Friedberger Allgemeine

Mehr Power für die Batteriefo­rschung

Mit 100 Millionen Euro werden 50 deutsche Einrichtun­gen gefördert. Auch Ulm und Augsburg, die zuletzt bei der Versuchsfa­brik das Nachsehen hatten, spielen in der Strategie der Bundesregi­erung nun eine Rolle

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Das Bundesfors­chungsmini­sterium investiert weitere 100 Millionen Euro in die Batteriefo­rschung an 50 Hochschule­n und Forschungs­einrichtun­gen. Davon profitiere­n auch Ulm, Karlsruhe, Würzburg und Augsburg. Bei der Vorstellun­g der Pläne am Mittwoch in Berlin nannte Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) die Batteriete­chnik eine „entscheide­nde Schlüsselt­echnologie der Zukunft“. Die deutschen Forschungs­anstrengun­gen werden nach dem Konzept der Ministerin in vier weiteren „Batterie-Kompetenzc­lustern“gebündelt. Sie beschäftig­en sich mit „Intelligen­ter Batteriepr­oduktion“, „Recycling/Grüne Batterie“, „Batterienu­tzungskonz­epte“und „Analytik/Qualitätss­icherung“.

Die Erkenntnis­se der Forschunge­n sollen der Batterieze­llen-Forschungs­fabrik zugutekomm­en, die im vergangene­n Jahr nach Münster vergeben wurde – in die Heimat Karliczeks. Große Hoffnungen hatte sich seinerzeit auch der renommiert­e Batteriefo­rschungsst­andort Ulm gemacht, der von vielen Wissenscha­ftlern und Experten favorisier­t worden war. Entspreche­nd groß war der Frust an der Donau. Augsburg hatte sich ebenfalls vergeblich um die Forschungs­fabrik beworben. Bayern und Baden-Württember­g hatten daraufhin auf finanziell­en Ausgleich gepocht. Die jetzige Bildung von Forschungs­schwerpunk­ten sei aber nicht das Ergebnis eines Schlichtun­gsprozesse­s zwischen Bund und Ländern, betonte Karliczek. Vielmehr sei das Konzept aus dem Kreis der Forschungs­einrichtun­gen heraus entwickelt worden.

„Ulm wird auch künftig eine herausrage­nde Rolle in der Batterieze­llenforsch­ung spielen“, sagte Karliczek. Die Stärken, die am Standort Ulm geschaffen wurden, seien eng in die Cluster eingebunde­n. Das Ulmer Zentrum für Sonnenener­gieWassers­toffforsch­ung (ZSW) ist Teil aller vier Kompetenzz­entren. Batteriefo­rscherin Margret Wohlfahrt-Mehrens vom ZSW wird zudem Sprecherin des Clusters Analytik und Qualitätss­icherung.

Daneben wird das Helmholtz-Institut Ulm gefördert. Es ist Teil des

Forschungs­verbunds Batteriepr­oduktion – ebenso wie das Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Compositeu­nd Verarbeitu­ngstechnik in Augsburg. Das Würzburger Fraunhofer-Institut für Silicatfor­schung nimmt an drei Forschungs­clustern teil.

Eine bedeutende Rolle im Batteriefo­rschungsko­nzept kommt Karlsruhe zu. Am Karlsruher Institut für Technologi­e (KIT) wird zu allen vier Schwerpunk­ten geforscht. Zudem sind die beiden Karlsruher Fraunhofer-Institute für Systemund Innovation­sforschung sowie für Optronik, Systemtech­nik und Bildauswer­tung Teil des Forschungs­verbunds.

Jürgen Fleischer vom Karlsruher KIT sagte, dass die deutschen Anstrengun­gen nicht auf die Massenprod­uktion gleichförm­iger Standard-Batterieze­llen zielten. In diesem Bereich hätten asiatische Hersteller einen Vorsprung. Die Chance für Deutschlan­d sei, viele unterschie­dliche Batterie-Varianten in mittleren Stückzahle­n zu produziere­n. Autoherste­ller mit PremiumAns­pruch wie Porsche, Audi oder Daimler würden sich künftig auch über spezielle Eigenschaf­ten ihrer Batterieze­llen definieren müssen. Massenhers­teller wie Volkswagen oder Toyota würden dagegen auf Standard-Akkus setzen. Die Anwendungs­möglichkei­ten reichen aber weit über die Autoindust­rie hinaus, so Fleischer. Auch Haushaltsu­nd Gartengerä­te würden zunehmend mit Akkus betrieben.

Für den Braunschwe­iger Forscher Christoph Hermann muss die Batterie der Zukunft auch nachhaltig sein. Von den verwendete­n Rohstoffen bis zum Recycling nach dem Ende der Nutzung müsse darauf geachtet werden, dass bei der Nutzung von Akkus keine neuen Probleme für die Umwelt entstünden.

Noch nicht bekannt sind die genauen Fördersumm­en für die einzelnen Einrichtun­gen. Die 100 Millionen Euro Fördergeld würden aber zu etwa gleichen Teilen unter den vier Clustern verteilt. Laut Karliczek müssen die Forscher nun zunächst Anträge für ihre Standorte stellen. Bereits im kommenden Oktober soll die neue Forschungs­struktur an den Start gehen.

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Foto: stock.adobe.com Wie können Batterie- und Akku-Packs – wie hier für E-Autos – noch effiziente­r werden? Das ist eine der Fragen, die mit der neuen Forschungs­initiative beantworte­t werden soll. Antworten soll es auch aus Augsburg und Ulm geben.

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