Mein Kind sucht die falschen Freunde für mich aus
Ihr Kind bekommt in der Eisdiele den niemals mehr verwendbaren Becher und den bitterbösen rosa Plastikstrohhalm. Brutal, wie Sie das Müllproblem ignorieren. Die Mutter der neuen Kindergartenfreundin macht das viel besser und sagt sofort mit strengem Blick: Für uns nur in der Waffel. Dann ist das Gesprächsklima kühler als das Eis. Wie soll ich mit Eltern umgehen, die ganz anders ticken als ich?
Mein Sohn hat einen Montessori-Kindergarten besucht, da gab es ein interessenbezogenes Klientel und wir als Eltern haben viele Freunde gefunden. Meine Tochter haben wir dagegen nach unserem Umzug in den Kindergarten um die Ecke geschickt, in den eben all jene Kinder gehen, die dort wohnen. Ich saß plötzlich mit Müttern beim Kaffee, die 20 Jahre jünger waren und Kleidergröße 34/36 tragen … Also anders als ich! Small Talk war natürlich irgendwie immer möglich, aber wir hatten dann halt doch andere Themen. Dicke Freundschaften sind nicht entstanden, für mich zumindest, für meine Tochter schon. Aber es ist doch auch spannend, dass man durch die Kinder Menschen kennenlernt, die man sonst eben nicht treffen würde. Meist umgibt man sich ja mit Leuten, die ähnlich denken und ähnlich leben wie du selbst. Da pflegt man eine Art menschliche Monokultur. Ich fand es daher bereichernd, dass sich meine Tochter andere Freunde für mich ausgesucht hat…und ich auch mal andere Perspektiven auf das Leben eingenommen habe.
Ich stehe selbst auf dem Standpunkt, dass man mit jedem eine Gesprächsbasis findet, vor allem, wenn man sich zu zweit aufeinander einlässt, denn dann erkennt man, dass jeder etwas Interessantes zu erzählen hat . Aber, oh weh, doch nicht die stieselige Mutter von dem netten Jungen aus der Parallelklasse. „Die Kinder spielen doch so schön.“Okay, wir verabreden uns. Zugegeben, es war ein netter Nachmittag und wir haben tatsächlich eine gemeinsame Ebene gefunden. Trotzdem hält sich meine Lust auf Folgetreffen in Grenzen, ich habe keine Zeit zu verschenken in diesem Mutterleben. Ergo: Die Kinder treffen sich hüben oder drüben – sie spielen ja so schön – und ich kümmere mich lediglich um Paprikaschnitze oder Streitschlichten. Dabei kann ich mich um den Haushalt kümmern, meinen Gedanken nachhängen und die anderen Mütter – außer es sind meine Freundinnen – bleiben bitte da, wo der Pfeffer wächst oder zumindest bei sich zu Hause. » Auch Sie haben eine Erziehungsfrage? Schreiben Sie an Familie@augsburgerallgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, Autorinnen des Buches „Supermütter“(www.augsburger-allgemeine.de/shop)