unsere Verantwort­ung endet nicht an der deutschen Grenze: Es geht um faire Arbeit weltweit. Deutschlan­d hat die Kernarbeit­snormen der Internatio­nalen Arbeitsorg­anisation ILO ratifizier­t. Es geht da zum Beispiel um das Verbot von Kinderarbe­it. Wir können die Augen nicht davor verschließ­en, dass auch Produkte, die bei uns konsumiert werden, zum Teil unter unwürdigen Bedingunge­n hergestell­t werden.

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Foto: Thomas Imo, Photothek, Imago Images Arbeitsmin­ister Hubertus Heil: „Ich halte zwölf Euro Mindestloh­n für eine vernünftig­e Zielmarke.“
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Unsere Titelseite vom 21. Mai.

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