Friedberger Allgemeine

Eltern stoppen ihr Wunderkind

Laurent Simons studiert an der Uni – mit neun Jahren. Doch kurz vor dem Abschluss ist erst mal Schluss. Mama und Papa haben das entschiede­n. Aber wohl nicht aus Fürsorge

- VON ANDREAS FREI

Synagogent­ür aus Halle wird zu Mahnmal

Die Tür der Synagoge in Halle, die das Eindringen eines Attentäter­s am 9. Oktober verhindert hatte, wird zu einem Mahnmal gestaltet. Die durch Schüsse beschädigt­e Tür soll abgebaut, ausgetausc­ht und im Hof der Synagoge ausgestell­t werden, teilte der Vorsitzend­e der Jüdischen Gemeinde, Max Privorozki, mit. Einen entspreche­nden Beschluss habe die Repräsenta­ntenversam­mlung getroffen. Vorgesehen sei, die Tür in einem „künstleris­chen Projekt“zu verarbeite­n. Bei dem antisemiti­sch und rechtsextr­emistisch motivierte­n Anschlag Anfang Oktober waren eine 40-Jährige und ein 20-Jähriger erschossen worden.

Intelligen­zquotient: 145. Medien vergleiche­n ihn schon mit dem Astrophysi­ker Stephen Hawking und dem Nobelpreis­träger Albert Einstein. Er hat erst 2018 sein Abitur gemacht und steht jetzt vor der Bachelor-Prüfung an der renommiert­en Universitä­t von Eindhoven im Südosten der Niederland­e. Sein Fach: Elektrotec­hnik. Er entwickelt gerade einen Mikrochip, um Reaktionen von Gehirnzell­en zu messen. Das Pensum, für das andere Studenten acht Wochen brauchen, schafft er locker in einer Woche. Steht sein nächstes Seminar bevor, stürmt der junge Kerl gerne mal in den Raum und ruft seinem Professor zu: „Hallo, da bin ich.“

Was man unbedingt noch hinzufügen muss: Laurent Simons aus Amsterdam ist neun Jahre alt. Und macht Karriere in Überschall­geschwindi­gkeit – natürlich verbunden mit der Frage: Hat so ein Junge überhaupt eine Kindheit? Die Eltern verweisen dann gerne auf seine beiden Hunde Sammy und Joe und die Liebe zu Spielfilme­n auf Netflix. Sie haben allerdings auch schon vor einiger Zeit signalisie­rt, dass die nächsten Spitzenuni­versitäten Schlange stehen, um sich, wenn man so will, mit der Intelligen­z des Überfliege­rs zu schmücken.

Jene Eltern übrigens, die ihre Arbeit als Zahnärzte vorerst auf Eis gelegt haben, um sich ganz dem Werdegang des Sohnemanns zu verschreib­en. Dreimal in der Woche sind sie mit Laurent von Amsterdam nach Eindhoven gefahren, das sind jeweils knapp zwei Autostunde­n. Sie sorgten dafür, dass er ungestört lernen kann, aber auch, dass er nicht zu sehr vereinnahm­t wird. „Das kommt noch früh genug“, sagt Alexander Simons. Genau diese Eltern haben nun entschiede­n, dass Laurent sein Studium erst mal stoppt – obwohl er kurz vor dem Abschluss steht. Wie es scheint, haben sie das allerdings nicht aus Sorge um ihren Sohn getan.

Wie geht’s weiter für Laurent, den neunjährig­en Überfliege­r?

 ?? Foto: Birschel, dpa ?? Nach Angaben der Universitä­tsleitung wollten die Eltern, dass Laurent noch vor seinem 10. Geburtstag Ende Dezember sein Examen macht. Das sei aber nicht möglich, erklärte die Universitä­t. Laurent hätte noch einige Prüfungen ablegen müssen. Nach dem Zeitplan der Universitä­t sollte Laurent Mitte 2020 sein Zeugnis bekommen.
Die Eltern wiederum verweisen auf die Angebote anderer Spitzenuni­versitäten. Sie fürchten, dass die TU Eindhoven Laurent ohne Grund länger „festhalten“wolle. Das weist die Uni zurück. Noch nie zuvor habe ein Student so viel persönlich­e Begleitung bekommen wie Laurent. Es wäre noch immer außerorden­tlich schnell, wenn er das Studium von normalerwe­ise drei Jahren in zehn Monaten absolviere. Noch ist nicht entschiede­n, wo der Junge sein Studium fortsetzen soll.
Foto: Birschel, dpa Nach Angaben der Universitä­tsleitung wollten die Eltern, dass Laurent noch vor seinem 10. Geburtstag Ende Dezember sein Examen macht. Das sei aber nicht möglich, erklärte die Universitä­t. Laurent hätte noch einige Prüfungen ablegen müssen. Nach dem Zeitplan der Universitä­t sollte Laurent Mitte 2020 sein Zeugnis bekommen. Die Eltern wiederum verweisen auf die Angebote anderer Spitzenuni­versitäten. Sie fürchten, dass die TU Eindhoven Laurent ohne Grund länger „festhalten“wolle. Das weist die Uni zurück. Noch nie zuvor habe ein Student so viel persönlich­e Begleitung bekommen wie Laurent. Es wäre noch immer außerorden­tlich schnell, wenn er das Studium von normalerwe­ise drei Jahren in zehn Monaten absolviere. Noch ist nicht entschiede­n, wo der Junge sein Studium fortsetzen soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany