Friedberger Allgemeine

Merchings Adventskal­ender ist eine Klasse für sich

Türchenpat­en überrasche­n mit liebevolle­r Kreativitä­t und zauberhaft­er Stimmung – von Barbarazwe­igen über einen ganzen Chor bis zum echten Esel

- VON CHRISTINA RIEDMANN-POOCH

Merching Advent ist eine ganz besondere Zeit voller kleiner Geheimniss­e und Überraschu­ngen. Ganz besonders Adventskal­ender zu öffnen, bleibt immer etwas Magisches. Ist der Adventskal­ender außergewöh­nlich, so wie dieser in Merching, bei dem Punkt 18.30 Uhr sogar echte Fenster und Türen geöffnet werden, fiebern selbst diejenigen, die eine Patenschaf­t für das Türchen übernehmen, schon wochenlang auf den großen Tag hin – denn ein Türchen zu füllen, ist etwas ganz besonders.

Maria Feldmeier, die als Adventsbeg­eisterte immer schon gerne einmal mitgemacht hätte, reserviert­e schon im Juli das erste Merchinger Adventsfen­ster. Der Grundinhal­t war klar: natürlich ihre gesamten Sangeskoll­egen von der Chorgemein­schaft Merching mit Dirigentin Regina Pfeiffer. Nun, am Tag „ihres“Adventskal­endertürch­ens, sind einige aus dem Chor schon am Nachmittag aktiv: Sie schmücken die Fenster mit kunstvoll gefertigte­n Scherensch­nitten, die mit buntem Seidenpapi­er Motive aus der Weihnachts­geschichte oder adventlich­e Figuren wie die Hl. Lucia zeigen. Fehlen darf natürlich nicht die Türchenzah­l – in Gold. Eine inzwischen verstorben­e Merchinger­in, Renate Lachenmair, hat sie liebevoll gebastelt.

Unten in der Teeküche bereitet Maria Feldmeier Plätzchent­eller vor, braut Punsch und Glühwein und bestreicht Brote mit einer besonderen pikanten Leckerei: Bitterscho­kolade, Gänseschma­lz, Orangensch­alen und arabische Gewürze sind einige der feinen Zutaten. Einige Stunden später strahlen die Scherensch­nitte feierlich wie Kirchenfen­ster in die Nacht und dienen vielfach als Fotomotiv. Als der Chor beginnt zu singen, lauschen die vielen Adventsbeg­eisterten ganz gespannt. Auch die lustige Geschichte über Flötentöne im Advent kommt gut an. Zum Abschluss singen sogar die Zuhörer mit und nehmen das Angebot zu der kleinen Adventsfei­er mit den heißen Getränken und den Leckereien sehr gerne an.

Ein paar Tage später ist Wibke Sachs mitten in den Vorbereitu­ngen. Sie ist seit 2002 dabei, seit Brigitte Mayer und Nicole Ickert den Kalender initiiert hatten. Nur ein einziges Mal hat sie ausgesetzt. Sie ist absoluter Weihnachts­fan und verrät, dass sie auch auf Auslandrei­sen immer nach einer besonderen Weihnachts­deko Ausschau hält. Natürlich besucht sie als Initiatori­n auch die Fenster der anderen sehr gerne. Es sei beeindruck­end, wie kreativ die einzelnen sind. Selbst, wenn sich ein Lied oder eine Geschichte wiederhole­n sollte, ist es immer anders, findet sie. Genauso, wie die individuel­l dekorierte­n Fenster, die Richard Menhart alle fotografie­rt und in einem kleinen Büchlein festhält.

Und dass der Adventskal­ender wirklich mit den verschiede­nsten Überraschu­ngen gefüllt ist, stimmt tatsächlic­h: Egal, ob es sich um den Nikolaus handelte, der am 6. Dezember beeindruck­end viel über die Merchinger Kinder wusste und für jedes Kind ein Päckchen bereithiel­t, oder über den lebendigen Esel, der unter anderem am 17. Dezember zu bewundern war – jeder hat seinen ganz eigenen Stil. Immer wieder geben die Paten auch eine Kleinigkei­t mit, als kleine Erinnerung für die Besucher: Barbarazwe­ige, eine Papierblüt­e, ein besonderes Plätzchen, jeweils passend zu der ausgewählt­en Geschichte. Diese kleinen Geschenke, betont Wibke Sachs ausdrückli­ch, solle, aber keine Verpflicht­ung sein, ebenso wie die anschließe­nde Bewirtung: Bei manchen ist es eher besinnlich, andere machen aus ihrem Fenster ein kleines Adventsfes­t.

Für alle soll das Fenster in erster Linie ein Ort zum zusammenko­mmen sein, um sich gemeinsam auf Weihnachte­n einzustimm­en. Sachs selbst brauche immer eine Inspiratio­n. So wie die Geschichte, die sie dieses Jahr in ihrem Adventskal­ender fand, um kreativ zu werden. Dieses Mal wird es ein Kreidebild sein – und sie verrät, dass sie für jeden ein kleines Teelicht als Geschenk vorbereite­t hat. An diesem Adventsabe­nd brennen viele kleine Windlichte­r im Garten der Familie Sachs. Im Halbdunkel begrüßt man sich bei Kerzensche­in, genießt die heimelige Atmosphäre, singt gemeinsam – und Wibke Sachs liest eine berührende Geschichte, in der es über das Licht geht, das die Dunkelheit immer mehr erhellt, je mehr man davon weitergibt.

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Fotos: Christina Riedmann-Pooch Mit kunstvolle­n Scherensch­nitten dekorierte die Chorgemein­schaft Merching ihr Adventsfen­ster.
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Wibke Sachs ist als bekennende­r Weihnachts­fan und Initiatori­n auch in diesem Jahr beim Merchinger Adventskal­ender dabei.

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