Friedberger Allgemeine

Aus dem Leben einer Richterin

Porträt Windräder, Asylverfah­ren und Nachbarsch­aftsstreit: Beate Schabert-Zeidler arbeitete seit 1979 am Gericht. Dabei hat sie viel über die Menschen in der Region gelernt

- VON MIRIAM ZISSLER

Ihr berufliche­r Alltag war immer mit den Geschehnis­sen in Schwaben verbunden. Wenn Beate SchabertZe­idler sagt, dass sie jedes Windrad in der Region kenne und mit einem Augenzwink­ern hinzufügt, dass sie auch jedes kenne, das nicht gebaut wurde, zeigt es die ganze Bandbreite. Als Vorsitzend­e Richterin am Augsburger Verwaltung­sgericht war sie nah dran an den Entscheidu­ngen, die die Menschen bewegen. Ihr Job habe ihr stets Spaß gemacht. Als sich vor zwei Jahren die Akten mit Asylverfah­ren auf ihrem Schreibtis­ch türmten, brachte es die damals 65-Jährige auch nicht fertig, sich einfach in den Ruhestand zu verabschie­den. 2017 verlängert­e sie um zwei Jahre und brachte noch einmal ihr Fachwissen in die aktuellen Fälle mit ein. „Asyl begleitet mich schon mein ganzes berufliche­s Leben. Dabei muss man das emotionale Gefühl von der rechtliche­n Grundlage trennen. Asyl gibt es in Deutschlan­d für aus religiösen, politische­n oder sexuellen Gründen verfolgte Menschen und nicht aus wirtschaft­lichen Aspekten“, erklärt sie. Gerade nach dem Kosovo-Konflikt und der Flüchtling­swelle 2015 gab es am Augsburger Verwaltung­sgericht viele Fälle, die geklärt werden mussten. Auch in diesem Bereich habe sich im Verlauf der Jahrzehnte­n viel verändert.

„Früher war man sehr streng. Wenn jemand den Pass weggeworfe­n hatte, galt die Person schon als unglaubwür­dig“, sagt sie. In den vergangene­n Jahren entschied sie über die Zukunft von vornehmlic­h Syrern, Pakistani und Nigerianer­n. Nicht selten gab es vor Gericht auch Tränen. Etwa wenn ein Flüchtling­sstatus sehnlichst gewünscht war, aber nur ein subsidiäre­r Schutz anerkannt werden konnte. Beate Schabert-Zeidler: „Gerade junge brechung aufgrund von Elternzeit­en und einer Tätigkeit bei der Regierung von Schwaben – war Beate Schabert-Zeidler ausschließ­lich am Verwaltung­sgericht beschäftig­t. Dort setzte sie sich früh für ihre Rechte ein. Inzwischen ist die Mutter von vier Kindern sechsfache Großmutter. Als sie sich 1989 gemeinsam mit einer weiteren Juristin für eine Richterste­lle bewarb, wurde dieses Modell erst zweimal abgelehnt, bevor sie 1990 die Stelle antreten konnte. „Das war damals total unüblich. Später habe ich mir sieben Jahre mit einem Mann die Stelle geteilt“, sagt sie. Abschüttel­n ließ sich Beate Schabert-Zeidler nie, auch nicht bei Gericht, wo sie gerne auch in zivil und vor Ort das Gespräch mit den Menschen gesucht hat – etwa bei Nachbarsch­aftsstreit­ereien. „Da hat sich vieles einfacher klären lassen. Ich war immer für eine einvernehm­liche Lösung, denn der Zeit bin ich auch viel ruhiger geworden und war nicht so impulsiv“, sagt sie und lacht.

Auch wenn ihr der Ruhestand nun wörtlich weitaus mehr „Ruhe“verspreche, habe sie den Spagat zwischen Loslassen und Engagement bislang gut bewältigt. „Ich bin froh, dass ich nun nicht mehr diesen Terminstre­ss habe und da etwas entschleun­igen kann“, sagt sie. Von Freunden wurde sie gewarnt, sich nun erst einmal nicht weitere Engagement­s aufzuhalse­n, um die vermeintli­che Freizeit zu füllen. „Ruhig“wird es tatsächlic­h bei Beate Schabert-Zeidler ohnehin nie: Seit 1996 ist sie als Stadträtin aktiv. Bei der anstehende­n Kommunalwa­hl wird die Bergheimer­in wieder auf der Stadtratsl­iste der Bürgervere­inigung Pro Augsburg kandidiere­n. Sie engagiert sich im Obst- und Gartenbauv­erein Bergheim und wurde gerade erst zum dritten Mal in die Landessyno­de der Evangelisc­hen Kirche gewählt. Sie habe nun in den ersten Wochen in ihrem Ruhestand gemeinsam E-Bike-Ausflüge mit ihrem Mann Karl-Heinz Zeidler genossen, zuletzt auch eine Woche Urlaub im Erzgebirge und in Dresden. „Alles hat seine Zeit. Ich freue mich nun auf den Ruhestand und auf alles, was mich dort erwartet.“

Ernst-Lehner–Stadion ab Montag geschlosse­n

Aufgrund der jährlichen Reinigungs­und Instandset­zungsarbei­ten sind die Sportanlag­e Süd und das Ernst-Lehner-Stadion in der Zeit von Montag, 16. Dezember, bis einschließ­lich Montag, 6. Januar, geschlosse­n. Der Zugang zum beleuchtet­en „Max-Gutmann-Laufpfad“bleibt dagegen von Montag bis Freitag 8 bis 20 Uhr, Samstag 9 bis 18 Uhr und Sonntag 9 bis 13 Uhr geöffnet. An den gesetzlich­en Feiertagen sowie an Heiligaben­d, 24. Dezember, und Silvester, 31. Dezember, wird der „Max-GutmannLau­fpfad“nicht beleuchtet.

Hauswirtsc­hafter an der Berufsfach­schule werden

Die Berufsfach­schule für Ernährung und Versorgung (BFS) Maria Stern veranstalt­et am Donnerstag, 16. Januar, um 19 Uhr einen Infoabend für ihre Berufsausb­ildung. An der BFS können sich Schüler zum Hauswirtsc­hafter oder Assistent für Ernährung und Versorgung ausbilden lassen. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Für Schüler, die den mittleren Schulabsch­luss haben, kann sie auf zwei Jahre verkürzt werden. Durch den Besuch der Berufsschu­le PLUS kann Hochschulr­eife erworben werden.

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 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Beate Schabert-Zeidler ist als Richterin im Ruhestand – arbeitet aber politisch weiter.
Menschen kommen mit großen Erwartunge­n und wollen etwa ihre Familie nachholen“, erklärt sie. Dieser Status könne aber nicht in jedem Fall gewährt werden. Durch ihren Beruf war Beate Schabert-Zeidler immer am Puls der Zeit und erlebt auch, wie sich die Gesellscha­ft innerhalb weniger Jahrzehnte grundlegen­d änderte. In der Zeit der großen Volkszählu­ng von 1987 hätten Tausende Bundesbürg­er gegen den Staat geklagt, weil sie ihre privaten Daten nicht rausrücken wollten. „Heutzutage schreibt jeder alles auf Facebook.“
Genau diese Veränderun­gen sind es, die Beate Schabert-Zeidler immer an ihrem Beruf und an ihrer Kammer bei Gericht gereizt haben. Die 67-Jährige studierte Jura in Augsburg. Nach ihrem Abschluss 1979 schlug sie am Verwaltung­sgericht ihre Laufbahn ein – abgesehen von einer rund zehnjährig­en Unterda gab es dann keinen Gewinner und keinen Verlierer“, sagt sie. Das Pflanzen einer Hecke sei oft die einfachste und beste Lösung gewesen, so die ehemalige Richterin. Alle Seiten anhören und nicht sofort Position beziehen – das hat sie im Verlauf ihres Arbeitsleb­ens gelernt. „Mit
Foto: Silvio Wyszengrad Beate Schabert-Zeidler ist als Richterin im Ruhestand – arbeitet aber politisch weiter. Menschen kommen mit großen Erwartunge­n und wollen etwa ihre Familie nachholen“, erklärt sie. Dieser Status könne aber nicht in jedem Fall gewährt werden. Durch ihren Beruf war Beate Schabert-Zeidler immer am Puls der Zeit und erlebt auch, wie sich die Gesellscha­ft innerhalb weniger Jahrzehnte grundlegen­d änderte. In der Zeit der großen Volkszählu­ng von 1987 hätten Tausende Bundesbürg­er gegen den Staat geklagt, weil sie ihre privaten Daten nicht rausrücken wollten. „Heutzutage schreibt jeder alles auf Facebook.“ Genau diese Veränderun­gen sind es, die Beate Schabert-Zeidler immer an ihrem Beruf und an ihrer Kammer bei Gericht gereizt haben. Die 67-Jährige studierte Jura in Augsburg. Nach ihrem Abschluss 1979 schlug sie am Verwaltung­sgericht ihre Laufbahn ein – abgesehen von einer rund zehnjährig­en Unterda gab es dann keinen Gewinner und keinen Verlierer“, sagt sie. Das Pflanzen einer Hecke sei oft die einfachste und beste Lösung gewesen, so die ehemalige Richterin. Alle Seiten anhören und nicht sofort Position beziehen – das hat sie im Verlauf ihres Arbeitsleb­ens gelernt. „Mit

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