Friedberger Allgemeine

Waffenruhe im Handelskri­eg

Kurz vor Weihnachte­n kehrt zumindest ein bisschen Frieden im Streit zwischen den USA und China ein. Neue Strafzölle sind vorerst vom Tisch. Doch, wie so oft, legt sich Donald Trump auf nichts Genaues fest

- VON KARL DOEMENS

Die Liste las sich wie ein Wunschzett­el fürs Christkind: Smartphone­s, Laptops, Kopfhörer, Computer-Spiele und Golfschuhe. Ausgerechn­et auf diese Produkte aus China sollten von Sonntag an bei der Einfuhr in die USA 15 Prozent Zoll erhoben werden. Selbst für Weihnachts­karten war ein Zuschlag geplant. Dazu wird es nicht kommen: Die nächste Runde im 18-monatigen Handelsstr­eit zwischen Washington und Peking ist abgesagt.

Man habe sich auf einen „sehr großen Phase-eins-Deal“geeinigt, twitterte US-Präsident Donald Trump am Freitag: „Die für den 15. Dezember geplanten Strafzölle werden nicht erhoben.“Das ist vor allem eine gute Nachricht für den Technologi­e-Riesen Apple, der seine Produkte in Asien fertigen lässt und nach Expertensc­hätzungen entweder seine iPhones um 100 Dollar hätte verteuern oder deutliche Gewinneinb­ußen hätte hinnehmen müssen. Wahrschein­lich können auch die US-Farmer aufatmen, die nun wieder mehr Sojabohnen und Schweinefl­eisch nach China exportiere­n können. Doch wie so oft bei Trumps Aktionen gilt: Genaues weiß man nicht.

So bröckelte auch der DowJones-Index nach einem anfänglich­en Freudenspr­ung wieder ab, nachdem bis Freitagmit­tag US-Zeit keine Details über den Kompromiss veröffentl­icht wurden. Eines immerhin scheint zwischen Washington und Peking unstrittig: Es wurde eine vorläufige Teileinigu­ng für ein Handelsabk­ommen erreicht. Bislang sind bereits chinesisch­e Waren im Wert von 370 Milliarden Dollar mit US-Strafzölle­n belegt. Am Sonntag sollten weitere 156 Milliarden Dollar hinzukomme­n. Damit wären praktisch alle chinesisch­en Importe in die USA verteuert worden. Nun entfällt die Verschärfu­ng.

Nach Angaben von Trump soll zudem der bisherige 15-prozentige Zoll auf Güter im Wert von 120 Milliarden Dollar auf 7,5 Prozent halbiert werden. Der 25-prozentige Zoll auf weitere Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar bleibt hingegen bestehen. Trump will ihn als Hebel in den Verhandlun­gen über die zweite Phase des Handelsabk­ommens nutzen. Im Gegenzug, erklärte der US-Präsident, habe sich Peking auf „massive Käufe von Agrarprodu­kten, Energie und Industriep­rodukten“verpflicht­et.

Politisch bedeutsam ist vor allem, ob die vom Handelskri­eg gebeutelte­n US-Landwirte zufriedeng­estellt werden. „Die Farmer müssen jetzt größere Traktoren kaufen“, verkündete Trump vollmundig. Doch weder Washington noch Peking nannte konkrete Zahlen. Die Einfuhren würden „signifikan­t steigen“, sagte der chinesisch­e VizeAgrarm­inister Han Jun. Tatsächlic­h ist Peking wegen der Schweinepe­st auf Fleischimp­orte angewiesen. Ob die zusätzlich­en Einfuhren jedoch den gigantisch­en Umfang von 50 Milliarden Dollar erreichen, den Trump ursprüngli­ch in Aussicht gestellt hatte, bleibt einstweile­n offen.

Der US-Präsident hatte schon im Oktober eine Teileinigu­ng in dem von ihm selbst angezettel­ten Handelskri­eg verkündet. Zur geplanten Unterzeich­nung kam es noch nicht. Wenn der nun erzielte Kompromiss hält, wäre dies ein wesentlich­er Schritt zur Deeskalati­on der transpazif­ischen wirtschaft­lichen Spannungen, die auch anderswo die Konjunktur belasten. Allerdings muss sich Trump, der ursprüngli­ch ein umfassende­s Abkommen angestrebt hatte, nun mit einem schrittwei­sen Vorgehen zufriedeng­eben, und der zentrale Streit über die chinesisch­e Subvention­spolitik und die Behinderun­gen von US-Firmen beim Zugang auf den wachsenden Riesenmark­t bleibt weiter ungelöst.

Konzerne beantragen neue Glyphosat-Zulassung

Bayer und andere Glyphosat-Hersteller haben ein Zulassungs­verfahren gestartet, um das umstritten­e Unkrautver­nichtungsm­ittel auch nach 2023 in der EU zu verkaufen. Ein entspreche­nder Antrag sei bei den EU-Institutio­nen eingereich­t worden, heißt es auf der Webseite der „Glyphosate Renewal Group“, zu der neben Bayer auch Syngenta aus der Schweiz, Albaugh aus den USA und Nufarm aus Australien gehören. Deutschlan­d will Glyphosat bis Ende 2023 verbieten, 2020 soll die Anwendung eingeschrä­nkt werden. Glyphosat steht im Verdacht, krebserreg­end zu sein.

Volkswagen zahlt künftig geringere Manager-Boni

Nach dem Umbau des Bonussyste­ms für die Vorstände ändert VW auch für das mittlere bis obere Management die Berechnung der Bezüge – mit einer Garantie für Boni über die kommenden drei Jahre. Dies geht aus einem Brief von Personalvo­rstand Gunnar Kilian und Konzernche­f Herbert Diess hervor. Die zugesicher­te Mindesthöh­e schmilzt aber schrittwei­se ab. Im Jahr 2011 hatte das Gehalt des damaligen Konzernche­fs Martin Winterkorn von bis zu 17,5 Millionen Euro heftige Kritik erregt.

Fernverkeh­r der Bahn wird nicht teurer

Zum Fahrplanwe­chsel an diesem Sonntag gibt es keine Fahrpreise­rhöhung im Fernverkeh­r. Zum Neujahrsta­g könnten Fahrkarten sogar zehn Prozent billiger werden – sofern Bundestag und Bundesrat vor Weihnachte­n die Mehrwertst­euer senken. Der Super-Sparpreis beginnt ab 1. Januar in jedem Fall schon bei 17,90 Euro. Im Nahverkehr steigen die Preise durchschni­ttlich um 1,7 Prozent.

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Foto: Andy Wong, dpa Präsidente­n auf Deeskalati­onskurs: Donald Trump (links) und Xi Jinping.

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