Wohnmobile stinken den Anwohnern am Gerberweg
Die Nachbarn in Friedberg beschweren sich über Lärm und Gestank. Was die Stadt dagegen unternehmen will
Friedberg Seit dem Frühsommer ist der neue Parkplatz am Gerberweg in Friedberg in Betrieb – und die Nachbarn sind sauer. Für den Stadtrat ist das jedoch kein Grund, die nachträgliche Genehmigung der Anlage noch zu stoppen.
Mit Blick auf die Bayerische Landesausstellung in Friedberg wollte die Stadt neue Parkmöglichkeiten in fußläufigen Nähe zum Wittelsbacher Schloss als Veranstaltungsort schaffen. In Spitzenzeiten wurden bis zu 2000 Besucher am Tag erwartet, was allerdings dann durch die Corona-Beschränkungen nicht eintrat. Bereits in der Vergangenheit wurde die Gerberwiese zeitweise als Parkplatz genutzt, etwa beim Altstadtfest. Um auch langfristig die Verkehrssituation in der Innenstadt zu verbessern, beschloss der Stadtrat, unterm Berg neue Stellplätze anzulegen, davon 75 als Dauerparkplätze und weitere 72 als Behelfsparkplätze. Zusätzlich gibt es sechs Plätze für Wohnmobile. Die Kosten dafür liegen bei rund 400.000 Euro.
Das Projekt hatte schon im Vorfeld für kritische Nachfragen gesorgt. Dass der Baubeginn erfolgte, noch bevor die Genehmigung dafür vorlag, sei jedoch das übliche Vorgehen
bei Parkflächen im öffentlichen Raum, erklärte seinerzeit Nils vom Wege aus dem Baureferat im zuständigen Ausschuss des Stadtrats. Das sei ihm von der Regierung von Schwaben so bestätigt worden.
In der jüngsten Sitzung behandelte das Gremium die Stellungnahmen zur Änderung des Flächennutzungsund Landschaftsplanes für die Fläche unterm Berg. Dabei gab es auch deutliche Kritik von den Anwohnern, die sich vor allem gegen die Wohnmobilisten richtet.
Nach den Beobachtungen der Nachbarn waren die sechs Stellplätze nahezu das ganze Jahr überbelegt. „An normalen Wochenenden waren zehn bis zwölf Wohnmobile auf dem Gelände. An mehreren Spitzentagen (Ferien) waren es bis zu 17 und auch Wohnwagengespanne,
die hier eigentlich gar nicht parken dürften“, heißt es in der Stellungnahme eines Anwohners.
Zudem finde am Sonntagnachmittag und Sonntagabend ein reger Verkehr durch Friedberger Wohnmobilbesitzer statt, die dann ihre Abwässer entsorgen. Häufig würden dabei die Fäkalien direkt in den Bodenauslass und nicht in die vorgesehene Öffnung entsorgt, was zu großen Geruchsbelästigungen führe. „Gängige Vorgehensweise ist auch, dass der Motor der Fahrzeuge während der Entleerung läuft“, heißt es weiter. Den Klagen über den entsprechenden Lärm entgegnet die Stadt mit dem Hinweis, dass laut Lärmschutzgutachten die Grenzwerte tagsüber nicht überschritten würden.
Lediglich im „Worst-case-Szenario“komme dies vor, allerdings liege der Wert noch immer im Bereich gesunder Wohn- und Arbeitsverhältnisse. Zudem handle es sich hier um „verhaltensbezogenen Lärm“welcher in den abstrakten Berechnungsmethoden nach den technischen Regelwerken keine Berücksichtigung finden könne.
Die Stadt will lediglich den Ordnungsdienst anweisen, die Situation vor Ort zu überwachen. Die Wohnmobilstellplätze seien eindeutig zahlenmäßig ausgeschildert, eine Belegung mit mehr als sechs großen Wohnmobilen sei nicht gestattet, kleine Wohnmobile oder Camper seien aus Sicht des Lärmschutzes aber als Pkw-Verkehr zu werten. Um Geruchsbelästigungen bei der Abwasserentsorgung zu verhindern, werde der Bodenauslass alle 24 Stunden mit Frischwasser durchgespült.