Es wird Sommer am Sternenhimmel
Die Sonne steht am Gipfel ihrer Jahresbahn. Venus zieht sich als Abendstern zurück und verschwindet hinter dem Mond
Im Juni erklimmt die Sonne den Gipfel ihrer Jahresbahn: Am 20. erreicht sie um 23.44 Uhr im Sternbild Stier den sogenannten Sommerpunkt. Damit beginnt der astronomische Sommer. Nur wenige Stunden später wechselt die Sonne am Vormittag des 21. ins Sternbild Zwillinge. In den Morgenstunden des 21. tritt um 8.41 Uhr die Neumondphase ein. Da der Mond fast zeitgleich auf die Nordseite der Erdbahnebene wechselt, zieht er vor der Sonne vorbei und verdeckt sie – eine Sonnenfinsternis ereignet sich.
Da sich der Mond nur sechs Tage vorher mit 404600 Kilometer in Erdferne befindet, ist die Neumondscheibe etwas kleiner als die Sonnenscheibe, es kommt zu einer ringförmigen Sonnenfinsternis. Sie bleibt aber von Mitteleuropa aus unbeobachtbar. Die Zone der ringförmigen Phase beginnt in Zentralafrika, zieht über Südarabien, Nordindien und Südostasien und endet im Pazifischen Ozean. Zum Höhepunkt der Finsternis dauert die ringförmige Phase nur 38 Sekunden bei einer Breite der Zone von 21 Kilometer, in der der dunkle Neumond von einem gleißenden Ring umgeben ist.
Vollmond tritt am 5. um 21.12 Uhr ein. Da der Mond bereits am nächsten Tag wieder auf die Südseite der Erdbahnebene wechselt, streift er den Halbschatten der Erde. 21.25 Uhr ist die Mondkugel zu 59 Prozent im Halbschatten. Die Südkalotte des Mondes zeigt eine leichte Abschattung, die kaum auffällt. Der Mond befindet sich dabei gerade im Aufgang. Bis er sich über die dichtesten Dunstschichten am Horizont erhoben hat, ist die Finsternis so weit fortgeschritten, dass sie nicht mehr wahrgenommen werden kann. Der Austritt des Mondes aus dem Halbschatten um 23.07 bleibt unbeobachtbar. Zweimal kommt der Mond im Juni in Erdnähe: Am 3. trennen ihn 364 370 Kilometer und am 30. dann 368960 Kilometer von uns.
Nachdem Venus sich Ende Mai als Abendstern zurückgezogen hat, bleibt der frühe Abendhimmel ohne helle Planeten. Nur der flinke Merkur lässt sich in der fortgeschrittenen Abenddämmerung noch in der ersten Juniwoche tief am Westhimmel erspähen. Venus überholt am 3. die Erde auf der Innenbahn. Danach hält sie sich, von der Erde aus gesehen, westlich der Sonne auf. Mitte Juni taucht unser innerer Nachbarplanet am Morgenhimmel auf. Noch über das Jahresende hinaus spielt Venus ihre Rolle als Morgenstern.
Ein besonderes Himmelsschauspiel ereignet sich am Vormittag des 19.: Venus verschwindet hinter dem Mond. Von 9.55 Uhr bis 10.45 Uhr bedeckt der Mond die Venus. Diese Zeiten gelten für den zentralen Ort in Mitteleuropa 50° Nord und 10° Ost. Für andere Orte in Deutschland weichen die Zeiten um wenige Minuten ab. Da die Venusbedeckung am Taghimmel stattfindet, ist ein Fernglas oder Teleskop erforderlich, um sie zu verfolgen. Der Eintritt erfolgt am hellen Rand der abnehmenden Mondsichel, der Austritt am dunklen Rand. Vorsicht ist geboten, damit man nicht Fernglas oder Fernrohr zur Sonne richtet.
Am späteren Abend erscheint Jupiter am Südosthimmel. Der Riesenplanet hält sich im Sternbild Schütze auf und übertrifft mit seinem weißen Glanz alle Sterne. Zu Monatsbeginn erfolgt der Jupiteraufgang eine Viertelstunde nach Mitternacht, am Monatsende zwei Stunden früher. Saturn im Sternbild Steinbock folgt Jupiter eine Viertelstunde später. Der Ringplanet wird von Jupiter verfolgt, der ihn Ende Dezember schließlich einholt. Es ist spannend, in den folgenden Monaten zu beobachten, wie Jupiter immer näher an Saturn heranrückt. In der Nacht vom 8. auf 9. Juni zieht der abnehmende Mond südlich an den beiden Riesenplaneten vorbei.
Mars kann in der zweiten Nachthälfte gesehen werden. Bis Monatsende verfrühen sich seine Aufgänge auf eine Stunde nach Mitternacht. Der Rote Planet wandert durch das Sternbild Wassermann und wechselt am 24. in die Fische. Seine Helligkeit wächst weiter an. Gegen Ende Juni wird Mars zu einem auffälligen Gestirn. Damit übertrifft er deutlich Saturn an Helligkeit. Der abnehUm mende Mond begegnet Mars am 13. nach Mitternacht. Den sonnenfernsten Planeten Neptun überholt Mars am 12. Juni drei Vollmondbreiten südlich. Neptun ist so lichtschwach, dass er mit bloßen Augen nicht zu sehen ist.
Der abendliche Fixsternhimmel stellt sich auf den Sommer ein. Das Frühlingssternbild Löwe neigt sich dem Untergang zu. Im Südwesten nimmt die Jungfrau mit der bläulichen Spica ihren Platz ein. Hoch im Süden leuchtet der orange Arktur im Sternbild Bootes. Neben ihm fällt der Sternenhalbkreis der Nördlichen Krone auf.
Am Osthimmel ist das Sommerdreieck bereits aufgegangen. Es setzt sich aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zusammen. Der Große Wagen hat die Mittagslinie überschritten und beginnt mit seinem Abstieg. Sein mittlerer Deichselstern, Mizar, gilt als Augenprüfer. Knapp neben ihm steht ein lichtschwaches Sternchen, Alkor, das Reiterlein. Normalsichtige Augen sollten Alkor erkennen. Den Südosthimmel nimmt das Sternbild Schlangenträger mit der Schlange ein. Am durch künstliche Lichtquellen aufgehellten Nachthimmel ist dieses Bild kaum zu erkennen.
Tief am Südhimmel steht die Waage, gefolgt vom Skorpion. In ihm funkelt der rote Antares – ein roter Überriesenstern in 600 Lichtjahren Entfernung. Trotz der großen Distanz gehört er zu den Sternen erster Größenklasse. Seine wahre Leuchtkraft entspricht dem Zwölftausendfachen unserer Sonne. Der Antaresglobus ist so riesengroß, dass unser inneres Sonnensystem bis zur Marsbahn in seinem Gasleib Platz fände. Die Waage ist weniger auffallend als der Skorpion, aber dennoch gut erkennbar. Allerdings sind nur vier Sterne so hell, dass man sie mühelos mit bloßen Augen sehen kann. Als Mitglied des Tierkreises ziehen Sonne, Mond und Planeten durch die Waage. Vor zweitausend Jahren lag noch der Herbstpunkt in der Waage, weshalb er noch heute den Beginn des gleichnamigen Tierkreiszeichens markiert.