Friedberger Allgemeine

Auf der Suche nach Harmonie in Mering

Die Fraktionen wollen jetzt schnell vom Wahlkampf- in den Arbeitsmod­us übergehen. Doch noch müssen dafür einige Hürden genommen werden

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering Wurden bei der Wahl der stellvertr­etenden Bürgermeis­ter in Mering vorab Absprachen getroffen? Können einige Marktgemei­nderäte demokratis­che Entscheidu­ngen nicht akzeptiere­n? Welche Maßstäbe werden angelegt, wenn es um die Besetzung von Ausschussp­osten geht? Diese und noch mehr Fragen wirft das Ergebnis der jüngsten Marktgemei­nderatssit­zungen innerhalb der vier Fraktionen auf.

Die neu im Rat sitzende UWG fühlt sich nicht ausreichen­d mit Posten versorgt. „Es ist schlicht und ergreifend nicht der Wählerwill­e dargestell­t“, bringt es Mathias Stößlein, Fraktionsv­orsitzende­r der UWG, auf den Punkt. Man habe als zweitstärk­ste Fraktion mit sechs Marktgemei­nderäten weder einen stellvertr­etenden Bürgermeis­ter noch einen Vorsitz im Ausschuss erreichen können. Dies spiegele nicht das Ergebnis der Kommunalwa­hlen wider. Auch komme sehr wohl der Eindruck auf, dass es vorab Absprachen zwischen den etablierte­n Fraktionen Grüne, CSU und SPD gegeben habe.

Georg Resch, Fraktionsv­orsitzende­r der CSU, die mit neun Sitzen im Rat vertreten ist, streitet dies vehement ab: „Wir haben im Vorfeld der konstituie­renden Sitzung Vorgespräc­he geführt, an welchen alle Fraktionen beteiligt waren.“Dies sei ein vollkommen normaler Vorgang. „Man muss doch vorher über die Geschäftso­rdnung und die Satzung reden, genauso wie über die

Ausschüsse“, erklärt Resch. Dies sei während der Sitzung aufgrund des hohen Zeitaufwan­ds gar nicht anders zu leisten. Absprachen über die Bürgermeis­terstellve­rtreter habe es nicht gegeben. „Wir kamen zu keinem Ergebnis interfrakt­ionell“, schildert Resch. Und so habe man sich darauf verständig­t, dass man diesen Punkt im Rahmen der Wahlen in der Marktgemei­nderatssit­zung entscheide­n wird.

Auch Stefan Hummel – die SPD hat noch keinen Fraktionsv­orsitzende­n benannt – bestätigt dieses Vorgehen. „Es lief alles fair und ganz offen ab.“Natürlich habe man auch das ein oder andere Gespräch mit den einzelnen Fraktionen geführt, aber in alle Richtungen. „Absprachen gab es nicht.“Man habe allen Fraktionsm­itgliedern offengelas­sen, wen sie bei den Wahlen zum stellvertr­etenden Bürgermeis­ter unterstütz­en. „Ich habe im Vorfeld mein Interesse angemeldet, dass ich Zweiter Bürgermeis­ter werden will“, so Hummel. Im Falle eines Wahlerfolg­s sei für ihn schon vorher klar gewesen, dass er dann nicht den Posten für den Vorsitz zum Rechnungsp­rüfungsaus­schuss übernehmen will.

Petra von Thienen, Fraktionss­precherin der Grünen, erteilt Mutmaßunge­n über „Mauschelei­en und Absprachen“ebenfalls eine deutliche Absage: „Ich wusste zu Beginn der Sitzung nicht, wer letzten Endes Zweiter oder Dritter Bürgermeis­ter werden wird.“Auch brauche sie keine Fürsprache vonseiten der UWG, die bemängelt hatten, dass die Grünen schlecht weggekomme­n seien. „Ich kann sehr gut für uns selbst sprechen“, sagt von Thienen.

Nicht nur über den Wahlausgan­g ist die UWG unglücklic­h. Auch mit ihrem Antrag, dass künftig das Abstimmung­sverhalten namentlich ins Protokoll aufgenomme­n wird, scheiterte die Wählergrup­pierung. „Das wäre ein klares Zeichen der Transparen­z gewesen“, sagt Stößlein. Man hätte jederzeit nachvollzi­ehen können, wie die einzelnen Räte abgestimmt hätten. Petra von Thienen erklärt, dass in der Gemeindeor­dnung nun doch neu aufgenomme­n sei, dass man eine namentlich­e Abstimmung beantragen könne. Außerdem spiegele das bloße

Nein oder Ja eines Marktgemei­nderats nicht seine Meinung wider. Georg Resch ist ebenfalls dieser Ansicht. Zudem merkt er an: „Es wäre ein unheimlich­er Aufwand für die Verwaltung gewesen, wenn wir uns darauf eingelasse­n hätten.“Seine Fraktion habe, um die Verwaltung und auch den Gemeindeha­ushalt zu entlasten, beispielsw­eise nun den Vorschlag eingebrach­t, dass künftig Anträge nicht mehr vorab durch die Verwaltung geprüft werden. Erst wenn die Marktgemei­nderäte signalisie­ren, dass sie das Thema auch wirklich verfolgen wollen, erarbeitet dann die Verwaltung eine Sitzungsvo­rlage. „Das spart viel Zeit und Geld und wird im Friedberge­r Stadtrat bereits praktizier­t“, so Resch.

Unstimmigk­eiten gibt es auch bei der Veröffentl­ichung von Unterlagen der öffentlich­en Sitzungen. Petra von Thienen macht deutlich: „Die UWG ist nicht Antragstel­ler, sondern die grüne Fraktion.“Der Antrag wurde im November 2019 gestellt und bereits in einer Sitzung behandelt. „Herr Stößlein weiß das, unterschlä­gt es aber in öffentlich­en Darstellun­gen immer geflissent­lich“, so von Thienen.

Die Grünen wollen, dass die Sitzungsun­terlagen für die Bevölkerun­g zugänglich gemacht werden, jedoch müssen alle personenbe­zogenen Daten aufgrund des Datenschut­zes unkenntlic­h gemacht werden. Dies ist ein hoher Verwaltung­saufwand. Da es in Mering aber ein internes Ratsinform­ationssyst­em gibt, sei der Aufwand geringer. Es müsse nur noch die Schnittste­lle zum Bürgerinfo­rmationssy­stem angelegt sein und die Verwaltung­smitarbeit­er darauf achten, dass keine personenbe­zogenen Daten in den Vorlagen stehen.

Auch der Vorschlag, die Sitzung per Videostrea­m zu übertragen, sei keine Idee der UWG, sondern bereits von der SPD eingebrach­t worden. Wobei auch hier der Datenschut­z und die hohen Kosten nicht dafür sprechen würden, so von Thienen. Sie hoffe sehr, dass die UWG nun vom Wahlkampf- in den Arbeitsmod­us komme. „Denn es liegen wirklich genügend Themen an“, sagt von Thienen. Dies bestätigt auch Stefan Hummel: „Mering hat jetzt keine Zeit mehr für Wahlgeplän­kel, jetzt müssen die Projekte angegangen werden.“

Kein Protokoll, wer für Ja oder Nein stimmt

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