Tierquälerei: Die Kontrollen im Stall halfen nicht Bayern kompakt
Warum die Staatsanwaltschaft trotz übler Zustände auf einem Oberallgäuer Hof noch nicht ermittelt
Der Bauernhof im nördlichen Oberallgäu, auf dem in dieser Woche sechs Kühe wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes eingeschläfert und überdies 26 Tiere medizinisch behandelt werden mussten, ist in der Vergangenheit immerhin viermal vom Veterinäramt des Landkreises Oberallgäu kontrolliert worden. Das erklärte am Freitag ein Sprecher der Kreisbehörde auf Anfrage unserer Redaktion. Die letzte dieser Routinekontrollen fand heuer im Juni statt. Dabei gab es einige Beanstandungen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Nachdem der Landwirt Auflagen zur Beseitigung der Missstände bekommen hatte, waren die Mängel zwar sechs Wochen später bei einer Nachkontrolle behoben. Das war aber nicht von Dauer. Vor wenigen Tagen kamen erneut üble Zustände auf dem Hof ans Tageslicht. Etwa ein Drittel der insgesamt 90 Kühe hatte erhebliche Klauenprobleme oder lahmte. Zudem waren die hygienischen Zustände im Stall und die Futtersituation sehr schlecht.
Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) war durch einen anonymen Hinweis auf den Fall aufmerksam geworden.
Weil das LGL jedoch keine Vollzugsbehörde ist, sei das zuständige Landratsamt Oberallgäu eingeschaltet worden, sagte LGL-Pressesprecher Alexsander Szumilas.
Gibt es im Allgäu ein Tierschutzproblem? Im Oberallgäu jedenfalls hatte es laut Landratsreferent Florian Vogel im Jahr 2018 insgesamt 206 Tierschutzkontrollen gegeben, wobei in 77 Fällen Verstöße festgestellt worden sind. Heuer gab es bisher 242 Tierschutzkontrollen und davon 82 Verstöße. Solch ein Fall, wie der jetzige mit gleich mehreren Tieren, die eingeschläfert werden mussten, ist jedoch in den vergangenen Jahren nicht aufgetreten. Waren bei Kontrollen auf dem Hof im nördlichen Oberallgäu in früheren Jahren schon einmal Missstände aufgetreten? Auf diese Frage antwortete Vogel: „Die verspätete Zuziehung eines Tierarztes wurde früher schon einmal vom Veterinäramt beanstandet.“Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz hatte gegenüber unserer Zeitung gesagt, der Betreiber des Hofes müsse nun mit einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechnen. Das dauert aber seine Zeit. Am Freitag war bei der Staatsanwaltschaft Kempten noch kein Verfahren in dieser Sache bekannt. Staatsanwalt Ferdinand Siebert erklärte, in der
Regel würden in solchen Fällen Gutachter hinzugezogen. Bis deren Ergebnisse vorliegen, dauere es meist mehrere Monate. Siebert rechnet deshalb damit, dass im aktuellen Fall das Verfahren seitens der Staatsanwaltschaft frühestens Ende Februar 2020 aufgenommen werde.
Ein Zusammenhang mit dem Tierskandal vom Sommer in Bad Grönenbach (Unterallgäu) besteht übrigens nicht. Die Ermittlungen in diesem Fall gegen 15 Beschuldigte dauern an. Laut Thomas Hörmann von der Staatsanwaltschaft Memmingen sei mit Ergebnissen aus den Gutachten erst im ersten Quartal 2020 zu rechnen.
Nach Kritik: Kollegah darf nicht in München auftreten
Der umstrittene Rapper Kollegah darf nun doch nicht in München auftreten. Der Veranstalter sagte ein für diesen Samstag geplantes Konzert ab. „Die Schwere der berechtigten Vorwürfe gegenüber dem Künstler sowie letztendlich sein Umgang damit“mache die Absage nötig, teilte das Backstage, wo Kollegah auftreten sollte, mit. Bayerns Antisemitismus-Beauftragter Ludwig Spaenle (CSU) hatte das geplante Konzert im November deutlich kritisiert. Aus seiner Sicht hat Kollegah sich nie ausreichend von Antisemitismus-Vorwürfen gegen ihn distanziert.