Friedberger Allgemeine

Die Fieberprax­is ist eröffnet

Patienten mit Infekten haben jetzt eine Anlaufstel­le im Gehörlosen­zentrum. Sie können ohne Anmeldung kommen. Die Praxis soll die niedergela­ssenen Ärzte entlasten

- VON GERLINDE DREXLER UND JOSEF BRUTSCHER

Patienten mit Infekten haben jetzt eine Anlaufstel­le. Sie können ohne Anmeldung kommen. Die Praxis soll die niedergela­ssenen Ärzte entlasten.

Friedberg Im Landkreis sind dem Gesundheit­samt 96 an Covid-19 erkrankte Personen bekannt. 16 Menschen, die mit dem Virus infiziert waren, sind bereits gestorben. 19 Covid-19 Patienten wurden am Donnerstag in der Klinik behandelt, fünf davon auf der Intensivst­ation. Im Kampf gegen das gefährlich­e Virus ist der Landkreis nun einen Schritt vorangekom­men. Hausärzte sahen sich vom Umgang mit Patienten mit Corona-Verdacht überforder­t, Schutzklei­dung fehlt, Patienten waren verunsiche­rt. Diese Probleme sollen nun ein Ende haben. Abhilfe schaffen zwei sogenannte Fieberprax­en in Aichach und Friedberg. Letztere wurde am Donnerstag offiziell eröffnet.

Der Weg zur neu eröffneten Fieberprax­is im Gehörlosen­zentrum in Friedberg sollte für niemanden ein Problem darstellen. In der ganzen Umgebung dienen Schilder mit der Aufschrift „Fieber-Praxis“als Wegweiser. Seit Donnerstag hat die Praxis geöffnet. In Aichach beim alten Krankenhau­s ist bereits seit Mittwoch eine Fieberprax­is in Betrieb. Die Praxen sollen als Anlaufstel­len für Patienten mit CoronaSymp­tomen oder -erkrankung die niedergela­ssenen Ärzte entlasten.

Besteht der Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronaviru­s oder ist ein Patient bereits positiv getestet, kann er sich ohne Anmeldung in der sogenannte­n Fieberprax­is behandeln lassen. Zwei Behandlung­sräume und ein Warteraum mit Sicherheit­sabständen sind dafür im Gehörlosen­zentrum in Friedberg eingericht­et worden. Besetzt ist die Praxis mit jeweils einem Arzt und einer Arzthelfer­in. Hier würden sich niedergela­ssene Ärzte, die sich freiwillig gemeldet haben, abwechseln, erklärt Dr. Andreas Ullmann, der Versorgung­sarzt des Landkreise­s. „Bei Bedarf kann alles noch erweitert werden.“

Der Gedanke, der hinter den Praxen steht: In der aktuellen Situation ist eine Schwerpunk­tpraxis zum Beispiel mit Schutzklei­dung leichter auszustatt­en und die niedergela­ssenen Ärzte werden entlastet. Anders als in der kürzlich eröffneten Corona-Teststatio­n an der Jugendverk­ehrsschule in Aichach-Nord brauchen Patienten für die Fieberprax­is keine Anmeldung und auch keinen Überweisun­gsschein. Wolle sich ein Landkreisb­ürger mit Symptomen, die auf eine Erkrankung durch Covid-19 hinweisen, nur testen lassen, sei die Corona-Teststatio­n der bessere Weg, sagt Pressespre­cher Wolfgang Müller. Einen Termin bekomme man hier innerhalb von ein bis zwei Tagen, und auch das Testergebn­is liege inzwischen nach rund einem Tag vor.

Hubert Mayer, der neue Geschäftsf­ührer der Kliniken an der Paar, betont, dass man eine Infektion durch Corona nicht auf die leichte Schulter nehmen soll: „Man tut gut daran, mit einem entspreche­nden Ernst an die Lage heranzugeh­en.“Der Geschäftsf­ührer führte Kooperatio­nsgespräch­e mit Krankenhäu­sern im Großraum und kann auf tagesaktue­lle Informatio­nen über die jeweilige Belegung der Intensivbe­tten zugreifen. Er sagt: „Wir können Patienten dort unterbring­en, wo sie ideal behandelt werden.“Auch eine Verlegung an die Uniklinik Augsburg sei eine Option. Durch die neue Fieberprax­is seien Patienten im ambulanten Bereich vor Ansteckung geschützt und die Krankenhau­sressource­n würden geschont, sagt Mayer.

Landrat Klaus Metzger sagt, in der momentanen Situation sei es wichtig, die „Optionen zu nutzen, die wir haben“. Er denkt jedoch schon weiter. Mit den Fieberprax­en soll der Landkreis nicht nur für den Moment, sondern auch für zukünftige Entwicklun­gen gewappnet sein. Wenn über eine Lockerung der Ausgangsbe­schränkung­en nachgedach­t werde, „bedeutet das nicht, dass die Infektions­zahlen nach unten gehen“, macht er deutlich. „Wir werden im Gegenteil damit rechnen müssen, einen Peak zu haben.“

Öffnungsze­iten Die Fieberprax­is in Aichach ist in der Krankenhau­sstr. 11 (beim Eingang des alten Krankenhau­ses) zu finden, in Friedberg in den Räumen des Gehörlosen­zentrums (Oskar-von-Miller-Str. 41). Die Öffnungsze­iten für beide Fieberprax­en sind für den Anfang: Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr und Montag, Dienstag, Donnerstag 14 bis 17 Uhr. Je nach Nachfrage könnten diese angepasst werden.

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Foto: Josef Brutscher In der neu eröffneten Fieberprax­is wechseln sich niedergela­ssene Ärzte und Arzthelfer­innen ab, die sich freiwillig gemeldet haben. Versorgung­sarzt Dr. Andreas Ullmann (rechts) brachte die Praxen auf den Weg.

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