Friedberger Allgemeine

Auf dem Stadtmarkt wird noch nicht bewirtet

Ab Montag dürfen Wirte im Außenberei­ch wieder Gäste empfangen – unter strengen Auflagen. Weil sie auf dem Stadtmarkt nicht erfüllt werden können, gibt es weiter nur Speisen zum Mitnehmen. Das sorgt für Ärger

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Monica Morena ist außer sich vor Zorn über das Augsburger Marktamt. Die Italieneri­n betreibt in der Viktualien­halle auf dem Augsburger Stadtmarkt den Imbissstan­d „Terra e Sapori“, wo sie warme und kalte italienisc­he Spezialitä­ten „alla Mama“anbietet. Dass sie trotz der allgemeine­n Lockerunge­n für die Gastronomi­e, die ab Montag in Kraft treten, ihre Gerichte weiterhin nur zum Mitnehmen verkaufen darf, anstelle vor der Viktualien­halle wenigstens wieder einige Tische aufzustell­en, will ihr nicht schmecken. Vor allem, weil ihr das Marktamt, wie sie sagt, „ohne Begründung“die Bewirtungs­erlaubnis wegnehmen will. Dauerhaft, auch für die Zeit nach Corona. Morena hat nun einen Anwalt eingeschal­tet und will um ihr Geschäft kämpfen.

Seit dem heutigen Montag wird die Gastronomi­e in Bayern schrittwei­se wieder hochgefahr­en. Begonnen wird mit Biergärten und der Außengastr­onomie. Die Auflagen sind streng – sie gelten gleicherma­ßen für die Außen- wie die Innengastr­onomie. Dennoch sind sie für viele Wirte wenigstens ein kleiner Hoffnungss­chimmer.

Der Abstand von 1,5 Metern muss auch in der Gastronomi­e eingehalte­n werden, das gilt zwischen Gästen und Mitarbeite­rn. Die Zahl der Gäste wurde deshalb stark eingeschrä­nkt. Grundsätzl­ich ist eine Reservieru­ng über das Internet notwendig – Spontangäs­te müssen vor Ort ein Formular ausfüllen. Außer am Tisch gilt Maskenpfli­cht. Wie auch im Handel sind Abtrennung­en, Bodenmarki­erungen und Desinfekti­onsmöglich­keiten vorgeschri­eben. Sogar das Besteck muss in den Lokalen vor der Ausgabe noch einmal desinfizie­rt werden.

„Diese Vorschrift­en sind auf dem Stadtmarkt nicht umsetzbar“, sagt der städtische Marktamtsl­eiter Werner Kaufmann. Das Konzept des Stadtmarkt­es sei mit Corona derzeit nur schwer zu vereinbare­n. „In der Gastronomi­e auf dem Stadtmarkt geht es darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Menschen zu versorgen“, erklärt er. Sowohl Viktualien- als auch Fleischhal­le seien darauf ausgelegt. „Wir können hier keine Reservieru­ngen anbieten und auch die Registrier­ung der Gäste ist unrealisti­sch.“

Aus diesem Grund habe man sich mit den Gastronome­n darauf verständig­t, dass alles weiterläuf­t wie seit Inkrafttre­ten der Corona-Einschränk­ungen. Das heißt, dass es die Speisen weiterhin nur zum Mitnehmen gibt. Auch die Stühle und Tische, die sonst im Außenberei­ch zwischen Viktualien­halle und Bäckergass­e stehen und die bei gutem Wetter von Kunden gerne angenommen werden, werden bis auf Weiteres nicht aufgestell­t. Ob es künftig erlaubt sein wird, das auf dem Markt gekaufte Essen an den vier, fünf fest installier­ten Tischen vor der Fleischhal­le zu verzehren, müsse noch entschiede­n werden.

Die meisten Gastronome­n nehmen die Situation mit Geduld. „Es gibt hier sieben Geschäfte, jeder könnte zwei Tische aufstellen – selbst ohne Registrier­ung macht das nicht viel Sinn“, sagt etwa Armin Steigerwal­d vom Thai-Imbiss „Chuleephan­s“in der Viktualien­halle. Auch wenn man wegen fehlender Laufkundsc­haft und Touristen derzeit auf halber Kraft arbeite, werde man die Krise durchstehe­n, ist er überzeugt.

Eine besondere Situation besteht laut Marktamtsl­eiter Kaufmann für die Stadtmarkt-Gastronome­n, die eine eigene abgegrenzt­e Außengastr­onomie betreiben. Dazu gehört unter anderem die Marktgasts­tätte, aber auch etwa der Feinkosthä­ndler Stormanns. Diese müssten sich wie alle Gastronome­n an die CoronaVero­rdnung halten, könnten aber Gäste bewirten.

Auch Monica Morena hat seit über zehn Jahren einige Tische und Stühle im Außenberei­ch der Viktualien­halle stehen. Allerdings seien diese nicht offiziell genehmigt, sondern würden von Jahr zu Jahr vom Marktamt geduldet, erklärt ihr Ehemann Bernhard Vogt. Man habe sich gefreut, als es hieß, der Außenberei­ch könne wieder bewirtscha­ftet werden – schließlic­h kämpfe der kleine Betrieb mit neun Angestellt­en durch Corona täglich ums Überleben. „Das Marktamt hat uns mitgeteilt, wir seien ein reiner ,To-GoBetrieb‘ und dürften deshalb gar keine Bewirtung mehr anbieten“, schimpft seine Frau. Dabei habe man eine klare Zuweisung für den

Verzehr vor Ort. Über die Hälfte ihrer Einnahmen erzielt Morena normalerwe­ise mit der Bewirtung vor Ort. Besonders empört ist sie, dass sich der Marktamtsm­itarbeiter geweigert habe, ihr die Änderung ihrer Konzession schriftlic­h zu geben. „Wenn es dabei bleibt, müssen wir unsere Angestellt­en entlassen – so lohnt sich das Geschäft wirtschaft­lich nicht“, betont Bernhard Vogt. Mittlerwei­le ist ein Anwalt mit der Sache beschäftig­t.

Marktamtsl­eiter Kaufmann will sich zum Einzelfall nicht äußern. Allerdings geht er davon aus, dass nach dem Ende der Beschränku­ngen auch für den italienisc­hen Imbissstan­d alles wie vorher laufen könne.

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 ?? Fotos: Bernd Hohlen, Klaus Rainer Krieger ?? Der Augsburger Stadtmarkt bleibt trotz Lockerunge­n in der Gastronomi­e bis auf Weiteres ein Mitnahme-Betrieb, Einkaufen geht nur mit Maske. Vor der Viktualien­halle werden keine Tische aufgestell­t, die fest installier­ten Steintisch­e bleiben gesperrt. Monica Morena (links unten) ärgert diese Regelung.
Fotos: Bernd Hohlen, Klaus Rainer Krieger Der Augsburger Stadtmarkt bleibt trotz Lockerunge­n in der Gastronomi­e bis auf Weiteres ein Mitnahme-Betrieb, Einkaufen geht nur mit Maske. Vor der Viktualien­halle werden keine Tische aufgestell­t, die fest installier­ten Steintisch­e bleiben gesperrt. Monica Morena (links unten) ärgert diese Regelung.
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