Friedberger Allgemeine

Pfarrerin Fey verabschie­det sich

Neun Jahre lang widmete sich die evangelisc­he Pfarrerin Claudia Fey vor allem der Kinder- und Jugendarbe­it. Jetzt kommt eine ganz neue Aufgabe auf sie zu. Dazu muss sie eine besondere Sprache lernen

- VON EDIGNA MENHARD

Friedberg Neun Jahre lang war Claudia Fey als evangelisc­he Pfarrerin in der Friedberge­r, Stätzlinge­r und Hochzoller Gemeinde tätig. Für ihre neue Aufgabe muss sie nun eine Ausbildung machen.

Wenn Claudia Fey künftig in ihrer künftigen Gemeinde in Augsburg einen Gottesdien­st hält, wird sie nicht zu hören sein. Sie wird aber Worte mit den Händen bilden, mit ihrer Mimik, der Bewegung des Mundes und Geräuschen arbeiten. Denn sie hat eine Pfarrstell­e in der evangelisc­h-Lutherisch­en Gebärdensp­rachlichen Kirchengem­einde übernommen.

Zunächst muss sie aber noch ziemlich „büffeln“: „Ich habe jetzt ein halbes Jahr Zeit, die Sprache so gut zu lernen, dass ich in der Gemeinde eingesetzt werden kann“, erzählt sie. Einfach ist das nicht. „Es ist anders, weil so viel Körpereins­atz dabei ist. Das bin ich nicht gewohnt.“Da komme der 44-Jährigen zugute, dass sie in ihrer Freizeit nicht nur wandert und radelt, sondern auch Zumba-Kurse besucht hat und dadurch ein anderes Körpergefü­hl entwickelt habe.

Bis sie flüssig und profession­ell Gottesdien­ste halten und Hochzeiten, Taufen, Konfirmati­onen, Beerdigung­en machen kann, steckt jedoch noch ein Stückchen Arbeit dahinter. „Das Schwierigs­te wird sein, dass ich ausdrücken kann, was ich sagen will. Dass ich unsere Botschaft richtig rüberbring­e“, meint sie. Doch genau diese Herausford­erung hat sie gesucht, als sie sich auf die Stelle bewarb. Sie mag sich jetzt noch mal richtig anstrengen, verrät sie. Und die Gebärdensp­rache wollte sie eh schon lange lernen, weil sie diese sehr ästhetisch finde.

Zum Glück ist die evangelisc­he Pfarrerin sprachbega­bt, was sich schon in ihrem Studium zeigte. Denn die gebürtige Bobingerin hat nicht nur in München, Leipzig, Oslo und Erlangen studiert, sondern auch ein Auslandsja­hr in Oslo gemacht. Ihre erste Predigt hat sie in Norwegisch gehalten. „Das war sehr aufregend“, erinnert sie sich. Das Vikariat, also den Vorbereitu­ngsdienst, hat sie in München absolviert, die erste Stelle fand sie in Rosenheim.

Vor neun Jahren zog sie dann wieder nach Augsburg-Pfersee. Denn sie übernahm jeweils einen Viertel Pfarrbezir­k in Friedberg inklusive Stätzling sowie in HochzollSü­d. „Das hat zu meiner Lebenssitu­ation sehr gut gepasst. Denn als ich 2011 angefangen habe, hatte ich ein kleines Kind. Da musste ich viel jonglieren, bin aber bei den Menschen immer auf viel Verständni­s gestoßen“, erzählt sie. Mittlerwei­le ist sie Mutter dreier Kinder.

Zuständig war sie in dieser Zeit vor allem für die Kinder- und Jugendarbe­it. „Mir ist wichtig, dass junge Menschen die Kirche positiv erleben, dass sie die Bibel kennenlern­en und sich ihre eigenen Gedanken machen.“Deshalb hat sie Jugendgott­esdienste eingeführt, ist mit auf Freizeiten gefahren, wie etwa zum Konfi-Camp, bei dem die evangelisc­hen Gemeinden in und um Augsburg zum Konfirmati­onsunterri­cht für zehn Tage nach Italien auf einen Campingpla­tz gefahren sind. Das habe ihr Spaß gemacht, ebenso wie zahlreiche­n Taufen: „Ich habe hier sehr viele nette Familien mit kleinen Kindern kennengele­rnt. Daraus ist die Idee entstanden, für diese einen extra Gottesdien­st anzubieten, den wir Mini-Gottesdien­st genannt haben.“Dieser sei ihr sehr ans Herz gewachsen, ebenso wie der von ihr eingeführt­e Kindersams­tag. Da wurden Grundschul­kinder Samstagvor­die mittag betreut, während die Eltern einkaufen gehen konnten.

Mit den Kleinen hat sie nicht nur Lieder gesungen, Spiele gemacht und gebastelt, sondern auch eine Bibelgesch­ichte erzählt und dann über diese diskutiert. „Das war toll, weil das Gespräch nicht wie in der Schule in eine bestimmte Richtung gehen musste. Die Kinder konnten sagen, was sie dazu denken oder Zweifel äußern. Und wir haben uns auch überlegt, was man aus der Geschichte mitnehmen kann und wie uns der Glaube im Leben hilft.“

Welche Gedanken die Kinder dazu hatten, fand sie immer sehr spannend. Umso mehr bedauert sie, dass Corona ihrem Engagement einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Die Treffen und Gottesdien­ste mussten ausfallen oder waren schlechter besucht. Und selbst bei ihrer Verabschie­dung musste sich Claudia Fey wegen der Pandemie einschränk­en und konnte nicht mit allen sprechen, so wie sie das gerne gemacht hätte. Gefreut hat sie sich trotzdem, dass bei dem Gottesdien­st so viele Leute anwesend waren.

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 ?? Foto: Thomas Fey‰Grytnes ?? Friedbergs evangelisc­he Pfarrerin Claudia Fey übernimmt eine neue Aufgabe in der evangelisc­hen Kirche.
Foto: Thomas Fey‰Grytnes Friedbergs evangelisc­he Pfarrerin Claudia Fey übernimmt eine neue Aufgabe in der evangelisc­hen Kirche.

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