Stadtbergen zu, Friedberg gerettet
Die traditionsreiche Landwirtschaftsschule Augsburg wird geschlossen. Warum das die Zweigstelle Hauswirtschaft im Wittelsbacher Land nicht betrifft
Friedberg/Stadtbergen Die Landwirtschaftsschule Augsburg in Stadtbergen soll geschlossen werden. Das geht aus Plänen von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) hervor, die das Kabinett in München gebilligt hat. Demnach werden in Schwaben zwei von fünf Landwirtschaftsschulen geschlossen. Begründet wird dieser Schritt mit rückläufigen Schülerzahlen. Auch in Friedberg gibt es eine Zweigstelle der Stadtberger Einrichtung; sie ist spezialisiert auf den Zweig Hauswirtschaft.
Schulleiter und gleichzeitig Landwirschaftsamtschef in Stadtbergen ist Konrad Hörl. Ihn setzte die Ministerin bei einem außerordentlichen Treffen der Behördenleiter am Dienstag in München in Kenntnis. „Das schmerzt uns schon“, sagt Hörl. „Aber man muss den Entwicklungen Rechnung tragen.“Gegenüber unserer Redaktion sagte Hörl, die Auflösung von Schulen sei Teil einer größeren Neuordnung der Landwirtschaftsverwaltung, in der mehrere Ämter im Freistaat organisatorisch zusammengelegt werden. Das Amt für Ernährung, Landund Forstwirtschaft Augsburg (wie es hochoffiziell heißt) mit Sitz in Stadtbergen sei davon ansonsten nicht betroffen, wie Hörl sagt. Die Behörde mit 110 Mitarbeitern bleibt in Stadtbergen, die Außenstellen in Schwabmünchen und Friedberg bleiben erhalten. Das gilt auch für die Hauswirtschaftsschulen in beiden Städten, die an das Amt angegliedert sind. In Friedberg ist die Schule an der Johann-Niggl-Straße an die Außenstelle des Augsburger Landwirtschaftsamtes angegliedert, das ebenfalls nicht von der Schließung betroffen sein wird.
Hintergrund der Umstrukturierung sind Pläne von Agrarministerin Kaniber (CSU): Landwirte sollen Beratung künftig vor Ort bekommen. Konkret soll es im Freistaat künftig nur 32 Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten geben. Dabei sollen aber alle bisherigen 47 Ämterstandorte erhalten bleiben.
Die seit 1868 bestehende Landwirtschaftsschule Augsburg ist eine der traditionsreichsten in Bayern und an das Landwirtschaftsamt in Stadtbergen angeschlossen. Dieses ist zuständig für knapp 3000 landund forstwirtschaftliche Betriebe im Wittelsbacher Land sowie in Stadt und Kreis Augsburg. An der Landwirtschaftsschule legten 2019 41 Prüflinge die Prüfung erfolgreich ab. 21 Prüfungsteilnehmer kamen aus Stadt und Landkreis Augsburg, zehn aus Aichach-Friedberg und zehn aus anderen Landkreisen. Besucht wird die Schule von 15 bis 25 Schülern pro Jahrgang.
Im Herbst wird der voraussichtlich letzte Jahrgang an der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen beginnen. 17 Schüler sind bislang dafür gemeldet und sollen im März 2022 ihren Abschluss machen. Danach ist Schluss. Nach Angaben von Schulleiter Hörl hatte die Schule schon länger Schwierigkeiten, die Mindestzahl von 16 Schülern pro Semester zusammenzubringen. Zuletzt habe man deswegen sogar ein Semester ausfallen lassen müssen. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Da ist zum einen der stetige Rückgang an Bauernhöfen. In der Region Augsburg sind es noch knapp 3000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Zudem seien den Landwirtschaftsschulen Konkurrenten erwachsen, sagt Hörl. So gibt es in Landsberg eine Schule für Techniker für Landbau, in Neusäß lockt die FOS/BOS Agrarwirtschaft mit der Möglichkeit zu höherem Schulabschluss und Studium. Der
Schülerrückgang an den Landwirtschaftsschulen sei ein bayernweiter Trend. In Schwaben soll es deshalb künftig statt fünf nur drei Landwirtschaftsschulen geben: Wertingen, Kaufbeuren und Kempten.
Mittelfristig könne das Aus für die Schule allerdings Folgen für die Personalausstattung haben, weil die Berater des Amtes dort unterrichten, sagt Hörl. Betrieben wird die Landwirtschaftsschule mit vier Lehrkräften und externen Beratern. In so verschiedenen Fächern wie Pflanzenbau, Tierhaltung, Steuerund Sozialrecht oder Rhetorik sollen die Schüler fit gemacht werden für ein Berufsleben als selbstständige Landwirte.
Die Staatsministerin und Landtagsabgeordnete Carolina Trautner (CSU) bedauert die Entscheidung, die Landwirtschaftsschule in Stadtbergen nicht zu erhalten. Abbiegen konnte die Abgeordnete aus Stadtbergen das Aus aber nicht, wie sie sagt.
„Trotz intensiver Gespräche mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, in denen ich mich für den Erhalt des Schulstandorts Stadtbergen eingesetzt habe, ist es leider zu einer negativen Entscheidung gekommen.“