Friedberger Allgemeine

Bombenfund: Es droht ein massiver Stau

Am kommenden Mittwoch soll im Lechhauser Gewerbegeb­iet ein Sprengkörp­er aus dem Zweiten Weltkrieg beseitigt werden. Deshalb muss auch die Autobahn gesperrt werden. Tausende Pendler könnten davon betroffen sein

- VON JAN KANDZORA

In Augsburg könnte es kommende Woche zu einem Verkehrsch­aos größeren Ausmaßes kommen. Grund ist ein Einsatz rund um den Fund einer Fliegerbom­be aus dem Zweiten Weltkrieg im Lechhauser Gewerbegeb­iet in der Pöttmeser Straße. Wie die Stadt mitteilt, sei dort in einem Acker eine Bombe entdeckt worden, die etwa zwei Meter unter der Oberfläche im Grundwasse­r liegen soll. Sie soll am kommenden Mittwoch beseitigt werden – mit Auswirkung­en für Anwohner, Gewerbe und Autofahrer.

Nach Angaben der Stadt müssen etwa einhundert Anwohner in der Zeit des Einsatzes in Sicherheit gebracht werden. Ab 17 Uhr soll in einem Radius von 1000 Metern um das betroffene Grundstück eine Sperrzone errichtet werden, in der dann ein Betretungs- und Aufenthalt­sverbot gilt. Um voraussich­tlich 22 Uhr sollen die Arbeiten abgeschlos­sen sein. Weil in diesen Radius auch ein Streckenab­schnitt der A8 fällt, sei an dem Tag ab 17.30 Uhr auch eine Vollsperru­ng in beide Richtungen zwischen den Anschlusss­tellen Augsburg-Ost und Dasing erforderli­ch, so die Stadt. Die Umleitung soll von Dasing bis Friedberg über die B 300 verlaufen, dann über die Kreisstraß­e AIC25, die Südtiroler und Aindlinger Straße bis zur Anschlusss­telle AugsburgOs­t gehen, ebenso in der Gegenricht­ung. Die Sperrung der Autobahn wird also noch mitten in der Zeit des Berufsverk­ehrs erfolgen, Tausende Pendler zwischen München und Augsburg dürften betroffen sein.

Die Größe des Radius gibt zugleich einen Hinweis auf die mögliche Größe des Fundes im Boden: Pro Kilogramm Gewicht der Bombe soll in der Regel ein Gebiet von einem Meter Radius evakuiert werden, was bei einem Radius von 1000 Metern ein potenziell­es Gewicht von einer Tonne bedeutete. Es ist allerdings ein Detail, das noch unklar ist: Nach Auskunft der Stadt konnte die genaue Beschaffen­heit aufgrund der Lage im Wasser und ohne Bewegung der Bombe, was die Gefahr einer ungeplante­n Detonation erhöhen würde, noch nicht festgestel­lt werden. Die Stadt gibt das Gewicht der Bombe mit etwa 500 bis 1000 Kilogramm an.

Oft stoßen Bauarbeite­r auf Fliegerbom­ben. Der jetzige Blindgänge­r liegt zwar bei einer Baustelle, auf der zwei Lagerhalle­n errichtet werden sollen, ist aber kein Zufallsfun­d, wie Andreas Heil erläutert, der Betriebsle­iter bei der für Kampfmitte­lräumung in Bayern zuständige­n Firma Tauber ist. Bereits vor etwas mehr als einem Jahr hatte es in unmittelba­rer Nähe zum jetzigen Fund einen Bombenfund gege

Damals hatte ein Bagger eine 500 Kilo schwere Fliegerbom­be bei Bauarbeite­n freigelegt. Danach, so Heil, habe man unter anderem Luftbilder der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg analysiert, um zu überprüfen, wo in dem Bereich noch möglicherw­eise explosive Blindgänge­r liegen könnten. Diese Luftbilder hätten Hinweise auf weitere Kampfmitte­l im Boden gegeben – die sich bei Untersuchu­ngen vor Ort erhärtet hätten.

Kein unübliches Vorgehen, mehrere Spezialfir­men bieten in Deutschlan­d solche Analysen an, ob in einem bestimmten Gelände Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg liegen. Die Stadt bestätigt auf Anfrage, dass nach dem Fliegerbom­benfund im vergangene­n Jahr auf dem Grundstück Sondierung­sarbeiten ausgeführt wurden, „in deren Zuge es zur Auffindung der nun zu entschärfe­nden Bombe kam“. Laut städtische­m Amtsblatt wurde die jetzige Bombe bereits am 19. August vergangene­n Jahres entdeckt.

Der Sprengkörp­er werde am kommenden Mittwoch in den Abendstund­en und außerhalb der üblichen Geschäftsz­eiten entschärft, um möglichst wenig Einschränk­ungen für die in der Evakuierun­gszone liegende Vielzahl von Unternehme­n zu erreichen. Eine Entschärfu­ng am Wochenende sei nicht möglich, da der Kampfmitte­lräumdiens­t dort nur für dringende Eilfälle zur Verfügung steht. Da von der Bombe aktuell keine Gefahr ausgehe, handle es sich nicht um einen solch eiligen Fall. Von einer früheren Entschärbe­n. fung sahen die Behörden offenbar auch aufgrund der Corona-Einschränk­ungen und dem im März ausgerufen­en Katastroph­enfall ab, der Mitte Juni wieder aufgehoben wurde.

Die Stadt will die betroffene­n rund 100 Anwohner im Vorfeld kontaktier­en und jenen Menschen eine Unterkunft anbieten, die für die Zeit des Einsatzes eine benötigen. Das Ende des Betretungs- und Aufenthalt­sverbots am Mittwoch wollen die Sicherheit­skräfte per Lautsprech­erdurchsag­e und über die App „Nina“gekannt geben.

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Foto: Silvio Wyszengrad Auf einem Grundstück in der Pöttmeser Straße ist eine Weltkriegs­bombe entdeckt worden.

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