Wiesingers zündende Idee
Fabian Nürnberger spielt gegen den FCI auf ungewohnter Position. Ein Auftritt mit Folgen – vor allem für Ingolstadt
Nürnberg Einen besseren Moment für den persönlichen Eintrag ins Geschichtsbuch des 1. FC Nürnberg hätte Fabian Nürnberger kaum erwischen können. Im März hatte der 20-Jährige schon einmal für Schlagzeilen gesorgt, als nach einem Coronavirus-Befund bei ihm die gesamte Mannschaft des Zweitligisten in eine häusliche Quarantäne musste. Zum Glück erkrankte er damals nicht schwer an Covid-19 und konnte so im Relegationshinspiel gegen den Drittligisten FC Ingolstadt für neue Titelzeilen sorgen: „Ein Nürnberger macht den Unterschied“, hieß eine nach dem 2:0 (2:0).
„Das war natürlich ein guter Zeitpunkt für meine ersten ProfiTore“,
sagte der Matchwinner, der als Junior beim HSV ausgebildet wurde. Ohne Corona hätten ihn wohl über 40000 Fans im MaxMorlock-Stadion schon als neuen Club-Helden gefeiert. Aber in der tristen Geisterspiel-Atmosphäre musste sich der Youngster mit dem doppelten Torjubel mit den Teamkollegen begnügen.
Euphorie versagten sich die Franken nach dem ersten Rettungsschritt. „Wir müssen jetzt den Kopf aufs Rückspiel richten und da wieder so Gas geben, damit nichts mehr schiefgeht“, mahnte Nürnberger mit Blick auf Teil zwei der Nervenschlacht am kommenden Samstag (18.15 Uhr). Interimscoach Michael
Wiesinger war es gemeinsam mit Club-Legende Marek
Mintal im ersten Spiel nach Jens Keller gelungen, das Richtung Drittklassigkeit taumelnde Team neu zu emotionalisieren. „Sie sind in unsere Herzen reingekommen“, berichtete Torwart Christian Mathenia.
Hinzu kamen taktische Veränderungen, die zündeten. Als Überraschungscoup entpuppte sich dabei, Nürnberger im neuen 4-4-2-System auf dem linken Flügel aufzubieten. Wiesinger ließ sich von seiner eigenen Profi-Laufbahn inspirieren. „Fabi hat einen guten Abschluss mit links. Wenn er den Ball am linken Fuß hat, trifft er die lange Ecke. Das sind für mich klassische Außenspieler. Wahrscheinlich weil ich selbst so einer war.“Nürnberger traf zweimal mit dem Linken, ein dritter Schuss klatschte an den Pfosten.
Zu viel „hypen“mochte Wiesinger den Jungprofi aber nicht. Es folgt noch das Rückspiel. Und Wiesinger kennt den Club, der in seiner Historie schon so häufig als Depp dastand, viel zu gut. Vor 24 Jahren erlebte er als Spieler den einzigen Absturz des neunmaligen deutschen Meisters in die Drittklassigkeit mit. „Ich kann jetzt nicht so naiv sein und glauben, dass ein 2:0 eine Entscheidung herbeigeführt hat. Eine Basis ist da, ein erster Schritt ist getan“, so Wiesinger.
Kapitulieren mochte auch der Gegner noch nicht, obwohl der Tank des FCI-Teams nach dem „Megapensum“(Trainer Tomas Oral) der englischen Drittliga-Wochen leer zu sein scheint. „Wir resignieren nicht! Wir müssen uns nur schütteln!“, verkündete Oral trotzig: „Wir wollen noch mal zurückschlagen!“