Der Stahlhelm des Professors
August Bier war ein bedeutender Chirurg. Die Prominenten seiner Zeit, vom Großindustriellen Hugo Stinnes bis zum Reichspräsidenten Friedrich Ebert, vertrauten sich seiner Kunst an. Es war eine riskante Kunst, denn die Medizin hatte noch viel zu lernen. Hier aber soll es nicht um die Chirurgie gehen, sondern um eine andere, vorbeugende Großtat des Professors: Als Erfinder des Stahlhelms sorgte August Bier dafür, dass viele potenzielle Patien- ten erst gar nicht auf seinem Operationstisch landeten.
Wir sind jetzt im Jahr 1914. Pro- fessor Bier tauscht im ersten Kriegsjahr seinen Berliner Lehrstuhl gegen den medizinischen Militärdienst ein. Als Marinegeneralarzt besucht er die Lazarette an der Westfront. Was er sieht, erschüttert ihn. Vor allem die furchtbaren Kopfverletzungen vieler Soldaten setzen seinen Erfindungsgeist in Bewegung.
Das Problem: Die Soldaten kämpften diesen neuartigen Krieg immer noch mit den Lederhelmen des zurückliegenden Jahrhunderts. Dem modernen Artilleriefeuer und den umherschwirrenden Schrapnellen hielten die alten Pickel-Lederhauben einfach nicht mehr stand. Was tun?
August Bier stellte sich die Frage, ob man für die Soldaten nicht einen kugelfesteren Helm entwickeln könne. Etwa einen aus Stahl. Er trug seine Überlegung einem physikalisch versierteren Kameraden vor: Hauptmann Friedrich Schwerd war im Zivilberuf Lehrer an der Technischen Hochschule Hannover und griff die Idee des Generalarztes sofort auf. Ja, es müsste technisch möglich sein, einen Helm aus Stahl zu schaffen.
Das konservative Militär ließ sich tatsächlich