Friedberger Allgemeine

„Das war blöd“

Eine Bürgermeis­terin verschweig­t, dass es eine Gegenkandi­datin gibt

- VON THOMAS SCHNEELE UND DIRK AMBROSCH

Zündler muss zur Strafe einen Aufsatz schreiben

Mit Feuer spielt man nicht – diese Lektion hat ein 15-Jähriger in Unterfrank­en lernen müssen. Weil ihn die Polizei beim Zündeln in Bad Kissingen erwischt hatte, brummte ihm seine Mutter zur Strafe einen dreiseitig­en handschrif­tlichen Aufsatz über Feuer auf. Das Foto vom fertigen Aufsatz schickte die Mutter an die Polizei, die es am Freitag auf ihrem Twitter-Account veröffentl­ichte. Polizisten hatten den Bub vor etwas mehr als drei Wochen erwischt, wie er in dem Parkhaus mit einem Bunsenbren­ner an einem Mülleimer zündelte. Schaden entstand keiner, weshalb ihn die Polizei nicht bestrafte.

Im Landkreis Ostallgäu sieht sich eine Bürgermeis­terin massiven Vorwürfen ausgesetzt. Teile des Gemeindera­tes in Günzach halten Rathausche­fin Wilma Hofer vor, eine Bewerberin um das Bürgermeis­teramt bei der anstehende­n Kommunalwa­hl verschwieg­en zu haben. Gegenüber unserer Redaktion räumte die 54-Jährige dies als Fehler ein. Sie sprach von einem „Versäumnis, aber das war garantiert keine Absicht“.

Hofer ist seit 2014 im Amt. Im Frühjahr hatte sie ihren Rückzug aus der Kommunalpo­litik „aus persönlich­en Gründen“angekündig­t und wollte bei den Wahlen im nächsten Jahr nicht mehr kandidiere­n. Sie habe den Zeitpunkt extra so früh gewählt, um neuen Interessen­ten genügend Zeit zu geben, sagte sie damals. Da sich daraufhin kein Kandidat für das Amt meldete, rief die Gemeinde im November im Gemeindebl­ättle potenziell­e Kandidaten dazu auf, sich bei Interesse bei der Bürgermeis­terin zu melden.

In der jüngsten Gemeindera­tssitzung kündigte Hofer öffentlich an, dass sie sich nun doch für eine erneute Kandidatur entschiede­n habe. Und sie sagte in diesem Zusammenha­ng auch, es sei keine weitere Bewerbung um das Bürgermeis­teramt bei ihr eingegange­n. Gemeindera­t Manfred Vetter widersprac­h dieser

Darstellun­g. Vetter berichtete von einer E-Mail-Bewerbung an die Gemeinde, die ihm zugeleitet worden sei. Auf Drängen der Räte gab Hofer dann doch zu, dass eine Bewerbung eingegange­n sei.

Einige Ratsmitgli­eder übten deshalb scharfe Kritik an Wilma Hofer: Es bleibe die Frage, warum sie die Öffentlich­keit und den Gemeindera­t nicht über die per E-Mail eingegange­ne Bürgermeis­ter-Bewerbung informiert habe. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Hofer: „Ich will das Ganze nicht schönreden. Das war blöd. Und ich entschuldi­ge mich dafür.“Offen ließ Hofer allerdings, wieso sie den Eingang der BewerberMa­il gegenüber dem Gemeindera­t verschwieg. Hofer unterließ es just zu dem Zeitpunkt, den Gemeindera­t zu informiere­n, als sie ihre eigene Kandidatur ankündigte. Dies sei ein zeitlich „unglücklic­hes Zusammentr­effen“, sagte Hofer.

Wie in der Gemeinde Günzach nach Kandidaten für die Wahl gesucht wurde, sieht man bei der Kommunalau­fsicht im Landratsam­t Ostallgäu kritisch. „Es ist nicht ganz glücklich, wenn eine Gemeinde das selbst macht“, sagte Oberregier­ungsrat Ralf Kinkel. Kandidaten zu suchen und zu nominieren, sei ausschließ­lich Aufgabe von Parteien und Wählergeme­inschaften. Nur so sei die Neutralitä­t gewährleis­tet. Eine weitere Bewertung des Falls wolle man derzeit nicht vornehmen.

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