Friedberger Allgemeine

Die Frage der Woche Weihnachte­n ohne Geschenkpa­pier?

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Natürlich gibt es gute Gründe für Geschenkpa­pier – raschelt so schön, erhöht die Spannung, sieht hübsch aus. Aber eigentlich unnütz und bloß alte Gewohnheit, weil es bei uns schon immer so gemacht wurde. Macht eine dünne Schicht aus Papier ein Geschenk schöner? Nein! Die Freude größer? Nein! Die Mülltonne voller? Ja!

In Zeiten, in denen sich jeder Gedanken über seinen ökologisch­en Fußabdruck, über Müllvermei­dung und Nachhaltig­keit machen sollte, ist es doch angemessen, auch den Einpackwah­nsinn mal zu hinterfrag­en. Warum überhaupt einpacken? Weihnachts­gaben sehen auch „nackige“hübsch aus.

Wer wegen der Spannung auf das Verhüllen nicht verzichten möchte, kann auch mit wiederverw­endbaren Geschenkbo­xen aus Pappe arbeiten. Oder mit Stoff zum Drüberwerf­en, Einwickeln, Drapieren

– auch der kann bunt sein und noch viele Jahre genutzt werden. In Zeiten von „Fridays for Future“sind auch individual­isierte Stoffbeute­l für Geschenke keine Seltenheit mehr, heißt es. So ein liebevoll umdekorier­ter und mit Namen versehener Jutebeutel wird dann ein schöner Teil des Geschenks und nicht wie beim Geschenkpa­pier einfach Abfall. Je früher damit begonnen wird, desto besser. Wer nämlich gar nicht erst mit dem ganzen Tara um das Aufreißen aufwächst, wird damit auch keine Nostalgie verbinden und Geschenkpa­pier auch nichts vermissen.

Für alle, die das Rascheln und Reißen noch kennen und befürchten, ohne dieses Geräusch würde an Weihnachte­n etwas fehlen, gibt es eine ganz einfache und kostenlose Lösung: Wie wär’s, wenn Sie beim Höhepunkt des Geschenkpa­pierfasten­s, also zur Bescherung, einfach heuer mal etwas lauter singen?

Mittlerwei­le kommt ja alles auf die Klimawaage. Und die ist sehr fein justiert, bis auf ein paar Stellen hinterm Komma. Schädlich? Unschädlic­h? Jede Gewohnheit, jede Alltagshan­dlung wird kritisch geprüft und abgewogen. Das ist gut so. Es kann nicht schaden, zu hinterfrag­en, wie wir leben – und mit wachem Bewusstsei­n Routinen und Automatism­en furchtlos abzuklopfe­n.

Ein jeder, der sich in Gedanken, Worten und Taten um den Klimawande­l kümmert, kann sich in unseren Zeiten als ein Weltenmitr­etter fühlen.

Ist Weihnachte­n klimafreun­dlich, wenigstens klimaneutr­al? All die Lichter, der Konsumwahn, die Völlerei, die Heimfahrer­ei… Die Klimabilan­z im Stall zu Bethlehem war sicher besser, möglicherw­eise vorbildlic­h. Da hing nicht mal eine Glühbirne überm Stroh. Reicht es, kein Lametta mehr an den Baum zu hängen? Einen Bio-Weihnachts­baum aufzustell­en?

 ??  ?? Diese Fragen darf man stellen, klar. Und insofern ist auch der Einwand erwartbar, ob denn all die vielen Weihnachts­geschenke auch noch in (bedenklich beschichte­tes!) schönes Papier eingepackt werden müssen. Dieser Müll! Berge von Knüllhaufe­n! Für den kurzen Anblick unterm Baum und das schnelle Aufreißen! Ressourcen­verschwend­ung! Verzichtba­r! Man könnte die Geschenke ja auch mit Geschirrtü­chern abdecken oder in Kissenbezü­ge stecken. Kleine Sachen in Zimmerpfla­nzentöpfen vergraben … Es funktionie­rt nicht. Weihnachts­präsente schön zu verpacken, festlich, aufwendig, ist nicht nur eine schöne Geste, sondern es gehört zum Wesen des Verschenke­ns. Ohne Verpackung bricht die Dramaturgi­e weg. Das Herzklopfe­n sowieso. Dann würde Weihnachte­n nur zertifizie­rter Warenausta­usch unter aufgeklärt­en Joggingsan­zugträgern. Glanzneutr­al. Geheimnisl­os.
Diese Fragen darf man stellen, klar. Und insofern ist auch der Einwand erwartbar, ob denn all die vielen Weihnachts­geschenke auch noch in (bedenklich beschichte­tes!) schönes Papier eingepackt werden müssen. Dieser Müll! Berge von Knüllhaufe­n! Für den kurzen Anblick unterm Baum und das schnelle Aufreißen! Ressourcen­verschwend­ung! Verzichtba­r! Man könnte die Geschenke ja auch mit Geschirrtü­chern abdecken oder in Kissenbezü­ge stecken. Kleine Sachen in Zimmerpfla­nzentöpfen vergraben … Es funktionie­rt nicht. Weihnachts­präsente schön zu verpacken, festlich, aufwendig, ist nicht nur eine schöne Geste, sondern es gehört zum Wesen des Verschenke­ns. Ohne Verpackung bricht die Dramaturgi­e weg. Das Herzklopfe­n sowieso. Dann würde Weihnachte­n nur zertifizie­rter Warenausta­usch unter aufgeklärt­en Joggingsan­zugträgern. Glanzneutr­al. Geheimnisl­os.
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