Friedberger Allgemeine

Schwaben‰Kapitän geht neue Wege

Nach langer Karriere und vielen Verletzung­en hört Maximilian Löw am Saisonende auf. Der ambitionie­rte Sportler, der auch als Model arbeitet, fokussiert sich auf das perfekte Fitness-Training für Körper und Geist

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Der außergewöh­nliche Ehrgeiz von Maximilian Löw zeigte sich schon im Kindesalte­r. Weil ihm Papa Hans ein ferngesteu­ertes Auto versproche­n hatte, wenn er einen Ball 100 Mal in der Luft jonglieren könne, machte sich der fußballbeg­eisterte Sohn ans Üben. Dass er am Ende sogar die 3000er-Marke knackte, entlockt dem 28-Jährigen heute noch ein Schmunzeln. „Ich habe auf der Straße geübt und war stundenlan­g beschäftig­t. Wenn ein Auto gekommen ist, bin ich auf den Gehweg gewechselt, ohne mit dem Jonglieren aufzuhören.“

Jene unermüdlic­he Energie, die er schon damals in seine Körperbehe­rrschung steckte, treibt Maximilian Löw heute noch an. Nicht nur als Fußballer und als Kapitän des Bayernlist­en TSV Schwaben Augsburg oder in seinem Nebenjob als gut gebuchtes Männer-Model. Löw hat sich eine neue Herausford­erung gesetzt. Er arbeitet dran, seine persönlich­e Fitness auf ein hochprofes­sionalisie­rtes Level zu bringen und seinen Körper ganzheitli­ch zu optimieren. Dafür investiert er bis zu sechs Stunden täglich in ein ausgeklüge­ltes Individual-Training aus Ausdauer (Radfahren, Joggen), Kraft-Workouts „Calistheni­cs“und Yoga. „Ich möchte mit allen Elementen auf etwa 42 Stunden die Woche kommen. Dafür werden alle Daten analysiert und ausgewerte­t“, erzählt der Perfektion­ist, der im Zuge seines Fitness-Trainings auch die Meditation für sich entdeckt hat.

Ein Vollzeitjo­b, für den Löw sogar sein Angestellt­enverhältn­is in einer Immobilien­firma aufgegeben hat, weil er nun dauerhaft an seinem Körper arbeiten will. „Ich habe herausgefu­nden, dass der Sport Calistheni­cs, dieses Training mit dem eigenen Körpergewi­cht, genau meins ist. Ich bin super disziplini­ert, habe einen wahnsinnig­en Willen und muss letztendli­ch immer gewinnen. Das kann ich in diesem Einzelspor­t umsetzen. Es ist quasi der Kampf gegen mich selbst“, beschreibt Löw die Faszinatio­n an diesem speziellen Sport.

Weil seine persönlich­e Neuausrich­tung aber ungeheuer viel Zeit und Kraft kostet, hat er sich entschiede­n, das Fußballspi­elen auf hohem Amateurniv­eau bald endgültig aufzugeben. „Am Ende der Saison ist definitiv Schluss. Das habe ich den Schwaben schon mitgeteilt und Abteilungs­leiter Jürgen Reitmeier hat es sehr gut aufgenomme­n“, ist Löw erleichter­t. Er will mit einem Kapitel abschließe­n, das ihn durchaus auch in den Profifußba­ll hätte bringen können. Als hoch talentiert­er Nachwuchsk­icker hat er seine sportliche Ausbildung bereits als kleiner Junge beim FC Augsburg in E-Jugend begonnen, die Jugendmann­schaften des FC Augsburg bis zum U19-Bundesliga­team durchlaufe­n und spielte mit einjährige­r Unterbrech­ung zwei Jahre im U23-Regionalli­gateam des FCA mit Spielern wie Erik Thommy (heute VfB Stuttgart) und Marco Thiede (Karlsruher SC). Anschließe­nd verbrachte der erfolgreic­he Stürmer drei Jahre beim Regionalli­gisten FV und ist nun seit 2017 beim TSV Schwaben Augsburg unter Vertrag. In der abgebroche­nen Corona-Saison kam der Team-Kapitän auf 25 Einsätze und sechs Tore.

„Doch nachdem ich 18 geworden bin, hat es mit den Verletzung­en angefangen“, begründet Löw die Tatsache, dass es mit seiner Profikarri­ere schließlic­h doch nichts wurde und belegt es mit einem Auszug aus seider ner Krankenakt­e: Syndesmose– bandabriss rechts, gerissener Außenminis­kus rechts, gebrochene­r Mittelfußk­nochen, gerissener Außenminis­kus links sowie zweimalige­r Bruch des Mittelhand­knochens. „Ich habe mich immer wieder zurückgekä­mpft, aber wenn man beide Knie operiert hat, hat man das immer im Hinterkopf“, gesteht er. Als er sich 2019 beim TSV SchwaIller­tissen ben erneut einen Mittelhand­bruch zuzog, war für ihn klar: „Jetzt ist Schluss.“

Mit dem Modeln will er sich nach seiner letzten Fußballsai­son die neue Selbststän­digkeit finanziere­n. Die freie Zeit für sein Training und vielleicht auch später eine Betätigung als spezialisi­erter Personal Coach. „Mit 18 Jahren bin ich in der Diskothek Ostwerk angesproch­en worden, habe anschließe­nd ein FotoShooti­ng gemacht. Dadurch ist die renommiert­e Agentur Louisa Models aus Hamburg auf mich aufmerksam geworden“, erzählt Löw von den Anfängen. Mittlerwei­le ist er gut im Geschäft, doch auch in diesem Business will er sich zunehmend auf Sport- und Fitness-Kampagnen konzentrie­ren. „Es gibt viele Models, aber es gibt eben nicht viele, die einen Rückwärtss­alto machen oder andere athletisch­e Dinge. Ich kann eben Sachen, die andere nicht können. Deshalb falle ich da in eine Nische, die super interessan­t ist“, sagt Löw und gesteht lachend, dass dagegen die „High-FashionSho­otings“in Anzug und Krawatte nicht so sein Ding sind.

Viel lieber verbringt er seine Zeit auf der Calistheni­cs-Anlage im Reese-Park in Kriegshabe­r nahe der Bürgermeis­ter-Ackermann-Straße. Hier arbeitet er über Stunden mit dem eigenen Körpergewi­cht an den orangen Klimmzugst­angen, an Barren, Hangleiter­n und Sprossenwä­nden. Mit zunehmende­r Motivation reizt er die Grenzen seines Körpers aus. „Mein Vater hat mich zu diesem Sport gebracht. Wir machen die meisten Workouts zusammen. Da gibt es Übungen, die in ganz Augsburg wahrschein­lich keine 100 Leute nachmachen könnte.“Somit ist der Vater weiter ein großes Vorbild.

Wie weit er die körperlich­e Perfektion mithilfe des richtigen „Mindsets“(„der Kopf entscheide­t“) treiben kann, weiß Max Löw nicht. Er will sich austesten, im nächsten Jahr ins Ausland gehen, dort Gleichgesi­nnte treffen, sich weiterbild­en, seine Aktivitäte­n über seine Facebook- und Instagram-Seiten präsentier­en und Sportproje­kte entwickeln. Wie er es gerade mit seinen Freunden Tobias Wurm und Raphael Bridts mit dem SportNetzw­erk Sportbench macht.

Es beschleuni­ge die Entwicklun­g von Sportlern durch einen „Matchmakin­g-Algorithmu­s“(der den optimalen Partner auf demselben sportliche­n Niveau findet). Das Ziel des Trios: In einer Art Online-Liga können Sportler Gegner auf ihrem aktuellen Leistungsl­evel herausford­ern. Denn immer neue Anreize und so auch neue Gegner seien der Schlüssel zum Erfolg. Damit Sportler auf der ganzen Welt – wie Maximilian Löw – ganz neue Wege im Bereich Fitness einschlage­n können.

 ?? Foto: Fred Schöllhorn ?? Die Calistheni­cs‰Anlage im Reese‰Park ist fast täglich Anlaufstel­le für Maximilian Löw und seinen Vater Hans Löw, die sich dort vor allem auf Fitnessübu­ngen mit dem eigenen Körpergewi­cht konzentrie­ren.
Foto: Fred Schöllhorn Die Calistheni­cs‰Anlage im Reese‰Park ist fast täglich Anlaufstel­le für Maximilian Löw und seinen Vater Hans Löw, die sich dort vor allem auf Fitnessübu­ngen mit dem eigenen Körpergewi­cht konzentrie­ren.
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Foto: Fred Schöllhorn Wenn die Fußball‰Saison noch einmal angepfiffe­n wird, will sie Schwaben‰Kapitän Maximilian Löw auf alle Fälle noch zu Ende spielen.
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Foto: Philippe Arlt Auch als Sport‰Model profitiert Max Löw von seinem Training.

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