Tauziehen um LeBlanc beendet
Die Kölner Haie wollten sich einen der besten DEL-Spieler schnappen. Doch der 31-jährige Ausnahmekönner hat nun Augsburg sein Jawort gegeben
Augsburg Es ist nicht schwer vorherzusagen, wie das Gezerre ausgeht, wenn sich der DEL-Platzhirsch Köln mit Augsburg um einen Spieler balgt – üblicherweise. Die Haie mit ihrer gut 18 000 Zuschauer fassenden Arena legen ein paar Scheine drauf und der EishockeyProfi schnürt eben am Rhein statt am Lech die Schlittschuhe. So ist es den Panthern nicht nur mit Köln, sondern oft genug auch mit München, Berlin oder Mannheim ergangen. Setzt sich ein Nobody aus Nordamerika beim AEV in Szene, greift die zahlungskräftige Konkurrenz risikolos zu. Ausnahmsweise hat sich jedoch die Kirchenmaus das Objekt der Begierde geschnappt. Am Mittwoch verkündete Augsburg, dass Drew LeBlanc ein Panther bleibt, und zwar für zwei Jahre.
„Er wusste zu jeder Zeit, dass wir ihn haben wollen“, hatte Klubchef und Hauptgesellschafter Lothar Sigl immer wieder betont. Bei der Offerte sei der Klub an die Schmerzgrenze gegangen, „vielleicht sogar darüber hinaus“. Wochenlang wurde über die Zukunft des Ausnahmekönners spekuliert, nun steht fest, dass er seine sechste Saison beim AEV in Angriff nimmt.
Mitte der vergangenen Spielzeit hatte LeBlanc offenbar einen Vertrag in Köln unterzeichnet. Augsburgs Ex-Trainer Mike Stewart, der nach seinem Halbfinal-Erfolg in der Saison 2018/19 vom Lech an den Rhein gewechselt war, wollte seinen Führungsspieler zu den Haien lotsen. Nach einer Rekord-Pleitenserie von 17 Niederlagen musste Stewart jedoch kurz vor dem Saisonende gehen und wurde durch Uwe Krupp ersetzt.
Ohne seinen Lieblingstrainer an der Bande entschied sich LeBlanc, dessen Töchter Sofina und Sylvie in Augsburg geboren sind, für einen Verbleib. „Alle im Klub – allen voran Tray Tuomie – haben sich sehr für meinen Verbleib eingesetzt. Meine Familie und ich sind nun sehr glücklich, dass unsere Zukunft in Augsburg liegt. Wir haben diese Stadt und die Panther mit ihrem familiären und doch hochprofessionellen Umfeld in den vergangenen fünf Jahren lieben gelernt“, sagt der umworbene Profi.
Nicht allein die Statistiken sind beeindruckend. „Er ist der Drehund Angelpunkt in unserem Spiel und kann wirklich in allen Situationen eingesetzt werden: Überzahl, Unterzahl, immer“, urteilt sein Mannschaftskollege Thomas Holzmann. Und: „Er kennt keine Allüren.“Seit 2015 stürmt der Mann mit der Rückennummer 19 für Augsburg. In 257 DEL-Spielen erzielte er 65 Tore und gab 167 Vorlagen. Der 31-Jährige stammt aus Hermantown im Bundesstaat Minnesota und eigentlich schien eine Karriere in der National Hockey League vorgezeichnet. Denn LeBlanc hatte sich eine der höchsten Junioren-Auszeichnungen in Nordamerika gesichert. Am Ende der College-Saison 2013 gewann der Lehramtsstudent für Mathematik den Hobey Baker Award als bester College-Spieler.
Die Chicago Black Hawks aus der National Hockey Liga sicherten sich die Rechte an dem Talent. Doch wer in der besten Eishockey-Liga der Welt ein Großer werden will, muss durch die Knochenmühle der American Hockey League. Die Jungen müssen dort die Drecksarbeit in der Abwehr verrichten oder werden von Trainern in Rollen gedrängt, in die sie nicht hineinpassen. Nach dem zweiten Jahr mit vielen Verletzungspausen bei den Rockford IceHogs erhielt der Angreifer kein neues Vertragsangebot des Klubs. Drew LeBlanc entschied sich für den Wechsel nach Europa, nach Augsburg. Der Mittelstürmer kann ein Spiel wie kaum ein Zweiter lesen. Er weiß intuitiv, wo seine Mitspieler in wenigen Sekunden stehen werden, und ist auch durch Checks kaum zu stoppen. In der abgelaufenen Saison war der Center mit 38 Assists der beste Vorlagengeber der DEL.
Jetzt muss nur noch feststehen, wann die Liga startet. Der ursprüngliche Termin 18. September ist wegen den Beschränkungen in der Corona-Pandemie nicht zu halten. Anfang November ist als neuer Starttermin im Gespräch. Zwei Außenstürmer und einen Center benötigt Trainer Tray Tuomie noch für seinen Kader. Dann sind die Panther komplett. Doch die mit Abstand wichtigste Personalie ist mit der Vertragsverlängerung von Drew LeBlanc perfekt.