Zwischen Garten, Kreistag und Tauchgängen
Dasings ehemaliger Bürgermeister Erich Nagl übergibt sein Amt an Andreas Wiesner. Weshalb seine Amtszeit nicht nur von positiven Ereignissen geprägt ist
Dasing Als Erich Nagl am vergangenen Donnerstag zur Arbeit kam, war sein Büro abgesperrt. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Scherz der Kollegen. Vielmehr wollten sie dem noch amtierenden Bürgermeister an seinem letzten Tag eine Freude bereiten. Denn an eine große Feier war wegen der Kontaktbeschränkungen nicht zu denken. So gab es im Büro einen weiß gedeckten Schreibtisch mit Kerzen und Champagner. Die Ehefrau kam zum Frühstück vorbei und der Bürgermeister konnte seinen letzten Tag als solcher festlich begehen. Sogar einen Ober hatten die Angestellten des Rathauses bestellt. Anschließend kam jeder Abteilungsleiter in Nagls Büro und verabschiedete sich von ihm. „Eine schöne Geste“, findet der Freie Wähler, der am Dienstag bei der Gemeinderatssitzung formell sein Amt an Andreas Wiesner übergab.
Doch es war nicht immer eine derart heitere Stimmung im Dasinger Rathaus, wie Nagl berichtet. „Mit der Lärmbelästigung an der Autobahn habe ich mich zehn Jahre lang herumgeschlagen“, erinnert sich der ehemalige Bürgermeister. „Trotzdem haben wir nichts erreicht. Das ist äußerst unbefriedigend.“Die Anwohner seien an ihn herangetreten, um über die Problematik zu sprechen. Nagl versuchte es, der Erfolg blieb aus. „Eine Lösung wäre gewesen, zumindest von 22 bis sechs Uhr ein Tempolimit von 120 km/h einzuführen. Doch selbst das hat der Freistaat nicht zugelassen.“Eine Beschränkung während der Nachtzeit sei eine günstige und schnelle Lösung. „So zieht sich das Thema bis in die Gegenwart und verschlingt Gelder im Millionenbereich“, sagt Nagl.
Diese Zeit hat ihn sichtlich geprägt, insgesamt seien seine beiden Amtsperioden jedoch sehr positiv zu bewerten, sagt der 64-Jährige. „Eigentlich sollte mit 60 Jahren Schluss sein“, sagt Nagl. Dieser Gedanke stamme jedoch aus seiner Zeit als selbstständiger IT-Consultant. „Nach meiner ersten Amtszeit war ich 58. Die eineinhalb Jahre hätte ich auch noch überbrückt. Aber dann entschied ich mich, nochmals zu kandidieren.“Und das sei kein Fehler gewesen. „Spaß ist zwar das falsche Wort. Aber ich bin immer gerne aufgestanden und zur Arbeit gegangen.“Zudem sei der Beruf anspruchsvoll, nicht ganz einfach, aber zufriedenstellend. „Man kann viel bewegen“, fügt Nagl hinzu.
Das hat er nach eigener Einschätzung auch getan. Die Gemeinde setzte unter seiner Führung auf Nachhaltigkeit. Dabei habe er neben der Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, dem Vorhalten von Ökoflächen und der Modernisierung der Kläranlage auch die Wertstoffsammelstelle neu gebaut.
Eine große Herausforderung sei zudem der neue Kindergarten mit einem Investitionsvolumen von etwa fünf Millionen Euro gewesen. Auch das Gewerbegebiet Acht300 in Kooperation mit der Stadt Aichach wurde unter Nagls Leitung fertiggestellt. In Nagls letzter Gemeinderatssitzung wurde zudem die letzte freie Fläche veräußert.
Groß sei auch die Herausforderung der aktuellen Krise. Erleichtert oder gar froh, dass er die Gemeinde da nicht mehr führen muss, ist Nagl jedoch nicht. „Es gibt immer wieder unangenehme Situationen. Die sind da, um sie zu lösen.“Lösen musste Nagl in seiner Amtszeit viele Probleme. Was ihm dabei jedoch aufstieß, waren die langen Entscheidungsprozesse. „Dafür gibt es bürokratische Gründe. Als ITler kannte ich eine schnelle Entscheidungsfindung. An die langsamere musste ich mich erst gewöhnen“, sagt Nagl.
Nun genießt er jedoch seinen Ruhestand. „Ich tauche sehr gerne“, erklärt Nagl. „Es gibt einige Tauchgebiete auf der To-do-Liste.“Auch seien viele Aufgaben am Haus und im Garten an seiner Frau hängen geblieben. „Das wird sich nun ändern“, sagt Nagl lachend. Außerdem ist er als Politiker nicht ganz weg vom Geschehen. „Ich bin noch Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, zudem im Kreistag aktiv.“
Auch wenn der Abschied ihm schwerfällt, freut sich Nagl auf die Freiräume in seinem neuen Lebensabschnitt. So möchte er sich auch, sollte es die Situation bald erlauben, persönlich von allen Wegbegleitern verabschieden. Dann aber eher mit einem Weißwurstfrühstück. Denn den Champagner gab’s nur für ihn und seine Frau.
Nicht ganz einfach, aber zufriedenstellend