Friedberger Allgemeine

Terrorist in der Laube

Matthias Klösel mit einem Augsburg-Krimi

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Was ist das für ein Kriminalro­man, in dem sich die Mordfälle in kurzer Zeit alle fast von selber lösen? Während im eigentlich­en Tötungsfal­l anstelle des Augsburger Kommissars eine aus Berlin hereingesc­hneite Privatpers­on ermittelt. Der Schauspiel­er Matthias Klösel wählte diese Konstellat­ion für seine Erzählung „Ulrichsläu­ten“. Schon im Titel führt er damit auf eine falsche Fährte. Denn mit den Glocken des Münsters haben die Todesfälle gar nichts zu tun – und übrigens auch nichts mit dem blau-weiß gestreifte­n Einfahrtst­or der Fuggerei. Im Zentrum steht die Kleingarte­nanlage Perzheimwi­ese. Erst liegt dort eine weibliche Leiche aus dem Rotlichtmi­lieu und dann mit eingeschla­genem Schädel Peter Hölzle, der gern Bier trinkt und mit seinem Gartenzwer­g Karlheinz plaudert.

In der Kolonie ahnt keiner das dunkle Geheimnis seines Lebens, perfekt hat er sich in der neuen, biederen Identität eingefunde­n. Es gab jedoch auch eine andere Zeit. Als die Bundesrepu­blik erschütter­t wurde von den Anschlägen der Rote Armee Fraktion. Auch in Augsburg sollte 1972 etwas in die Luft gehen. Sie waren drei Komplizen. Aber einer hatte sie verraten. Hans Eisenstein geriet in eine Schießerei mit der Polizei. Er starb, als gerade sein Sohn zur Welt kam. Dessen Mutter brach erst auf ihrem Sterbebett ihr Schweigen. Noch viel später wird Kommissar Beckmann alles klar.

Klösel erzählt schnörkell­os, nicht erpicht auf stilistisc­he Raffinesse oder hintergrün­dige Psychologi­e. Der Krimi liest sich süffig, bleibt jedoch allzu plakativ und weit hinter seinen Möglichkei­ten. Alois Knoller ⓘ

Matthias Klösel: Ulrichsläu­ten. Gmeiner, 188 Seiten, 10 Euro

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