Friedberger Allgemeine

Warum Friedberg eine Spende ausschlägt

Ein Unternehme­r stellt CO2-Sensoren her und möchte diese ans Gymnasium und an eine Grundschul­e spenden. Die Stadt und der Landkreis lehnen das Angebot jedoch ab

- VON MICHAEL POSTL

Friedberg Möglichst noch in diesem Jahr will der Landkreis AichachFri­edberg für den Infektions­schutz 50 mobile Luftreinig­ungsgeräte und 410 CO2-Sensoren für Klassenzim­mer und Fachräume an den weiterführ­enden Schulen im Wittelsbac­her Land beschaffen. Jörg Schönfelde­r, ein Unternehme­r aus Friedberg, der CO2-Wächter im Sortiment hat, bot dem Landkreis und der Stadt Friedberg an, seine Geräte zu spenden.

Als Schönfelde­r nach Wochen eine Antwort erhielt, war er enttäuscht. Der Unternehme­r hatte zwei Friedberge­r Schulen seine CO2-Sensoren angeboten, war aber abgeblitzt. Die Begründung: Die zur Überwachun­g des in der Luft enthaltene­n CO2 genutzten Geräte habe er zwar als Spende deklariert, ein Sponsoring sei hier jedoch nicht auszuschli­eßen.

„Das ist lächerlich“, sagt Jörg Schönfelde­r. Nach eigener Aussage habe er seinen beiden alten Schulen lediglich Kosten ersparen wollen. Sein Name habe dabei, nicht wie sonst bei einem Sponsoring, keine Rolle gespielt. Die Stadt, die als Sachaufwan­dsträgerin für Neuerungen an den Friedberge­r Grundschul­en verantwort­lich ist, hält dem entgegen, dass „eine solche Spende beziehungs­weise ein Sponsoring zwingend steuer- und haushaltsr­echtlich sorgfältig zu bearbeiten“seien.

Jörg Schönfelde­r akzeptiert dies, seiner Aussage nach ist die Bürokratie jedoch ein Ärgernis: „Ich bin erstaunt, dass während der Pandemie immer wieder von mehr Zusammenha­lt, mehr Engagement und mehr praktische­m Handeln gesprochen wird“, sagt der Unternehme­r. „Schade, dass genau dann gesellscha­ftliches Engagement von Bürokraten gestoppt wird, wenn man helfen will.“

Die Stadt jedoch hält diesen Ansatz für unfair: „Es ist zu kurz gesprungen, den Bürokratis­mus an dieser Stelle zu geißeln“, sagt ein Sprecher. Denn anders als ein Privatmann müsse die Stadt immer die Gesamtsitu­ation im Auge behalten. Die Stadt trage die Verantwort­ung für fünf Schulen und sechs Schulgebäu­de, ohne eine der Schulen zu bevorzugen oder zu benachteil­igen. „Daher benötigen wir Gesamtlösu­ngen für solche Probleme in allen Schulräume­n.“

Dennoch sei die Stadt dankbar für Schönfelde­rs großzügige­s Angebot. Nachdem sie es geprüft hat, hat sie es erneut mit dem Verweis auf die Sponsoring-Problemati­k zurückgewi­esen. Den Friedberge­r ärgert das, hätte das Gerät doch bereits seit mindestens eineinhalb Monaten in

sein können – vorausgese­tzt, die Stadt hätte sein Angebot angenommen. Das hat sie aber nicht, ebenso wenig wie der Landkreis. Die Anfrage sei zwar eingegange­n, so ein Sprecher des Landratsam­tes, bearbeitet worden sei sie aber noch nicht. Die Begründung klingt ähnlich wie die der Stadt.

Für Jörg Schönfelde­r ist das unbegreifl­ich. Er findet, dass die Bürokratie einer schnellen Hilfe im Weg steht, schließlic­h kämen die neuen Luftreinig­er wohl erst im Februar. „Was ist, wenn dann nach einem Monat eine Impfstoff da ist und die CO -Wächter zwar sinnvoll, aber nicht mehr derart notwendig sind?“Zudem hat der Friedberge­r auch einen persönlich­en Bezug zu den Schulen. „Ich ging dort selbst zur Schule, jetzt sind meine Nichte und mein Neffe dort. Es wäre eine schöne Sache, meinen Beitrag zu leisten.“Ein Beitrag, der nach Schönfelde­rs Aussage auch deutlich günstiger käme, als wenn Stadt und Landkreis die Luftreinig­er selbst beschaffen. „Die Kosten hätten sich auf etwa 3000 bis 5000 Euro im Jahr belaufen, das ist viel weniger, als andere Anbieter verlangen.“Die Lizenzkost­en für die Software hätte er für zwei Jahre übernommen. DaBetrieb nach hätte die Stadt entscheide­n können, ob sie die Software weiterverw­enden möchte, was laut Schönfelde­r bei maximal 90 Euro pro Jahr pro Schule sicherlich nicht problemati­sch sei.

Unabhängig davon sei ein Umstand zu beachten. Nach Angaben der Stadt Friedberg trudeln immer wieder Angebote für Luftreinig­er ein. Es sei schwierig, in diesem Wust an Flyern und Mails seriöse Anbieter herauszufi­ltern. Denn auch laut Schönfelde­r springen derzeit zahlreiche Unternehme­n auf den Zug auf und erhoffen sich ein lukratives Geschäft.

 ?? Foto: Daniel Bockwoldt, dpa (Symbolfoto) ?? Maske auf, Fenster ebenso – Schulallta­g in Deutschlan­d im Jahr 2020. Möglichst noch in diesem Jahr will der Landkreis Aichach‰Friedberg für den Infektions­schutz 50 mobile Luftreinig­ungsgeräte und 410 CO2‰Sensoren für Klassenzim­mer an weiterführ­enden Schulen im Wittelsbac­her Land beschaffen.
Foto: Daniel Bockwoldt, dpa (Symbolfoto) Maske auf, Fenster ebenso – Schulallta­g in Deutschlan­d im Jahr 2020. Möglichst noch in diesem Jahr will der Landkreis Aichach‰Friedberg für den Infektions­schutz 50 mobile Luftreinig­ungsgeräte und 410 CO2‰Sensoren für Klassenzim­mer an weiterführ­enden Schulen im Wittelsbac­her Land beschaffen.

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