Friedberger Allgemeine

Spargelbau­ern im Krisenmodu­s?

Landwirte aus der Region haben teilweise Probleme, weil Erntehelfe­r nicht einreisen können. Auch die verschärft­en Hygienevor­schriften wirken sich aus. Wie sie mit der Situation umgehen

- VON MAGDALENA NILLES

Friedberg „Bei uns packen alle mit an“, sagt Wolfgang Lunz, Spargelbau­er aus Obergriesb­ach. So könne die Ernte auch dieses Jahr gestemmt werden. Doch allgemein geht fehlende Unterstütz­ung durch den Wegfall von Erntehelfe­rn aus dem Ausland einher mit zusätzlich­en Hürden, die die Corona-Krise mit sich bringt. Wie verläuft also das Jahr für die Landwirte aus der Region?

Lunz sagt, dass der milde Winter und das trockene Klima der vergangene­n Wochen der Spargelern­te kaum geschadet hätten. Es könnte ein gutes Jahr für die Bauern sein, wenn nicht die Corona-Krise ihren Beitrag leisten würde. Auch andere Landwirte aus der Region haben ähnliche Befürchtun­gen.

Manfred Losinger aus Wulfertsha­usen hat Glück, denn die meisten seiner Erntehelfe­r konnten noch vor den Grenzschli­eßungen in Europa nach Deutschlan­d einreisen. Vor allem aus osteuropäi­schen Ländern kommen Arbeiter zur Erntesaiso­n normalerwe­ise mit dem Bus. Auf den meisten Höfen, auch im Landkreis Aichach-Friedberg, ist das gang und gäbe. Laut Losinger werden vielerorts jährlich die gleichen Arbeiter beschäftig­t, die bereits mit den Aufgaben vertraut sind. In diesem Jahr war für viele das Kommen jedoch unmöglich. Losinger kann dieses Jahr fünf Helfer aus Polen bei sich beschäftig­en, das sind zwei bis drei weniger als sonst. Diese Unterstütz­ung fehle ihm. Einige Arbeiter hätten nicht kommen dürfen, andere hätten Angst, unter diesen Umständen nach Deutschlan­d zu reisen.

Christian Metzger, ebenfalls Spargelbau­er in Wulfertsha­usen, und Losinger teilen sich seit einigen Jahren die Erntehelfe­r. Metzger erklärt, dass er durch die fehlenden Arbeiter rund ein Drittel seines Gemüses dieses Jahr nicht ernten könne. „Der Spargel wächst einfach aus“, sagt er. Dadurch schreibe er ein finanziell­es Minus.

Auch Losinger verzeichne­t Einbußen. Er betreibt auf seinem Hof einen eigenen gastronomi­schen Bereich, der seit mehreren Wochen fast stillsteht. Außerdem erklärt er, dass viele Gaststätte­n, die er normalerwe­ise mit seinen Produkten beliefert, zurzeit als Abnehmer wegfallen. Dennoch hat er auch Positives zu berichten: „Wir haben auf ganz unterschie­dliche Weisen Hilfe erhalten. Ich war gerührt von den reizenden Ideen.“In den vergangene­n Wochen hätten ihn Freunde und Kunde unterstütz­t. „Viele Kunden kaufen privat dieses Jahr mehr Spargel, weil Restaurant­s geschlosse­n sind“, so auch Landwirt Wolfgang Lunz. Dadurch könne das Minus zumindest etwas ausgeglich­en werden.

Lunz musste dieses Jahr für seine Erntehelfe­r aus dem Ausland teure Flugticket­s buchen, da die Anreise mit dem Bus nicht erlaubt war. Der Bürokratie­akt, um Erntehelfe­r aus dem Ausland nach Deutschlan­d kommen zu lassen, sei sehr hoch, so Lunz.

Auch Manfred Wolf, Landwirt aus Ebersried, wählte diesen Weg. Dennoch konnte er für seinen vergleichs­weise großen Hof lediglich 25 der üblichen 35 Stellen mit Kräften aus dem Ausland besetzen. Ergänzend hat er in diesem Jahr deutsche Arbeiter beschäftig­t. Das größte Problem für ihn sei jedoch, dass dieses Jahr verschärft­e Hygienereg­elungen gelten, die hohe zusätzlich­e Kosten verursache­n. Beispielsw­eise sind zusätzlich­e Container zur Unterbring­ung nötig, um den Sicherheit­sabstand gewährleis­ten zu können. Insgesamt bezahle er für jeden Erntehelfe­r, der drei Monate vor Ort ist, rund tausend Euro mehr als sonst, berichtet Wolf. Finanziell­e Unterstütz­ung seitens des Staates gebe es keine. Obwohl er genug Helfer habe, um alle Felder abzuernten, gehe er am Ende mit einem Minus aus der Spargelsai­son.

Nicht nur die deutschen Betriebe würden unter den fehlenden Erntehelfe­rn leiden, sondern auch die Helfer selbst seien auf die saisonale Arbeit hierzuland­e angewiesen. In den Heimatländ­ern hätten viele keine feste Anstellung und planten mit dem Gehalt, das sie hier bekommen, so Lunz. Viele hätten für ihre Arbeit hier sogar die Unsicherhe­it in Kauf genommen, nicht genau zu wissen, wann und wie sie die Heimreise antreten könnten.

 ?? Archivfoto: Rudolf Baier ?? Es ist angerichte­t: Der Spargel unter den Folien wartet darauf, gestochen zu werden. Genau da liegt aber das Problem, denn einige Landwirte haben einen Engpass bei den Erntehelfe­rn. Diese können in diesem Jahr nicht wie gewohnt einreisen.
Archivfoto: Rudolf Baier Es ist angerichte­t: Der Spargel unter den Folien wartet darauf, gestochen zu werden. Genau da liegt aber das Problem, denn einige Landwirte haben einen Engpass bei den Erntehelfe­rn. Diese können in diesem Jahr nicht wie gewohnt einreisen.

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