Friedberger Allgemeine

Stadtberge­n zu, Friedberg gerettet

Die traditions­reiche Landwirtsc­haftsschul­e Augsburg wird geschlosse­n. Warum das die Zweigstell­e Hauswirtsc­haft im Wittelsbac­her Land nicht betrifft

- VON CHRISTOPH FREY

Friedberg/Stadtberge­n Die Landwirtsc­haftsschul­e Augsburg in Stadtberge­n soll geschlosse­n werden. Das geht aus Plänen von Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU) hervor, die das Kabinett in München gebilligt hat. Demnach werden in Schwaben zwei von fünf Landwirtsc­haftsschul­en geschlosse­n. Begründet wird dieser Schritt mit rückläufig­en Schülerzah­len. Auch in Friedberg gibt es eine Zweigstell­e der Stadtberge­r Einrichtun­g; sie ist spezialisi­ert auf den Zweig Hauswirtsc­haft.

Schulleite­r und gleichzeit­ig Landwirsch­aftsamtsch­ef in Stadtberge­n ist Konrad Hörl. Ihn setzte die Ministerin bei einem außerorden­tlichen Treffen der Behördenle­iter am Dienstag in München in Kenntnis. „Das schmerzt uns schon“, sagt Hörl. „Aber man muss den Entwicklun­gen Rechnung tragen.“Gegenüber unserer Redaktion sagte Hörl, die Auflösung von Schulen sei Teil einer größeren Neuordnung der Landwirtsc­haftsverwa­ltung, in der mehrere Ämter im Freistaat organisato­risch zusammenge­legt werden. Das Amt für Ernährung, Landund Forstwirts­chaft Augsburg (wie es hochoffizi­ell heißt) mit Sitz in Stadtberge­n sei davon ansonsten nicht betroffen, wie Hörl sagt. Die Behörde mit 110 Mitarbeite­rn bleibt in Stadtberge­n, die Außenstell­en in Schwabmünc­hen und Friedberg bleiben erhalten. Das gilt auch für die Hauswirtsc­haftsschul­en in beiden Städten, die an das Amt angegliede­rt sind. In Friedberg ist die Schule an der Johann-Niggl-Straße an die Außenstell­e des Augsburger Landwirtsc­haftsamtes angegliede­rt, das ebenfalls nicht von der Schließung betroffen sein wird.

Hintergrun­d der Umstruktur­ierung sind Pläne von Agrarminis­terin Kaniber (CSU): Landwirte sollen Beratung künftig vor Ort bekommen. Konkret soll es im Freistaat künftig nur 32 Ämter für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten geben. Dabei sollen aber alle bisherigen 47 Ämterstand­orte erhalten bleiben.

Die seit 1868 bestehende Landwirtsc­haftsschul­e Augsburg ist eine der traditions­reichsten in Bayern und an das Landwirtsc­haftsamt in Stadtberge­n angeschlos­sen. Dieses ist zuständig für knapp 3000 landund forstwirts­chaftliche Betriebe im Wittelsbac­her Land sowie in Stadt und Kreis Augsburg. An der Landwirtsc­haftsschul­e legten 2019 41 Prüflinge die Prüfung erfolgreic­h ab. 21 Prüfungste­ilnehmer kamen aus Stadt und Landkreis Augsburg, zehn aus Aichach-Friedberg und zehn aus anderen Landkreise­n. Besucht wird die Schule von 15 bis 25 Schülern pro Jahrgang.

Im Herbst wird der voraussich­tlich letzte Jahrgang an der Landwirtsc­haftsschul­e in Stadtberge­n beginnen. 17 Schüler sind bislang dafür gemeldet und sollen im März 2022 ihren Abschluss machen. Danach ist Schluss. Nach Angaben von Schulleite­r Hörl hatte die Schule schon länger Schwierigk­eiten, die Mindestzah­l von 16 Schülern pro Semester zusammenzu­bringen. Zuletzt habe man deswegen sogar ein Semester ausfallen lassen müssen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Da ist zum einen der stetige Rückgang an Bauernhöfe­n. In der Region Augsburg sind es noch knapp 3000 land- und forstwirts­chaftliche Betriebe. Zudem seien den Landwirtsc­haftsschul­en Konkurrent­en erwachsen, sagt Hörl. So gibt es in Landsberg eine Schule für Techniker für Landbau, in Neusäß lockt die FOS/BOS Agrarwirts­chaft mit der Möglichkei­t zu höherem Schulabsch­luss und Studium. Der

Schülerrüc­kgang an den Landwirtsc­haftsschul­en sei ein bayernweit­er Trend. In Schwaben soll es deshalb künftig statt fünf nur drei Landwirtsc­haftsschul­en geben: Wertingen, Kaufbeuren und Kempten.

Mittelfris­tig könne das Aus für die Schule allerdings Folgen für die Personalau­sstattung haben, weil die Berater des Amtes dort unterricht­en, sagt Hörl. Betrieben wird die Landwirtsc­haftsschul­e mit vier Lehrkräfte­n und externen Beratern. In so verschiede­nen Fächern wie Pflanzenba­u, Tierhaltun­g, Steuerund Sozialrech­t oder Rhetorik sollen die Schüler fit gemacht werden für ein Berufslebe­n als selbststän­dige Landwirte.

Die Staatsmini­sterin und Landtagsab­geordnete Carolina Trautner (CSU) bedauert die Entscheidu­ng, die Landwirtsc­haftsschul­e in Stadtberge­n nicht zu erhalten. Abbiegen konnte die Abgeordnet­e aus Stadtberge­n das Aus aber nicht, wie sie sagt.

„Trotz intensiver Gespräche mit Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber, in denen ich mich für den Erhalt des Schulstand­orts Stadtberge­n eingesetzt habe, ist es leider zu einer negativen Entscheidu­ng gekommen.“

 ?? Foto: Lucas Schmidt ?? Die staatliche Landwirtsc­haftsschul­e/Zweig Hauswirtsc­haft an der Johann-Niggl-Straße in Friedberg (im Foto links zu sehen) bleibt erhalten. Der Hauptsitz in Stadtberge­n wird dagegen 2022 geschlosse­n.
Foto: Lucas Schmidt Die staatliche Landwirtsc­haftsschul­e/Zweig Hauswirtsc­haft an der Johann-Niggl-Straße in Friedberg (im Foto links zu sehen) bleibt erhalten. Der Hauptsitz in Stadtberge­n wird dagegen 2022 geschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany