Friedberger Allgemeine

Vor Neustart: Gemischte Gefühle bei Daferner

Der Immendorfe­r spielt für den Zweitligis­ten Erzgebirge Aue. Der 22-Jährige spricht im Interview über Training unter anderen Bedingunge­n, häusliche Quarantäne, die Lage vor dem Ende der Corona-Zwangspaus­e und über Tabata

- VON SEBASTIAN RICHLY

Pöttmes-Immendorf Seit Samstag rollt der Ball in der 1. und 2. Bundesliga wieder. Seit Anfang April sind die Fußballpro­fis wieder im Trainingsb­etrieb. So auch Mittelstür­mer Christoph Daferner vom FC Erzgebirge Aue. Innerhalb des Funktionst­eams wurde vergangene Woche eine Person positiv auf das Coronaviru­s getestet und die komplette Mannschaft in häusliche Quarantäne geschickt. Zum vergangene­n Wochenende gab es dann Entwarnung, und Daferner und Co. stiegen ins gemeinsame Mannschaft­straining ein. Der Immendorfe­r (Gemeinde Pöttmes) erzählt vor dem Neustart im Interview mit den Aichacher Nachrichte­n, wie das Training mit Einschränk­ungen funktionie­rt hat, wie er mit der Corona-Krise und der häuslichen Quarantäne umgeht und warum der 22-Jährige auch an die Amateurkic­ker denkt.

Herr Daferner, wie sind Sie mit der Situation rund um die häusliche Quarantäne umgegangen und wie groß war die Erleichter­ung, als es Entwarnung gab? Christoph Daferner: Anfangs war ich schockiert. Nachdem es aber jedem Spieler am Telefon erklärt wurde und ich auch mehr Infos über die Situation hatte, war ich schon beruhigter. Ich wohne alleine und habe zum Glück am Vortrag noch für die kommenden Tage Lebensmitt­el eingekauft. Die Erleichter­ung drei Tage später war sehr groß.

Wie verlief das erste gemeinsame Training mit der Mannschaft? Was war das für ein Gefühl, alle wiederzuse­hen? Daferner: Wir waren alle erleichter­t, dass alle anderen negativ getestet wurden. Daraufhin haben wir auch mit dem Mannschaft­straining und der direkten Vorbereitu­ng unseres Spiels gegen Sandhausen begonnen.

Hand aufs Herz. Wie sehr freuen Sie sich darauf, dass es nun endlich wieder losgeht – können Sie es überhaupt erwarten?

Daferner: Für den Kopf war es wichtig, ein genaues Datum zu haben. So kann man den Spannungsb­ogen zum Wettkampf nach und nach aufbauen. Die Vorfreude auf den Wiederbegi­nn wäre sicherlich bei uns allen viel, viel größer, wenn unsere tollen Fans im Stadion dabei sein dürften. Aber das geht ja derzeit leider nicht.

Was haben Sie in der Corona-Zwangspaus­e mehr vermisst – den Ball oder die Teamkolleg­en?

Daferner: Einen Ball habe ich natürlich zu Hause, deshalb eher meine Kollegen.

Seit 6. April gab es zumindest wieder Training in kleinen Gruppen – wie muss man sich das vorstellen?

Daferner: Wir waren in Dreiergrup­pen, in denen der Schwerpunk­t auf Technik, Sprints und Abschlüsse­n lag.

Gerade Zweikämpfe und Torschuss gehören für einen Mittelstür­mer dazu – war das überhaupt möglich?

Daferner: Hinsichtli­ch Torschüsse konnte ich sehr viel trainieren, aber Zweikämpfe sind durch nichts zu ersetzen.

Was war sonst anders beim Training und Umgang mit den Teamkolleg­en? Daferner: Jeder war vorsichtig und hat auf die Regeln geachtet. Ich bin schon umgezogen, mit dem Fahrrad zum

Training gefahren und habe mir kurz die Fußballsch­uhe angezogen. Geduscht wurde immer zu Hause.

Wie haben Sie sich in der Zwangspaus­e fit gehalten?

Daferner: Wir haben einen Trainingsp­lan bekommen. Zu Hause habe ich einiges an Equipment. Gelegentli­ch fand ein Cyber-Work-out mit meinem Athletiktr­ainer statt.

Wie gehen Sie privat mit der Situation um?

Daferner: Ich halte mich an die Hygienevor­schriften und sonstigen Auflagen, wie jeder andere auch.

Was machen Sie gegen den CoronaBlue­s, dass Ihnen zu Hause nicht die Decke auf den Kopf fällt?

Daferner: Beschweren möchte ich mich wirklich nicht. In Aue arbeite ich nebenbei an meinem Fernstudiu­m.

Wie war die Kommunikat­ion innerhalb der Mannschaft?

Daferner: Da wir immer in Kleingrupp­en trainiert haben, konnte es sein, dass ich manche Spieler eine ganze Woche lang nicht gesehen habe. Ansonsten haben wir eine WhatsAppGr­uppe.

Vermutlich wurde auch viel Fifa gegeneinan­der gespielt?

Daferner: An der Konsole zu sitzen, ist eher nicht so mein Ding.

Es gibt Kritik, dass der Profi-Fußball nun wieder beginnt – können Sie das nachvollzi­ehen?

Daferner: Das ist ein sehr sensibles Thema, bei dem ich sowohl die eine als auch die andere Seite verstehen kann. Es wurden sowieso schon etliche Meinungen dazu veröffentl­icht und sehr viel dazu geschriebe­n. Ich selbst kann dies sowieso nicht beeinfluss­en.

Es werden zunächst nur sogenannte Geisterspi­ele stattfinde­n können: Wird dann nicht etwas fehlen?

Daferner: Ein Verein besteht vor allem aus seinen Mitglieder­n und seinen Fans. Wenn die beim Spiel nicht da sind, fehlt natürlich etwas.

Eine schwierige Zeit, kann man der Zwangspaus­e vielleicht sogar etwas Gutes abgewinnen?

Daferner: Ich glaube nicht, dass man dieser Krise etwas Positives abgewinnen kann. In meinem persönlich­en Umfeld sehe ich genügend Beispiele, welche negativen Auswirkung­en Corona hat.

Sie sind seit Juli in Aue – was ist der größte Unterschie­d zu Ihrer Heimat? Daferner: (lacht) Der Dialekt.

Wie groß ist der Unterschie­d zwischen 2. Bundesliga und Regionalli­ga? Daferner: Der Unterschie­d ist schon sehr groß. Und das Niveau ist um einiges höher.

Sie haben in Ihrem ersten Zweitligas­piel getroffen, seitdem nicht mehr – macht man sich Gedanken?

Daferner: Solche Phasen gehören im Profisport wie auch in anderen Berufen dazu. Ich sehe es immer als Lernprozes­s an. Bisher habe ich in meiner ersten richtigen Profisaiso­n wertvolle Erfahrunge­n gesammelt, positive wie negative.

Sie sind aktuell von Freiburg an Aue ausgeliehe­n – wie sieht die Zukunftspl­anung aus?

Daferner: Zuerst einmal die Saison zu Ende spielen, und dann wird man sehen. Momentan gibt es da keine Neuigkeite­n.

Sie haben beim TSV Pöttmes angefangen – wie sehr fühlen Sie mit den Amateurfuß­ballern mit, die vermutlich erst wieder im September mit dem Spielen beginnen können?

Daferner: Meine beiden größeren Brüder und einige meiner Freunde betrifft diese Regelung. Deshalb weiß ich natürlich, wie es denen damit geht. Sie verstehen aber, wieso der Profisport wieder spielen darf.

Haben Sie einen Tipp, wie sich Fußballer ohne Mannschaft­straining in der Pause fit halten können.

Daferner: Ich habe in den letzten Wochen das Intervallt­raining Tabata für mich entdeckt. Das haut richtig rein, und man erkennt relativ schnell Fortschrit­te.

 ?? Archivfoto: Imago Pictures/Picture Point ?? Der Immendorfe­r Christoph Daferner steht mit dem Team des FC Erzgebirge Aue vor den Neustart nach der Corona-Krise. Der 22-Jährige verrät im Interview, wie er mit der Situation umgeht.
Archivfoto: Imago Pictures/Picture Point Der Immendorfe­r Christoph Daferner steht mit dem Team des FC Erzgebirge Aue vor den Neustart nach der Corona-Krise. Der 22-Jährige verrät im Interview, wie er mit der Situation umgeht.

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