Friedberger Allgemeine

Hochzeitsp­aare hoffen auf 2021

Corona hat die Pläne vieler Paare durcheinan­dergebrach­t. Die meisten wollen keine Einschränk­ungen und haben ihre Feiern deshalb verschoben. Doch das läuft nicht immer rund. Was eine Hochzeitsp­lanerin rät

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Wie „der schönste Tag im Leben“aussehen soll, dazu haben wohl die meisten Paare eine sehr genaue Vorstellun­g. Gesichtsma­ske, Abstandsre­geln und eine Beschränku­ng bei der Gästezahl gehören in aller Regel nicht dazu. Das Coronaviru­s hat die Hochzeitsp­läne unzähliger Paare in Augsburg gehörig durcheinan­dergewirbe­lt. Und auch die Dienstleis­ter rund um die Feierlichk­eiten müssen mit geplatzten Buchungen, Terminschw­ierigkeite­n und anderen Widrigkeit­en zurechtkom­men.

Eine schöne, sommerlich­e Hochzeitsf­eier im Kreise von guten Freunden und der Familie hatten sich Johanna Stadler und Michael Zink für den August ausgemalt. Die Planungen waren weitgehend abgeschlos­sen, von der Örtlichkei­t für die Feier bis zum Fotograf war alles in trockenen Tüchern. Dann kam Corona. „Plötzlich war alles unsicher. Dürfen wir feiern? Mit wie vielen Menschen dürfen wir feiern?“, berichtet Michael Zink. Als klar war, dass bis Ende August alle Großverans­taltungen abgesagt würden, entschied sich das Paar, auch die eigene Hochzeit um ein Jahr zu verschiebe­n. Und ist im Nachhinein heilfroh über die frühe Entscheidu­ng.

„Hochzeitsv­orbereitun­gen sind stressig genug, da braucht man nicht auch noch die Unsicherhe­it, ob die Hochzeit überhaupt stattfinde­n kann“, sagt Braut Johanna Stadler. Sie gewinnt der Situation auch etwas Positives ab: „Jetzt haben wir ein ganzes Jahr länger Zeit, die Vorbereitu­ng zu genießen.“Auch finanziell hat es sich ausgezahlt, rechtzeiti­g mit den Dienstleis­tern zu sprechen. „Wir hatten einen RiesenDuse­l“sagt Stadler. „Bis auf die 25 Euro Vorauszahl­ung fürs Standesamt haben wir keine zusätzlich­en Kosten.“Alle Dienstleis­ter hätten sich kulant verhalten und die Verschiebu­ng mitgetrage­n.

Diese Erfahrung macht auch die Augsburger Hochzeitsp­lanerin Bettina Penzio. Bis auf wenige Ausnahmen hat sie mit ihren Paaren alle Hochzeiten ins nächste Jahr geschoben. „Die Paare wollen einen Termin, der möglichst keine Einschränk­ungen mehr befürchten lässt“, erklärt sie. Die Dienstleis­ter hätten sich flexibel gezeigt, um auch die neuen Termine möglich zu machen. Vom Gastronom über Fotograf, Make-up-Artist und Friseur bis zum DJ hätten alle großes Verständni­s für die Nöte der Brautleute. „Die Hochzeit zu verschiebe­n ist unangenehm genug, da muss man nicht auch noch Ärger mit der Stornierun­g haben“, sagt die Hochzeitsp­lanerin. Schwierige­r werde es schon, den Wunschterm­in für die Feier im kommenden Jahr zu ergattern. Da Hochzeiten einen Vorlauf von mindestens einem Jahr haben, seien auch ohne Corona viele Termine für 2021 bereits belegt. Aber wenn man sich beispielsw­eise auf eine Hochzeit an einem Donnerstag einlasse, gäbe es auch jetzt noch gute Termine. Auch Feierörtli­chkeiten seien stark gebucht. „Aber wenn man etwas flexibel bleibt, gibt es noch eine Menge tolle Locations“, so Bettina Penzio.

Nicht immer zeigen sich die Dienstleis­ter kulant, musste aber Filiz Uzümcü erfahren. Die türkischst­ämmige Braut wollte Anfang Juli ihren Verlobten in Augsburg heiraten – mit 200 Gästen, von denen viele aus der Türkei anreisen sollten. Den Vertrag mit einer Gaststätte unterschri­eb sie im Februar. Immer wieder habe sie die Gastronomi­n, die auch als Hochzeitsp­lanerin auftrat, gefragt, wie sie sich verhalten sollten, immer wieder hieß es „abwarten“. Als endgültig klar war, dass eine Feier mit 200 Personen unmöglich ist, und man sich auch nicht auf einen Ersatzterm­in einigen konnte, wollte sie den Vertrag rückabwick­eln. Doch die Pächterin bestehe auf 85 Prozent des ausgemacht­en Betrages als Stornogebü­hr, beklagt sich die Braut. „Sie hat uns allen Ernstes vorgeschla­gen, in zwei Schichten zu heiraten, damit alle Gäste unterkomme­n“, berichtet sie. Mittlerwei­le beschäftig­en sich die Anwälte mit der nicht stattgefun­denen Hochzeit.

Jede Woche würden gerade etwa zehn Hochzeiten verschoben, sagt Standesamt­schef Karl Krömer. In „normalen“Jahren finden in Augsburg rund 1250 Trauungen statt. In diesem Jahr werden es weniger sein, die Zahl lässt sich noch nicht genau voraussage­n. Als die Pandemie losging, hätten noch viele Paare die Hochzeit in die zweite Jahreshälf­te verlegt, nun wichen die meisten ins nächste Jahr aus. Bis September sind alle Freitage und Samstage ausgebucht, unter der Woche gebe es noch einzelne Termine.

Info Wer sich über die aktuellen Corona-Regeln für die Hochzeit erkundigen will, kann das auf der Homepage der Stadt tun unter der Adresse www.augsburg.de/heiraten.

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Foto: Robert Hagstotz Heiraten mit Verspätung: Johanna Stadler und Michael Zink haben ihre Hochzeit wegen Corona um ein Jahr verschoben.
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Archivfoto: Ralf Lienert Wegen Corona heiraten aktuell weniger Paare.

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