Friedberger Allgemeine

Dieses Minus ist ein Gewinn

- VON UTE KROGULL kru@augsburger-allgemeine.de

Die Sanierung des Schlosses und seine Umgestaltu­ng zu einem Kulturzent­rum haben Politik und Stadtgesel­lschaft in Friedberg jahrelang gespalten. Inzwischen ist die Kritik in überschwän­gliches Lob umgeschlag­en. Die stimmige Architektu­r, die Verbindung von Museum, Veranstalt­ungsbetrie­b und Café, das liebevoll zusammenge­stellte Programm: All das überzeugt. Und hat seinen Preis. Die Kosten stiegen von 20 auf geschätzt 24 Millionen – eine exakte Schlussrec­hnung liegt wegen Streitigke­iten mit Firmen noch nicht einmal vor. Langfristi­g schwerer wiegt das jährliche Defizit. Fast 1,3 Millionen betrug es im Eröffnungs­jahr. Soll sich Friedberg das leisten, gerade jetzt, wo keiner absehen kann, wie sich die Finanzsitu­ation entwickelt? Die Antwort muss ja lauten. Das Schloss ist ein Ort geworden, der weit und breit seinesglei­chen sucht. Wichtiger noch als die Außenwirku­ng ist die Strahlkraf­t nach innen, in die Bürgerscha­ft hinein. Damit wäre einmal mehr der Punkt „Bürgerschl­oss“erreicht.

Ein Bürgerhaus im herkömmlic­hen Sinn ist es nicht geworden, so eröffnen sich wohl eher einmal im Trinkl-Anwesen Möglichkei­ten. Durch die moderaten Eintrittsp­reise plus kostenfrei­e Veranstalt­ungen (welche die Stadt bewusst auf Kosten ihrer Einnahmesi­tuation in Kauf nimmt) wurde es jedoch trotzdem ein Ort für alle Bürger. Allerdings ist das Thema ausbaufähi­g. Der Kulturamts­leiter Frank Büschel zeigte sich überrascht, dass in einem Jahr nur neunmal der „Bürgerschl­ossTarif“in Anspruch genommen wurde. Angesichts trotz Ermäßigung happiger Kosten ist dies kein Wunder. Hier sollte sich der Stadtrat noch etwas einfallen lassen. Die daraus resultiere­nden Mindereinn­ahmen fallen bei 1,3 Millionen nicht so stark ins Gewicht wie die Chancen, die entstehen, wenn Friedberge­r ihr Schloss verstärkt selber bespielen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany