Tattoo-tata
Ist man mit Tätowierung ein schlechterer Polizist?
Früher trugen Seefahrer, Zuhälter oder Knackis Tätowierungen. Gerne selbst gestochen. Heute heißt es, das Tattoo sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Unabhängig von der Frage, ob das angesichts der Qualität vieler Tattoos eine gute Nachricht ist, stimmt es nicht. Viele Berufsgruppen können sich eben nicht einfach tätowieren lassen.
Polizisten zum Beispiel. Das Bayerische Beamtengesetz verbietet ihnen das Tragen eines sichtbaren Tattoos. Polizeioberkommissar Jürgen Prichta will aber unbedingt einen „Aloha“-Schriftzug auf dem Unterarm haben, als Erinnerung an tolle Flitterwochen auf Hawaii. Er ist dafür bis vors Bundesverwaltungsgericht gezogen.
Viele Polizisten, gerade jüngere, wollen eine Tätowierung tragen, dürfen das aber nicht, weil es aus Sicht ihres Arbeitgebers, also des Staats, deren Neutralität und Autorität beeinträchtigt. Wie ein Tattoo die Neutralität gefährden kann – solange es nicht extremistisch, diskriminierend oder strafbar ist –, erschließt sich nicht so leicht. Bei der Autorität verhält es sich so: Es gibt eine Studie der Polizeihochschule RheinlandPfalz, wonach tätowierte Beamte weniger Respekt und Vertrauen genießen – kurioserweise auch bei tätowierten Menschen. Wer jetzt meint, die Polizei habe größere Probleme als die Tattoos ihrer Beamten: Das ist ein großes Problem. Denn die Polizei findet zu wenig Nachwuchs. Sie kann es sich nicht leisten, junge Leute nur wegen deren Tattoos abzulehnen. Auch deshalb gab es zuletzt Bewegung. Klagen hatten Erfolg, Länder lockerten ihre Regelungen. Bayern nicht.
Zu Recht, entschied das Bundesverwaltungsgericht am Donnerstag. Ein sichtbares Tattoo sei mit der Neutralitäts- und Repräsentationsfunktion eines Polizisten unvereinbar. Daraus darf man aber jetzt nicht schließen, dass Polizisten nicht zur Mitte der Gesellschaft gehören …