Sein großer Traum im Ruhestand ist ein Radiomuseum
Wirtschaft Fernseh Hille in Lechhausen hört auf. Klaus Hille erinnert sich an Begegnungen mit Stammkunden. Beim Abschied schwingt Wehmut mit
„Sie wissen doch, wie mein Wohnzimmer aussieht. Besorgen Sie mir bitte einfach dazu den passenden Fernseher.“Es mag wohl ein besonderes Vertrauensverhältnis bestanden haben zwischen Kunde und Geschäftsmann. Klaus Hille kennt viele dieser Geschichten, weil er sie selbst erlebt hat. Da gab es auch den älteren Mann, der vor vielen Jahren einen Fernseher reparieren ließ. „Da haben Sie wohl jetzt die Filmrollen ausgewechselt“, sagte der Kunde nach Erledigung des Auftrags. Hille versichert glaubhaft, dass der Mann es ernst gemeint habe. Das Technikverständnis sei eben nicht besonders ausgeprägt gewesen. „Aber es war eine dieser vielen Begegnungen mit Menschen, denen ich helfen konnte“, sagt Hille. Die persönliche Nähe zu seinen Kunden war ihm immer wichtig. „Mitunter war ich auch so etwas wie der Kummerkasten“, erzählt der Radio- und Fernsehtechnikermeister.
Nicht nur in Lechhausen hatte die Firma Fernseh Hille ihren Kundenkreis. Wenn es notwendig war, reiste Klaus Hille auch mal ins Ausland. In den 1980er-Jahren installierte er in Südtirol eine Satellitenanlage. Am wohlsten fühlte sich der Geschäftsaber in der Heimat. In der Schackstraße 33 in Lechhausen hatte er seinen Laden, in dem er über viele Jahre hinweg Elektronikartikel verkaufte. Radios und Fernseher waren das Kerngeschäft. Mindestens die Hälfte seiner Arbeitszeit verbrachte Klaus Hille bei Kunden. Wenn Hilfe benötigt wurde, kam er zu Reparaturen der Geräte. „Dass in diesem Fall viel mit den vertrauten Kunden geplaudert wurde, gehörte einfach dazu“, sagt der Geschäftsmann.
Zum Jahresende ist nun der Abschied gekommen. Das Familienunternehmen Hille hört nach 61 Jahren auf. Es ist ein Abschied, der auch Wehmut aufkommen lässt. Der kleine Laden im auffälligen weißen Eckhaus mit der braunen Dachterrasse ist nahezu leer geräumt. „Es ist die Zeit gekommen, um aufzuhören“, sagt der Vater von drei ermann
Kindern, der mit seiner Frau in Göggingen lebt. Corona habe die Dinge noch beschleunigt. Für ihn, der mit Leib und Seele Radios und Fernseher verkaufte, ist es jedenfalls ein besonderer Moment, weil er an die Anfänge des Unternehmens denkt: „Mein Vater machte sich damals Gedanken, wie man ein Geschäft aufmacht. Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man es zumacht.“
Finanziell betrachtet, gab es keine Not, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. „Ich bin ein bescheidener Mensch“, sagt Hille. Aber es sei natürlich immer schwieriger geworden, sich im Wettbewerb zu behaupten. Dies erlebten selbst die Größen in der Unterhaltungselektronik. Fernsehreparaturen seien ohnehin kein lukratives Geschäft auf Dauer. „Wir entwickeln uns hier leider zu einer Wegwerf-Gesellwachsenen schaft, was ich bedauere“, lautet seine Erkenntnis.
Vater Klaus Hille hatte das Geschäft im Jahr 1959 gegründet. Start war in der Dominikanergasse in der Innenstadt. Schon als kleiner Bub sei er interessiert gewesen, wenn es an den Geräten etwas zu schrauben gab, sagt der 65-Jährige. Das Tüfteln sei ihm vom Vater mit auf den Lebensweg gegeben worden. „Das Radio hat mich eigentlich schon immer fasziniert.“Es sei die Freude an der Technik mit ihren kleinteiligen Verästelungen, begründet er die Faszination.
Und hier schließt sich für den Geschäftsmann, der jetzt aus dem Berufsleben ausscheidet, der Kreis. Klaus Hille hat eine riesige Sammlung an alten Rundfunkgeräten. 300 Stück dürften es derzeit sein. Dazu gehören einige Schätze wie ein französisches Radio aus dem Jahr 1920. Die Pionierzeit der Geräte begeistere ihn. Nach und nach habe er seine private Sammlung ausgebaut. Jetzt im Ruhestand bleibe noch mehr Zeit, um sich den Liebhaberstücken zu widmen. Mit einer Sammlung von 300 Radiogeräten gebe es auch etwas zum Vorzeigen. „Mein Traum wäre ein kleines Rundfunkmuseum“, sagt Klaus Hille.