Taxis fahren nun mit Plexiglasscheibe
Als Schutz gibt es nun in vielen Fahrzeugen eine Trennscheibe, die besonders während der Krankenfahrten zum Tragen kommt. Zudem bietet die Taxizentrale seit Kurzem einen Einkaufs- und Bringservice an
In den meisten Taxis in Augsburg gibt es sie bereits: Ähnlich wie in Supermärkten und Apotheken trennt eine Plexiglasscheibe den Fahrerbereich von der Rückbank, wo der Fahrgast Platz nimmt. Denn anders als in Geschäften kann in Taxis der geforderte Mindestabstand nicht eingehalten werden. Um dennoch sowohl Fahrgast als auch Taxifahrer Sicherheit zu bieten, hat sich die Augsburger Taxigenossenschaft eine Reihe an Schutzmaßnahmen einfallen lassen.
209 Taxis sind in Augsburg auf den Straßen unterwegs, die meisten Fahrer sind selbstständig oder in kleinen Unternehmen angestellt. Wie viele von ihnen aktuell überhaupt noch arbeiten, kann Ferdi Akcaglar, Vorsitzender der Taxigenossenschaft, gar nicht sagen. Er berichtet von einem drastischen Rückgang der Aufträge. „Wir erhalten nur noch 15 bis 20 Anrufe pro Stunde.“Zum Vergleich: Sonst kämen in der Zentrale über Hundert Anfragen stündlich rein. Viele Unternehmer hätten daher schon vor Wochen Soforthilfen und Kurzarbeitergeld beantragt. „Für Taxifahrer lohnt es sich immer weniger, die Standzeiten sind zu lange“, sagt Akcaglar. „Viele haben Existenzsorgen.“
Durch die Ausgangsbeschränkungen sei die Taxibranche schließlich noch mehr in Bedrängnis geraten. Seither falle ein Großteil der Aufträge weg. Genauso wie fehlende Schülerfahrten, die das Schulamt organisiert und das ausfallende Wochenendund Nachtgeschäft ein großes Loch in die Geldbeutel der Unternehmer rissen. Das Kerngeschäft bestünde derzeit hauptsächlich aus Krankenfahrten. Akcaglar: „Besonders ältere Menschen müssen weiterhin zum Arzt.“Dazu zählen ambulante und stationäre Aufenthalte im Krankenhaus genauso wie Behandlungen beim Hausarzt oder in der Physiotherapie. Umso wichtiger sei der Schutz innerhalb der Fahrzeuge, erklärt der Vorsitzende. „Wir wollen ein gewisses Maß an Sicherheit bieten.“Ein Aufkleber, der auf der Seitenscheibe der
Taxis klebt, verdeutlicht die Sicherheitsmaßnahmen. „Bitte hinten einsteigen“steht darauf in Fettschrift mit dem Vermerk, dass nicht mehr als drei Personen gleichzeitig mitfahren dürfen. Zugleich müsse der Fahrer die Kontaktstellen wie Türgriffe und Gurt nach jeder Fahrt desinfizieren. Ebenso stellen viele Unternehmer die Bezahlweise Stück für Stück auf kontaktloses Bezahlen um, etwa mittels einer App oder Kreditkarte.
Die sichtbarste Schutzmaßnahme aber ist die Plexiglasscheibe. „Nur noch Taxis mit diesem Trennschutz dürfen Krankenfahrten übernehversichert Akcaglar. Kontrolliert würde dies über ein zentrales Vergabeverfahren. Denn jedes Taxi hat seither im System das Merkmal „Trennschutz“hinterlegt. Ohne dieses bekäme der Fahrer keine Krankenfahrt mehr durch die Taxizentrale angeboten. So könnten Kunden auch gezielt nach Fahrzeugen mit dieser Ausstattung fragen. Übernommen hat die Bestellung des Trennschutzes die Taxizentrale, um flächendeckend die Fahrzeuge auszustatten. „Eine Mundschutzgarantie können wir den Kunden aber nicht anbieten“, erklärt Akcaglar. Es fehle ihnen, so wie vielen anderen
Betrieben auch, an der notwendigen Ausrüstung. „Es ist jedem Fahrer selbst überlassen, ob er mit Handschuhen und Mundschutz fährt.“Krankenfahrten würden allerdings eher robustere Fahrer übernehmen, sagt Akcaglar. Er berichtet von Unsicherheiten der Fahrer, sich anstecken zu können. Erkrankt sei laut Akcaglar jedoch bislang niemand.
Zusätzlich zu den Krankenfahrten bietet die Taxizentrale seit Kurzem auch für das Stadtgebiet und das Umland einen Einkaufs- und Besorgungsdienst an – zum Festpreis um zehn Euro. Ein Novum für die Branche, da Fahrten sonst immen“, mer dem Taxitarif unterliegen und damit teurer sind. Aber: „Wir sind kein Alkoholtransport“, stellt der Vorsitzende mit einem Schmunzeln klar. Der Service richtet sich an diejenigen, die nicht mehr einkaufen gehen könnten. Darüber hinaus zeigt sich Ferdi Akcaglar offen, für Pfleger einen kostenlosen Fahrservice zu ihrer Arbeit anzubieten. Allerdings, anders als es derzeit in München der Fall ist, müssten die Kosten die Stadt und nicht die einzelnen Unternehmer tragen.
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