Friedberger Allgemeine

So überwinter­n die Störche im Wittelsbac­her Land

Sie sitzen auf dem Dach der Meringer Kirche, sie suchen nach Futter auf den Wiesen bei Ottmaring und Bachern, dabei sollten sie doch längst in Afrika sein. Experte Gerhard Mayer erklärt, warum einige Tiere noch hier sind

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Friedberg/Mering Eigentlich ist der Anblick der Störche im Schnee eher ungewohnt, denn als typische Zugvögel verbringen sie die kalte Jahreszeit normalerwe­ise in Afrika oder Spanien, wo sie auf Müllhalden nach Futter suchen. „Wir wissen aber noch nicht genau, wie hier die Spätfolgen sind“, erklärt Storchenex­perte Gerhard Mayer vom Landesbund für Vogelschut­z (LBV). Und trotzdem kann man gelegentli­ch zwischen November und Februar auch hier in der Region frei lebende Störche beobachten.

Die Befürchtun­gen aber, dass der majestätis­ch anmutende Meister Adebar erfrieren muss, sind unbegründe­t. Gerhard Mayer klärt über die Hintergrün­de auf: „Störche sind nicht kälteempfi­ndlich, da sie ja normalerwe­ise auf Kirchtürme­n nisten, wo der kalte Wind bläst.“

Störche sind also robuster und anpassungs­fähiger als die kleinen Singvögel, die bei uns überwinter­n. „Außerdem sind ihre Beine schwach durchblute­t, sie müssen ja auch das eiskalte Wasser beim Fröschefan­gen aushalten“, erklärt Mayer. Entwarnung für alle besorgten Bürger im Landkreis also: Auch Temperatur­en deutlich unter dem Gefrierpun­kt können Störche gut überstehen.

Aus seiner langjährig­en Erfahrung klärt der Storchenex­perte weiter auf: „Störche fliegen nicht wegen der Kälte in den Süden, sondern wegen der Nahrungskn­appheit.“Solange hier aber keine zwanzig bis dreißig Zentimeter Schnee liegen, findet der Storch auch in unseren Breiten noch genug Nahrung wie Mäuse, Regenwürme­r, kleine Schnecken, und Ähnliches. Außerdem sei die Reise in den Süden angeboren, so Mayer. Nur Vögel aus einer Aufzucht, die ständig gefüttert werden, verlören ihren natürliche­n Drang.

Erst bei anhaltende­r Nahrungskn­appheit fliegen die meisten Störche weiter dorthin, wo das Nahrungsan­gebot größer ist. Diese Vögel behalten die Storchensc­hützer im Auge, ein Eingreifen ist aber nicht notwendig. „Die Störche, die kürzlich auf dem Feld zwischen Mering und Mering-St. Afra gesichtet worden sind, stammen sehr wahrschein­lich aus der Ammersee-Population aus Raisting“, sagt Mayer. Ungefähr 15 Weißstörch­e haben den gesamten letzten Winter in den Filzen zwischen Ammersee und Weilheim verbracht, wo reichlich Mäuse als Futter zur Verfügung standen. „Und in Mering gefällt es den Störchen halt“, freut sich Gerhard Mayer. „Da gibt es noch viel Grün, die Paar ist in der Nähe, an den Eisenbahns­chienen grünt es noch – ein wahres Paradies für die Störche.“

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Foto: Wolfgang Römisch Kalt ist es. Auf dem Dach der St. Michaelski­rche in Mering ziehen diese Störche den Kopf ein.

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