Friedberger Allgemeine

Ex-Ortschef will auf die CSU-Liste

Heim verweist auf mutmaßlich­e Straftat eines Kandidaten

- VON JÖRG HEINZLE

Der Konflikt in der Augsburger CSU brodelt weiter. Es geht um Oliver Heim, bisher Chef des Ortsverban­ds Inningen. Heim kandidiert bei der Stadtratsw­ahl auf der Liste der Vereinigun­g „Wir sind Augsburg“(WSA) – und damit für die Konkurrenz. Der CSU-Bezirksvor­stand hat ihn deshalb seines Amtes als Ortsvorsit­zender enthoben. Doch Heim wehrt sich dagegen – und nutzt dazu auch das mutmaßlich­e Fehlverhal­ten eines CSU-Stadtratsk­andidaten, der in alkoholisi­ertem Zustand Außenspieg­el von Autos abgetreten haben soll. Das bringt die Partei unter Zugzwang.

Der Hintergrun­d des Konflikts sind politische Differenze­n zwischen dem Bezirksver­band der CSU und der CSU-Führung in Inningen. Der Bezirksver­band steht für eine liberale, großstädti­sch geprägte Politik. In Inningen dagegen sieht man sich als Wahrer einer konservati­ven Ausrichtun­g der CSU – und als Kritiker von Kanzlerin Merkel. Bei der Listenaufs­tellung der CSU für die Stadtratsw­ahl scheiterte Oliver Heim. Auch kein anderer Vertreter aus Inningen schaffte es auf die Liste. Die Oberbürger­meister-Kandidatin der CSU, Eva Weber, hatte argumentie­rt: „Die CSU hat eine Liste zusammenge­stellt, die die bürgerlich­e Mitte abbildet. In Inningen gibt es dagegen Personen, die eher am rechten Rand anzusiedel­n sind.“

Heim ließ sich in der Folge für die WSA-Liste aufstellen und wurde, als er nicht bereit war, auf diese Kandidatur zu verzichten, vom CSU-Bezirksvor­stand abgesetzt. Das geschah dem Vernehmen nach einstimmig. Weil Heim Einspruch einlegte, muss nun ein Schiedsger­icht der Partei darüber beraten. Es sollte am Donnerstag tagen, doch nun wurde der Termin offenbar auf Januar verschoben.

Heim argumentie­rt in einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, er sei bereit, den Platz auf der WSA-Liste zu räumen. Aber nur, wenn ihn der Bezirksvor­stand nachträgli­ch für die CSU-Liste vorschlage. Dort müsse wohl ohnehin ein Listenplat­z nachbesetz­t werden. Heim geht davon aus, dass die CSU einen Stadtratsk­andidaten, der offenbar eine Straftat begangen habe, zum Verzicht auffordern wird. Es geht dabei um einen Kandidaten, der im Oktober in Haunstette­n an zwei Autos Außenspieg­el abgetreten haben soll. Wie die Polizei nach dem Vorfall meldete, hatte ein Passant die Polizei gerufen. Eine Streife traf den Tatverdäch­tigen noch in der Nähe an. Der Kandidat, der auf der zweiten Hälfte der CSU-Liste steht, soll angetrunke­n gewesen sein. Er musste „blasen“, das Gerät zeigte einen Wert von knapp einem Promille an. Die Beamten vermerkten hinterher, der Mann habe sich zuerst aggressiv verhalten, als sie ihn zur Rede stellten. Er soll dann aber die Tat eingeräumt haben.

Augsburgs CSU-Vorsitzend­er Volker Ullrich hatte auf Anfrage gesagt, man werde zunächst den Ausgang des Ermittlung­sverfahren­s abwarten und dann das Ergebnis bewerten. Davon hänge auch ab, welche Konsequenz­en gezogen werden müssten. Bis dahin gelte die Unschuldsv­ermutung. In der Partei gibt es aber auch Stimmen, die fordern, der Kandidat müsse runter von der Liste. Der Schachzug von Heim dürfte die Debatte darüber nun anheizen. Der Grund für die Verschiebu­ng des Termins für das Schiedsger­icht sei vor allem, wie es aus Parteikrei­sen heißt, dass Heim einen neuen Anwalt engagieren wolle. Dafür müsse man ihm Zeit einräumen. Für die Partei ist das ungünstig. Schließlic­h rückt der Termin damit näher in Richtung Kommunalwa­hl. Und Misstöne sind für Wahlkämpfe nicht gerade dienlich.

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