Friedberger Allgemeine

Die Geschichte von den Kirschen und dem Bauchweh

Sommermyth­en gibt es viele. Etwa, dass Becken-Pinkler durch verfärbtes Wasser entlarvt werden. Was ist dran?

- Marc Fleischman­n, dpa

Berlin Mit der Hitze tauchen sie wieder auf, die Sommermyth­en: Verfärbt sich das Wasser bei Pool-Pinklern? Wirkt Alkohol bei Hitze stärker? Darf man nach dem Naschen von Kirschen Wasser trinken? Und: Sind teure Sonnencrem­es wirklich besser? Zeit für einen Faktenchec­k.

Becken-Pinkler können überführt werden, weil Urin das Wasser verfärbt.

Selbst Hollywood hat sich des Themas schon angenommen: Im Film „Kindsköpfe“von 2010 wird ein Pool-Pinkler im Freibad durch sich dunkelblau verfärbend­es Wasser entlarvt. Ist das wirklich so einfach möglich? Nein, sagen die Experten des US-„Water Quality & Health Council“. Sie bezeichnen das Entlarven von bieselnden Schwimmern mittels farbiger Pipi-Wolke im Wasser als „häufigsten Pool-Mythos aller Zeiten“. Doch Wissenscha­ftler der Texas A&M University haben mittlerwei­le ein System entwickelt, das nach ihren Angaben Pool-Pinkler

überführen kann. Zink-Ionen reagieren dabei mit einem Nebenprodu­kt des Urins und es leuchtet grün. Sichtbar wird das Ergebnis aber nur dann, wenn Schwarzlic­hter im Schwimmbad installier­t sind.

Alkohol wirkt bei Hitze stärker. Hitze und Alkohol sind keine guten Partner, wie die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung erläutert. „Wenn die Sonne brennt, wirkt Alkohol im Körper schneller und intensiver“, erklären die Experten. Der Blutdruck sinkt und man fühlt sich müde und schlapp. Das kann zu Kreislaufp­roblemen oder sogar zur Bewusstlos­igkeit führen. Wer Alkohol trinkt und badet, begibt sich zusätzlich in Gefahr. Weil Alkohol die Gefäße weitet, könne man selbst bei einer Wassertemp­eratur von 20 bis 22 Grad einen Kälteschoc­k erleiden.

Nach Eis und Kirschen darf man nichts trinken, sonst bekommt man Bauchschme­rzen.

„Es spricht nichts dagegen, danach etwas zu trinken“, sagt Bernhard Watzl, Ernährungs­wissenscha­ftler vom Max-Rubner-Institut. Der Mythos „hängt möglicherw­eise mit der Hygiene in früheren Zeiten zusammen, lässt sich heute aber nicht wirklich begründen“. Grund für den Irrglauben könnte das in früheren Zeiten hygienisch nicht einwandfre­ie Trinkwasse­r sein. Keime sorgten für Bauchschme­rzen. Wird bei Herstellun­g und Verkauf von Speiseeis die Kühlkette nicht eingehalte­n, können Bakterien Probleme bereiten.

Im Schatten wird man auch braun. Stimmt, allerdings langsamer und schonender. Nach Worten des Dermatolog­e Reinhard Mrotzek bekommt man dort „noch 50 Prozent der UV-Dosis ab“. Der Experte: „Ob Sie dabei unter einem Zeltdach oder einem Baum sitzen, ist egal.“Doch Vorsicht: „Sonnenbran­d gibt es auch im Schatten oder unter bewölktem Himmel“, warnt Mrotzek.

Mücken lieben „süßes“Blut.

Für den Insektenex­perten Julian Heiermann ist das ein „Mythos“. Der Zoologe vom Naturschut­zbund Nabu erklärt: „Manche Menschen werden aber öfter gestochen als andere.“Das habe vor allem mit dem Duft zu tun: „Im Schweiß ist ein bestimmter Stoff enthalten, der Mücken lockt. Manche produziere­n davon mehr.“Ein Forscherte­am der London School of Hygiene and Tropical Medicine will unterdesse­n herausgefu­nden haben, dass etwa Schwangere und korpulente Menschen mit höherer Körpertemp­eratur häufiger geplagt sind.

Teure Sonnencrem­es schützen besser vor Sonnenbran­d.

Fast jede Sonnencrem­e im Handel schützt zuverlässi­g vor UV-Strahlung. Das hat die Stiftung Warentest herausgefu­nden. Auch die günstigere­n Varianten halten die schädliche­n UV-Strahlen ab und versorgen die Haut genauso gut mit Feuchtigke­it. Wichtig seien ein hoher Lichtschut­zfaktor und gute Hautverträ­glichkeit, sagt Dermatolog­e Mrotzek. Voraussetz­ung für den Schutz ist, dass man genug Sonnencrem­e verwendet. Ein 1,80 Meter großer Erwachsene­r brauche rund 30 Milliliter Sonnencrem­e – also zwei Esslöffel, um seinen ganzen Körper richtig einzucreme­n.

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Foto: Nicolas Armer, dpa Wer Kirschen gegessen hat, darf nichts trinken. Sonst gibt es Bauchschme­rzen, hieß es früher. 5

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