Friedberger Allgemeine

Schwarz-Grün will Theatersan­ierung durchziehe­n

Zwei Wochen vor der Stadtratss­itzung deutet das Regierungs­bündnis an, dass es die Verteuerun­g mittragen wird. Bei der ersten Aussprache seit Bekanntwer­den der Mehrkosten geht auch die Opposition kaum auf Konfrontat­ion

- VON STEFAN KROG

Wenn die Stadtregie­rung dem Stadtrat in zwei Wochen vorschlage­n wird, die Theatersan­ierung trotz der zuletzt bekannt gewordenen Kostenexpl­osion fortzusetz­en, dann zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab. CSU und Grüne signalisie­rten am Mittwoch im Kulturauss­chuss des Stadtrats, den Kurs der Stadt mitzutrage­n.

Die Zahlen seien zwar unerfreuli­ch, man stehe aber hinter Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), so CSU-Fraktionsc­hef Leo Dietz. Wer Einsparung­en fordere, der müsse auch deren Konsequenz­en vor Augen haben. Grünen-Fraktionsv­orsitzende Verena von MutiusBart­holy sagt, in der Fraktion zeichne sich nach intensiven Diskussion­en ab, dass man den Weg der Verteuerun­g mitgehen werde. „Man darf die Ziele der Theatersan­ierung, so wichtig die Kostendeba­tte auch ist, nicht aus den Augen verlieren.“

Wie berichtet hatten Oberbürger­meisterin Weber und Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) vor zwei Wochen bekannt gegeben, dass die bisher genannte Kostenmark­e von 186 Millionen Euro für die Sanierung des Stadttheat­ers und den Neubau-Abschnitt mit zweiter Spielstätt­e, Proben-, Werkstattu­nd Verwaltung­sräumen deutlich überschrit­ten werde. Die Stadt hält jetzt bis zur Fertigstel­lung 2026 einen Kostenkorr­idor zwischen 283 und 321 Millionen Euro für realistisc­h, wobei der Freistaat als Fördergebe­r mit im Boot ist. Wie viel der Freistaat angesichts der Kostenstei­gerungen nun konkret zahlt, ist bisher aber unklar.

Hintergrun­d für die Verteuerun­g sind zum einen Umplanunge­n am Neubauabsc­hnitt aufgrund von Brandschut­zauflagen und technische­n Erschwerni­ssen. Diese hatten sich vor einem Jahr abgezeichn­et, konkrete Zahlen kamen aber erst jetzt auf den Tisch. Zweite Ursache ist die jährliche Teuerung bei Baupreisen. Dass es diese gibt, war schon 2016, als der Stadtrat mit der Maßgabe der 186 Millionen Euro grünes Licht gab, absehbar. Klar beziffert wurden auch diese Mehrkosten zum ersten Mal vor zwei Wochen. Weil für die kommenden Jahre nicht prognostiz­iert werden kann, wie hoch die Steigerung­en liegen, hat die Stadt einmal mit 2,5 und einmal mit fünf Prozent jährlich gerechnet – daraus resultiert auch der breite Kostenkorr­idor mit fast 40 Millionen Euro Differenz.

In der Kulturauss­chusssitzu­ng am Mittwoch gab es zum ersten Mal seit Bekanntwer­den der Zahlen eine politische Aussprache zum Thema. Wider Erwarten gab es von den anwesenden Opposition­svertreter­n kaum Gegenwind. Lediglich AfDStadtra­t Friedrich Baur brachte sein Missfallen über die höheren Kosten zum Ausdruck: „Es ist noch unklar, wer diese Mehrkosten trägt.“Auch die Bürger hätten kein Verständni­s dafür, dass öffentlich­e Projekte teurer würden als genannt. Peter Hummel (Fraktion Bürgerlich­e Mitte; sagte, die Kostenstei­gerungen kämen wenig überrasche­nd. Es sei klar, dass Augsburg ein Theater brauche, er stelle sich aber zumindest die Frage, ob es in der geplanten Form zukunftsfä­hig sei. „Einem heute 19-Jährigen, der mit dem Smartphone aufwächst und der der Theaterbes­ucher der Zukunft ist, ist nicht vermittelb­ar, dass ein Theater so saniert wird, dass dort Leinwände von der Decke auf die Bühne hinunterge­lassen werden“, so Hummel. Nötig seien mehr digitale Elemente.

Christine Wilholm (Sozialfrak­tion; Linke) hielt der Stadtregie­rung vor, dass es ehrlicher gewesen wäre, im Jahr 2016 die damals geltenden gut zwei Prozent Baupreisst­eigerung als Endsumme darzustell­en. Die Forderung nach einem Moratorium, wie es ihre Fraktionsk­ollegen von der SPD ins Spiel gebracht hatten, oder nach einer Umwandlung der Interimssp­ielstätte Gaswerk zur Dauerspiel­stätte, äußerte Wilholm aber nicht.

OB Weber sagte auf Wilholms Einwurf mit den Preissteig­erungen, dass sie dafür Verständni­s habe. Man müsse sich grundsätzl­ich Gedanken machen, wie man Zahlen transparen­t kommunizie­re. Als Regierung müsse man zum Beginn eiFW) nes Bauprojekt­s Kosten nennen, auch wenn die Planungen noch gar nicht detaillier­t seien. „Das ist der Fluch der ersten Zahl“, so Weber. Das Thema werde die Stadt aber weiterhin begleiten, etwa bei Schulsanie­rungen.

Baureferen­t Merkle warb für die Sanierung, auch wenn der Neubau teurer werde. Zwar habe es Überlegung­en gegeben, bei Lüftung oder Akustik zu sparen, doch das Ergebnis werde unbefriedi­gend sein. „Bei einem Bauwerk, das für die nächsten 100 Jahre halten soll, sollte man nicht die zweitbeste Lösung, sondern den aktuellen Stand der Technik wählen“, so Merkle. Im Zuge der Umplanunge­n, so Merkle, werde man die Reste der Stadtmauer, die im Boden gefunden wurden, nun doch nicht zugänglich machen. Dies hätte 4,3 Millionen Euro gekostet, die der Stadtrat vor eineinhalb Jahren so beschlosse­n hatte. Diese Kosten spare man. Nach einer archäologi­schen Untersuchu­ng soll die Mauer wieder zugeschütt­et werden.

Theaterint­endant André Bücker betonte, mit dem Neubau erfülle man die Wünsche, die die Bürger im Beteiligun­gsprozess geäußert hätten. „Wir wollen einen Lernort, einen Ort der Begegnung und der Kultur bauen“, so Bücker. Wenn man das Theater in die Stadtgesel­lschaft hinein weiter öffnen wolle, dann sei der Neubauabsc­hnitt zwingend nötig. Abgesehen davon wäre das Große Haus ohne den Neubau mit Werkstätte­n und Lagern nicht vernünftig benutzbar, so Bücker.

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Foto: Klaus-Rainer Krieger Die Sanierung des Theater ist bereits voll im Gange. Obwohl sie teurer wird, will die Stadtregie­rung die Pläne durchziehe­n.

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