Die Geschichte von den Kirschen und dem Bauchweh
Sommermythen gibt es viele. Etwa, dass Becken-Pinkler durch verfärbtes Wasser entlarvt werden. Was ist dran?
Berlin Mit der Hitze tauchen sie wieder auf, die Sommermythen: Verfärbt sich das Wasser bei Pool-Pinklern? Wirkt Alkohol bei Hitze stärker? Darf man nach dem Naschen von Kirschen Wasser trinken? Und: Sind teure Sonnencremes wirklich besser? Zeit für einen Faktencheck.
Becken-Pinkler können überführt werden, weil Urin das Wasser verfärbt.
Selbst Hollywood hat sich des Themas schon angenommen: Im Film „Kindsköpfe“von 2010 wird ein Pool-Pinkler im Freibad durch sich dunkelblau verfärbendes Wasser entlarvt. Ist das wirklich so einfach möglich? Nein, sagen die Experten des US-„Water Quality & Health Council“. Sie bezeichnen das Entlarven von bieselnden Schwimmern mittels farbiger Pipi-Wolke im Wasser als „häufigsten Pool-Mythos aller Zeiten“. Doch Wissenschaftler der Texas A&M University haben mittlerweile ein System entwickelt, das nach ihren Angaben Pool-Pinkler
überführen kann. Zink-Ionen reagieren dabei mit einem Nebenprodukt des Urins und es leuchtet grün. Sichtbar wird das Ergebnis aber nur dann, wenn Schwarzlichter im Schwimmbad installiert sind.
Alkohol wirkt bei Hitze stärker. Hitze und Alkohol sind keine guten Partner, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erläutert. „Wenn die Sonne brennt, wirkt Alkohol im Körper schneller und intensiver“, erklären die Experten. Der Blutdruck sinkt und man fühlt sich müde und schlapp. Das kann zu Kreislaufproblemen oder sogar zur Bewusstlosigkeit führen. Wer Alkohol trinkt und badet, begibt sich zusätzlich in Gefahr. Weil Alkohol die Gefäße weitet, könne man selbst bei einer Wassertemperatur von 20 bis 22 Grad einen Kälteschock erleiden.
Nach Eis und Kirschen darf man nichts trinken, sonst bekommt man Bauchschmerzen.
„Es spricht nichts dagegen, danach etwas zu trinken“, sagt Bernhard Watzl, Ernährungswissenschaftler vom Max-Rubner-Institut. Der Mythos „hängt möglicherweise mit der Hygiene in früheren Zeiten zusammen, lässt sich heute aber nicht wirklich begründen“. Grund für den Irrglauben könnte das in früheren Zeiten hygienisch nicht einwandfreie Trinkwasser sein. Keime sorgten für Bauchschmerzen. Wird bei Herstellung und Verkauf von Speiseeis die Kühlkette nicht eingehalten, können Bakterien Probleme bereiten.
Im Schatten wird man auch braun. Stimmt, allerdings langsamer und schonender. Nach Worten des Dermatologe Reinhard Mrotzek bekommt man dort „noch 50 Prozent der UV-Dosis ab“. Der Experte: „Ob Sie dabei unter einem Zeltdach oder einem Baum sitzen, ist egal.“Doch Vorsicht: „Sonnenbrand gibt es auch im Schatten oder unter bewölktem Himmel“, warnt Mrotzek.
Mücken lieben „süßes“Blut.
Für den Insektenexperten Julian Heiermann ist das ein „Mythos“. Der Zoologe vom Naturschutzbund Nabu erklärt: „Manche Menschen werden aber öfter gestochen als andere.“Das habe vor allem mit dem Duft zu tun: „Im Schweiß ist ein bestimmter Stoff enthalten, der Mücken lockt. Manche produzieren davon mehr.“Ein Forscherteam der London School of Hygiene and Tropical Medicine will unterdessen herausgefunden haben, dass etwa Schwangere und korpulente Menschen mit höherer Körpertemperatur häufiger geplagt sind.
Teure Sonnencremes schützen besser vor Sonnenbrand.
Fast jede Sonnencreme im Handel schützt zuverlässig vor UV-Strahlung. Das hat die Stiftung Warentest herausgefunden. Auch die günstigeren Varianten halten die schädlichen UV-Strahlen ab und versorgen die Haut genauso gut mit Feuchtigkeit. Wichtig seien ein hoher Lichtschutzfaktor und gute Hautverträglichkeit, sagt Dermatologe Mrotzek. Voraussetzung für den Schutz ist, dass man genug Sonnencreme verwendet. Ein 1,80 Meter großer Erwachsener brauche rund 30 Milliliter Sonnencreme – also zwei Esslöffel, um seinen ganzen Körper richtig einzucremen.