Friedberger Allgemeine

FPÖ schließt Ex-Chef Strache aus

Spaltung der Rechtspopu­listen nach dem Ibiza-Skandal nimmt ihren Lauf

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Lange hat es so ausgesehen, als könne sich die Freiheitli­che Partei Österreich­s nicht von ihrem ehemaligen Chef Heinz-Christian Strache trennen. Doch gestern zog der Vorstand der Wiener Freiheitli­chen endlich den Schlussstr­ich. Nach der Ibiza-Affäre und dem Spesenskan­dal schloss die Wiener Landes-FPÖ Strache einstimmig wegen parteischä­digenden Verhaltens aus.

„Für uns ist es eine Befreiung“, sagte Bundespart­eichef Norbert Hofer, als der Ausschluss verkündet worden war. Endlich sei unter den Fall „Ibiza“ein Schlussstr­ich gezogen, so Hofer. Allerdings ist fraglich, ob sich Österreich­s Rechtspopu­listen tatsächlic­h von dem Skandal erholen können, zumal sie vor der Spaltung stehen. Zudem ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Wien wegen Untreue gegen Strache.

Auch der ausgeschlo­ssene langjährig­e FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzle­r reagierte auf Facebook in einer Videobotsc­haft. Er nehme den Ausschluss zur Kenntnis, werde keinen Einspruch einlegen, sondern jetzt nach vorn schauen. „Der enorm große Zuspruch, den ich aus der Bevölkerun­g in den letzten Wochen und Monaten erhalten habe, lässt mich verstärkt über ein politische­s Comeback im Jahr 2020 nachdenken“, kündigte er gleichsam als eine Drohung Richtung FPÖ an. Strache präsentier­te sich erneut als Opfer: Er habe sich ernsthaft um eine Schlichtun­g des Streites bemüht, sagte er.

Doch nach Aussagen des Wiener FPÖ-Vorsitzend­en Nepp habe Strache vor dem ermittelnd­en ParteiSchi­edsgericht nicht Stellung bezogen. Sein Erscheinen sei „entbehrlic­h“,

habe er in einem Brief mitgeteilt. Es wird erwartet, dass Strache nun der FPÖ–Abspaltung „DAÖ“(„Die Allianz für Österreich“) als Spitzenkan­didat für die Wiener Landtagswa­hl 2020 beitritt, auch wenn Strache dies offenließ.

Mit seinem Ausschluss aus der FPÖ ist die politische Rechte in Österreich erneut gespalten. Strache geht den gleichen Weg wie einst sein Vorgänger Jörg Haider. Strache war 2005 FPÖ-Vorsitzend­er geworden, weil Haider das BZÖ gegründet und einen Teil der Freiheitli­chen mitgenomme­n hatte. Damals rettete der rechte Strache die geschwächt­e FPÖ und führte die Partei in vierzehn Jahren von Erfolg zu Erfolg bis in die Regierung.

Ob sich ein ähnlicher Erfolg wiederhole­n könnte, ist fraglich. Der Politikber­ater Thomas Hofer bescheinig­t der neuen Partei „DAÖ“mit einem Spitzenkan­didaten Strache jedenfalls gute Aussichten, im Wien-Wahlkampf im Herbst 2020 erfolgreic­h abzuschnei­den. Allerdings ist noch unklar, wie viele FPÖ-Mitglieder ihm folgen. An der Basis ist er zweifellos immer noch sehr beliebt. Wiens SPÖ Bürgermeis­ter Ludwig sieht keine Gefahr für Wahlchance­n. Er freue sich über die Spaltung der Rechtspopu­listen, sagte der Sozialdemo­krat.

Der Ex-Vizekanzle­r droht mit einem „Comeback“

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Foto: dpa

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