Merchings Adventskalender ist eine Klasse für sich
Türchenpaten überraschen mit liebevoller Kreativität und zauberhafter Stimmung – von Barbarazweigen über einen ganzen Chor bis zum echten Esel
Merching Advent ist eine ganz besondere Zeit voller kleiner Geheimnisse und Überraschungen. Ganz besonders Adventskalender zu öffnen, bleibt immer etwas Magisches. Ist der Adventskalender außergewöhnlich, so wie dieser in Merching, bei dem Punkt 18.30 Uhr sogar echte Fenster und Türen geöffnet werden, fiebern selbst diejenigen, die eine Patenschaft für das Türchen übernehmen, schon wochenlang auf den großen Tag hin – denn ein Türchen zu füllen, ist etwas ganz besonders.
Maria Feldmeier, die als Adventsbegeisterte immer schon gerne einmal mitgemacht hätte, reservierte schon im Juli das erste Merchinger Adventsfenster. Der Grundinhalt war klar: natürlich ihre gesamten Sangeskollegen von der Chorgemeinschaft Merching mit Dirigentin Regina Pfeiffer. Nun, am Tag „ihres“Adventskalendertürchens, sind einige aus dem Chor schon am Nachmittag aktiv: Sie schmücken die Fenster mit kunstvoll gefertigten Scherenschnitten, die mit buntem Seidenpapier Motive aus der Weihnachtsgeschichte oder adventliche Figuren wie die Hl. Lucia zeigen. Fehlen darf natürlich nicht die Türchenzahl – in Gold. Eine inzwischen verstorbene Merchingerin, Renate Lachenmair, hat sie liebevoll gebastelt.
Unten in der Teeküche bereitet Maria Feldmeier Plätzchenteller vor, braut Punsch und Glühwein und bestreicht Brote mit einer besonderen pikanten Leckerei: Bitterschokolade, Gänseschmalz, Orangenschalen und arabische Gewürze sind einige der feinen Zutaten. Einige Stunden später strahlen die Scherenschnitte feierlich wie Kirchenfenster in die Nacht und dienen vielfach als Fotomotiv. Als der Chor beginnt zu singen, lauschen die vielen Adventsbegeisterten ganz gespannt. Auch die lustige Geschichte über Flötentöne im Advent kommt gut an. Zum Abschluss singen sogar die Zuhörer mit und nehmen das Angebot zu der kleinen Adventsfeier mit den heißen Getränken und den Leckereien sehr gerne an.
Ein paar Tage später ist Wibke Sachs mitten in den Vorbereitungen. Sie ist seit 2002 dabei, seit Brigitte Mayer und Nicole Ickert den Kalender initiiert hatten. Nur ein einziges Mal hat sie ausgesetzt. Sie ist absoluter Weihnachtsfan und verrät, dass sie auch auf Auslandreisen immer nach einer besonderen Weihnachtsdeko Ausschau hält. Natürlich besucht sie als Initiatorin auch die Fenster der anderen sehr gerne. Es sei beeindruckend, wie kreativ die einzelnen sind. Selbst, wenn sich ein Lied oder eine Geschichte wiederholen sollte, ist es immer anders, findet sie. Genauso, wie die individuell dekorierten Fenster, die Richard Menhart alle fotografiert und in einem kleinen Büchlein festhält.
Und dass der Adventskalender wirklich mit den verschiedensten Überraschungen gefüllt ist, stimmt tatsächlich: Egal, ob es sich um den Nikolaus handelte, der am 6. Dezember beeindruckend viel über die Merchinger Kinder wusste und für jedes Kind ein Päckchen bereithielt, oder über den lebendigen Esel, der unter anderem am 17. Dezember zu bewundern war – jeder hat seinen ganz eigenen Stil. Immer wieder geben die Paten auch eine Kleinigkeit mit, als kleine Erinnerung für die Besucher: Barbarazweige, eine Papierblüte, ein besonderes Plätzchen, jeweils passend zu der ausgewählten Geschichte. Diese kleinen Geschenke, betont Wibke Sachs ausdrücklich, solle, aber keine Verpflichtung sein, ebenso wie die anschließende Bewirtung: Bei manchen ist es eher besinnlich, andere machen aus ihrem Fenster ein kleines Adventsfest.
Für alle soll das Fenster in erster Linie ein Ort zum zusammenkommen sein, um sich gemeinsam auf Weihnachten einzustimmen. Sachs selbst brauche immer eine Inspiration. So wie die Geschichte, die sie dieses Jahr in ihrem Adventskalender fand, um kreativ zu werden. Dieses Mal wird es ein Kreidebild sein – und sie verrät, dass sie für jeden ein kleines Teelicht als Geschenk vorbereitet hat. An diesem Adventsabend brennen viele kleine Windlichter im Garten der Familie Sachs. Im Halbdunkel begrüßt man sich bei Kerzenschein, genießt die heimelige Atmosphäre, singt gemeinsam – und Wibke Sachs liest eine berührende Geschichte, in der es über das Licht geht, das die Dunkelheit immer mehr erhellt, je mehr man davon weitergibt.