Friedberger Allgemeine

Eichmann stellt Stadtrat vor Zerreißpro­be

- VON UTE KROGULL kru@augsburger-allgemeine.de

Bürgermeis­ter Roland Eichmann ist im Stadtrat an einer Niederlage wegen seiner Vorgehensw­eise beim Umbau der Bahnhofstr­aße vorbeigesc­hrammt. Das liegt nicht daran, dass die Stadträte seinen Rechtsbruc­h in erfreulich­en Pragmatism­us umdeuteten. Die Politiker trugen damit vielmehr seiner – wenn auch späten – eindeutige­n Entschuldi­gung für seinen Fehler Rechnung. Und sie wollten Schaden von der Stadt abwenden.

Dessen Auswirkung­en konnte keiner wirklich absehen. Als gesichert gelten jahrelange Verfahren und Prozesse, die Rede ist auch von hohem finanziell­en Schaden für die Stadt. Da sah so mancher im Gremium keinen anderen Weg, als den Fehler des Bürgermeis­ters auszubügel­n. Wichtig ist daher vielen, dass es unabhängig davon eine disziplina­rrechtlich­e Prüfung gibt.

Ohne die Entschuldi­gung hätte es trotzdem anders ausgehen können. Sie war der richtige Schritt. Offenbar hatten mehrere Stadträte dem Bürgermeis­ter deshalb in den letzten Tagen ins Gewissen geredet. Denn viele hätten sich die klaren Worte früher gewünscht. Noch in der Sitzungsvo­rlage nämlich ist der Vorgang so dargestell­t, als ob die Stadträte über die Maßnahmen informiert gewesen wären, aber keine Einwände gehabt hätten. Die Berichters­tattung unserer Redaktion stellte Eichmann als Rufmordkam­pagne dar.

Der Rechnungsp­rüfungsaus­schuss geriet angesichts der komplexen Vorgänge an seine Belastungs­grenze, für den Stadtrat bedeutete das Thema eine Zerreißpro­be. Richard Scharold etwa sprach von der schwersten Entscheidu­ng seiner Laufbahn, während Wolfgang Rockelmann meinte, es hätte eh ein Ja für die Maßnahme gegeben (wenn denn vorab abgestimmt worden wäre). Und während sich Peter Feile vom übrigen Rechnungsp­rüfungsaus­schuss ausgeboote­t fühlte, stellte Claudia EserSchube­rth den Bürgermeis­ter in die Nähe von Donald Trump.

Eine emotionsfr­eie, doch bedenkensw­erte Aussage kam fast am Ende der Debatte von Sven Güntner. Ihm ging es darum zu vermeiden, dass solche Vorgänge in Zukunft noch einmal passieren. Güntner ist nicht der Einzige, der hofft, dass der Dämpfer nachhaltig­e Auswirkung­en auf den sehr von sich überzeugte­n Bürgermeis­ter hat. Der Stadtrat – egal, ob dieser oder der nächste – wird genau hinschauen und ihm Derartiges nicht noch einmal durchgehen lassen.

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