Körperkult statt Basketball
Marius Geiger aus Prittriching muss als ambitionierter Bodybuilder auf vieles achten. Was den 23-Jährigen daran fasziniert, welche Opfer er bringt und was die Schattenseiten sind
Prittriching „Bodybuilding ist ein Marathon, kein Sprint.“Das gilt für den 23-jährigen Marius Geiger aus Prittriching. Der Bodybuilder schaffte in diesem Jahr den bisher größten Erfolg seiner Karriere: Bei den internationalen Meisterschaften in Österreich holte er drei Mal Gold bei den Junioren und ein Mal Silber. „Die Silbermedaille war mein größter Erfolg. Die habe ich in der offenen Klasse der Männer, also der höchsten Wettkampfklasse, die an diesem Tag angetreten ist, gewonnen.“Obwohl er eigentlich noch zu jung für die Klasse war. „Es gab viele Teilnehmer mit mehr Muskeln, aber ich war fettfreier.“
Schon früh kam der 23-Jährige das erste Mal mit dem Sport in Berührung. „Mein Vater hat bei uns im Dorf selber einen Kraftraum geführt, mit ein paar Hanteln und Geräten. Schon als Kind hat er mich immer mitgenommen und auch selber hobbymäßig Bodybuilding gemacht.“Richtig angefangen hat Geiger mit 19 Jahren. „Davor habe ich lange hochklassig Basketball gespielt. Dann hat sich das Team aufgelöst und ich habe einen anderen Sport gesucht. Ich hatte sehr viel abgenommen, nachdem ich ein eher pummeliger Teenager war. Ich kam mir zu dünn vor und wollte Muskulatur aufbauen. So hab ich mich mehr mit dem Thema befasst und mich im Fitnessstudio angemeldet.“Sechs Mal pro Woche steht Krafttraining auf dem Programm, dazu kommt vor den Wettkämpfen noch Ausdauertraining, um die letzten Fettreserven loszuwerden.
Nach jedem dritten Trainingstag legt Geiger einen Tag Pause ein, denn „der Muskel wächst in der Ruhephase“, erklärt er. Normalerweise trainiert Geiger im Fitnessstudio. Aufgrund des Lockdowns stählt er sich derzeit an einer kleinen Kraftstation im Keller eines Freundes. Auch sein Trainer Chris Ziller steht dem 23-Jährigen weiter zur Seite. Er ist selbst Bodybuilder und betreibt ein Fitnessstudio in Dachau. „Vor Wettkämpfen schicke ich ihm jeden Tag ein Video mit meinen Posen und er gibt mir Feedback und passt eventuell meinen Ernährungsplan an.“Der hat es in sich. „Ab etwa 20 Wochen vor einem Wettkampf bin ich auf Diät. Dann nehme ich nur noch ungefähr 1800 Kalorien am Tag zu mir, also so viel, wie eine durchschnittliche Frau.“Sein Training zieht Geiger trotzdem normal durch, um nicht auch an Muskelmasse zu verlieren. Erst nach der Wettkampfzeit sei dann auch mal eine Pizza drin. Diese Disziplin, die Geiger jeden Tag beweisen muss, fasziniert ihn. „Es gibt keinen anderen Sport, der einen körperlich und geistig so an seine Grenzen bringt. Man lernt sich selbst besser kennen. Man hat alles selber in der Hand und bekommt immer das zurück, was man reinsteckt.“
Geigers sportliches Vorbild ist der kanadische Bodybuilder Chris Bumstead. „Ich habe ein Video von ihm gesehen und mir gedacht: So will ich auch mal aussehen.“Außerdem sei der Kraftsport für Geiger der perfekte Ausgleich zu seinem Job als Heil- und Erziehungspfleger im Behindertenheim. Doch das Bodybuilding habe auch seine Schattenseiten. „Man zweifelt oft an sich selbst. Aber wenn man daran denkt, wie weit man schon gekommen ist, macht man trotzdem weiter.“Auch mit Vorurteilen werde er häufig konfrontiert. Etwa, dass alle Bodybuilder Steroide schlucken würden und nur deswegen so viel Muskelmasse aufbauen können. „Mit einem Bodybuilder wird auch immer ein Macho assoziiert, der sich für etwas Besseres hält. Wenn man ein bestimmtes Pensum an Muskelmasse erreicht, wird man nur noch darauf reduziert“, so Geiger. Dabei ginge es dem Prittrichinger nicht um Aufmerksamkeit. „Ich ziehe immer relativ weite Klamotten an, aber man wird trotzdem oft angesprochen.“
Wenn Geiger nicht arbeitet oder trainiert, geht es kreativ zu: „Ich mache gerne was Gestalterisches oder Künstlerisches, also egal, ob das jetzt ein Bild malen oder ein Möbelstück verzieren ist. Nur leider fehlt dafür eben oft die Zeit.“