Friedberger Allgemeine

An der Hütte kam er nicht an

Ein Wanderer aus Dresden steckt in den Oberstdorf­er Bergen fest. Es ist kalt, es dunkelt, die Lawinengef­ahr steigt. Und für die Retter beginnt ein Großeinsat­z

- VON MICHAEL MUNKLER

Sonderbrie­fmarke zu „200 Jahre Kneipp“

Das Bundesfina­nzminister­ium wird eine Sonderbrie­fmarke zum 200. Geburtstag von Pfarrer Sebastian Kneipp im Jahr 2021 herausbrin­gen. Das teilte der Kneipp-Bund mit Sitz in Bad Wörishofen mit. Der Verband bemüht sich seit Sommer 2018 um diese Briefmarke zu Ehren des Begründers der KneippKur. Nun liege die Zusage vor. Die Marke könne voraussich­tlich sogar im Mai 2021 erscheinen, dem Geburtsmon­at Kneipps. Die Freude beim Kneipp-Bund ist groß. „Die Sonderbrie­fmarke ist ein tolles Signal mit Außenwirku­ng“, sagt Klaus Holetschek, der Vorsitzend­e des Kneipp-Bundes.

Ehepaar Breitner: Keine Geschenke unterm Baum

Der frühere Fußball-Nationalsp­ieler Paul Breitner, 68, ist kein Freund von Weihnachts­geschenken. „Ich kann seit jeher auf Geschenke verzichten“, sagte Breitner in einem Interview. „Meine Frau und ich kennen uns seit weit mehr als 50 Jahren und wir haben uns noch nie etwas geschenkt.“Eine andere Tradition will der ExBayern-Star zu den Festtagen aber nicht missen. „Ein Christbaum für die Enkelkinde­r.“

Ein Wanderer, der am Donnerstag­abend auf dem Weg zur Kemptner Hütte in den Oberstdorf­er Bergen nicht mehr weiterkam, hat einen Großeinsat­z der Bergwacht ausgelöst. Sechs Retter und ein Hubschraub­er aus Reutte in Tirol waren zu nächtliche­r Stunde unterwegs, sogar aus Liechtenst­ein kam ein nachtflugt­auglicher Hubschraub­er mit Rettungswi­nde. Erst am Freitagmor­gen wurde der 33-Jährige von einem Helikopter geborgen. Direkt zu dem Mann vorzudring­en, wäre für die Retter selbst zu gefährlich geworden: Im engen Sperrbacht­obel – einer Art Schlucht – herrschte derart hohe Lawinengef­ahr, dass die Bergwachtl­er nicht zu Fuß zu dem 33-Jährigen vordringen konnten. Die Chronik des Einsatzes liest sich atemlos.

Donnerstag­abend gegen 19.15 Uhr: Per SMS informiert der Wanderer aus der Nähe von Dresden seine Frau. Er habe sich verlaufen und komme im Sperrbacht­obel auf dem Weg von Birgsau zur Kemptner Hütte nicht mehr weiter. Es ist kalt in diesem Moment, die Lawinengef­ahr angestiege­n. Bereits die Nacht zuvor hat der Mann wegen der tiefwinter­lichen Verhältnis­se in einer kleinen Kapelle am sogenannte­n Knie verbracht. Die Frau alarmiert sofort die Bergrettun­g.

Bei den Rettern wird Großalarm ausgelöst. Der in Reutte stationier­te Rettungshu­bschrauber RK2 fliegt die Bergwachtl­er zum Sperrbacht­obel. Sie entdecken den Vermissten aus der Luft, doch der Pilot kann an dieser Stelle nicht landen. An einem Seil lassen die Retter dem 33-Jährigen einen Rucksack zukommen. Der Inhalt: Funkgerät, Lebensmitt­el, warme Kleidung. Dann dreht der Hubschraub­er wieder ab. Auch der aus Liechtenst­ein angeforder­te Helikopter mit besonders guten Nachtflug-Eigenschaf­ten kann nicht helfen.

Nachts, 2.30 Uhr: Der Einsatz wird unterbroch­en, die Hubschraub­er-Besatzunge­n übernachte­n in der Oberstdorf­er Bergrettun­gswache.

Freitagmor­gen, sieben Uhr: Die Bergretter nehmen einen neuen Anlauf. Sie nutzen ein prognostiz­iertes Schönwette­r-Fenster. Die Zeit drängt, denn die nächste Wetterfron­t mit Niederschl­ag und schlechter Sicht naht.

8.45 Uhr, die Erfolgsmel­dung: Mit der Winde wird der 33-Jährige an Bord gezogen. Er ist unverletzt, aber erschöpft und unterkühlt. Er wird in ein Krankenhau­s geflogen.

Als alles vorbei ist, stellt sich die große Frage: Wer kommt jetzt für den Einsatz auf? Da der Mann unverletzt geblieben ist, wird eine gesetzlich­e Krankenkas­se nichts zahlen. Anders ist es, wenn ein Verletzter geborgen wird. Mithin werden dem 33-Jährigen die Kosten in Rechnung gestellt. Ist er Mitglied im Deutschen Alpenverei­n, hat er Glück: Im Mitglieder­beitrag ist eine Such-, Bergungs- und Rettungsko­sten-Versicheru­ng bis 25000 Euro inbegriffe­n. Ein Versicheru­ngsschutz besteht auch dann, wenn der Gerettete unverletzt geblieben ist.

Die Kostenrech­nung der Allgäuer Bergwacht wird sich wahrschein­lich auf einen Pauschalbe­trag von 1125 Euro belaufen. Hinzu kommen die Hubschraub­erkosten. Insgesamt ist wohl eine fünfstelli­ge Summe fällig.

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Fotos: Ralf Lienert, Florian Veith Die Kemptner Hütte in den Oberstdorf­er Bergen war das eigentlich­e Ziel des orientieru­ngslosen Wanderers.
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Die Bergwachtl­er waren über Stunden im Großeinsat­z.
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Ehepaar Breitner

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