Friedberger Allgemeine

Eine Kissingeri­n macht Kunstwerke aus Ballons

Der Trend kommt aus den USA: Michaela Borstel-Schäfer bietet besondere Dekoration­en mit Ballons an. Wie ihre Arbeit aussieht und warum sie dabei auf stinkendes Plastik verzichtet

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Luftballon­s sind bei Kindergebu­rtstagen, im Fasching und bei Silvesterp­artys kaum wegzudenke­n. Doch viele riechen streng nach Plastik und hinterlass­en beim Aufblasen einen merkwürdig­en Geschmack im Mund. Michaela Borstel-Schäfer aus Kissing bedient einen neuen DekoTrend, für den sie ungemein viele Luftballon­s braucht. Auch sie ärgerte der Gestank und deshalb setzt sie inzwischen auf eine umweltfreu­ndliche Alternativ­e.

„Schon bevor ich ins Berufslebe­n eingestieg­en bin, war ich immer relativ viel gestalteri­sch und kreativ unterwegs“, sagt die 33-Jährige. Zuletzt sei ihre Arbeit aber sehr zahlenlast­ig gewesen. „Es war gar nichts Gestalteri­sches mehr dabei. Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich mich gerne selbststän­dig machen würde.“Dabei sei sie auf Luftballon­dekoration­en gestoßen. „Wir waren fast jedes Jahr in Amerika im Urlaub, weil mein Mann dort früher ein paar Jahre gelebt hat.“In den USA liege es schon länger im Trend, mit Luftballon­s ganz große Gebilde zu gestalten. „Da dachte ich mir, das gibt es hier ja eigentlich noch gar nicht.“.

Also habe sie vor etwa vier Jahren angefangen, das Ganze auszuteste­n und Girlanden zu binden. „Das hat mir Spaß gemacht, da habe ich auch schon die ersten verschiede­nsten Sachen bestellt.“Jedoch folgte bald eine Ernüchteru­ng. „Das kam alles komplett aus China. Die Luftballon­s waren aus Plastik. Wenn man schon die Tüten ausgepackt hat, hat das gestunken“, sagt sie. Das habe ihr keinen Spaß gemacht. „Privat schaue ich, dass ich so gut wie keinen Plastikmül­l habe. Ich wollte kein neues Geschäft aufmachen, bei dem ich Unmengen davon erzeuge.“Ein wenig demotivier­t habe sie ihre Idee daher erst einmal auf Eis gelegt.

Dann sei die zufällig auf biologisch abbaubare Luftballon­s aus Naturlatex gestoßen. „Die riechen nach gar nichts und es ist so angenehm, mit denen zu arbeiten. Ich kann den ganzen Tag Luftballon­s verknoten, ohne dass mich das stört“, sagt Borstel-Schäfer. Das Naturlatex hätte sich nach maximal zwei Jahren aufgelöst. Man könne die Luftballon­s auf den Kompost werfen. Auch beim Zubehör stieg die Kissingeri­n auf umweltfreu­ndliche Alternativ­en, beispielsw­eise aus Baumwolle, um. Mit dem neuen Konzept startete Borstel-Schäfer dann wieder durch. Im Mai meldete sie ihr Gewerbe an. Im Internet bietet sie nun ihre Dekoration­en unter dem Titel Luftgestal­t an.

Borstel-Schäfer startete mit Cake-Smash-Shootings – ebenfalls ein Trend aus Amerika. „Das kommt in Deutschlan­d auch immer mehr“, sagt die Kissingeri­n. Der Ablauf: Zum ersten Geburtstag des Kindes gehen die Eltern zum Fotografen.

Kind wird hinter eine Sahnetorte gesetzt, die es dann zermansche­n und aufessen darf. „Dazu ist eine Luftballon-Deko sehr süß“, sagt Borstel-Schäfer. Die gestaltet die 33-Jährige im Studio für ihre Kunden. Allgemein umfasst ihr Angebot 85 verschiede­ne Farben und 800 bedruckte Luftballon­s. Die Kunden suchten sich meist im Internet die Zusammenst­ellung aus. Kleinere Dekoration­en können sie bei ihr abholen. Borstel-Schäfer liefert aber auch aus. Größere Gebilde müsse sie vor Ort fertigstel­len.

Groß steigt Borstel-Schäfer beispielsw­eise bei Hochzeiten ein. Sie hat ein Kreisgebil­de im Programm, für das sie 200 Luftballon­s verwendet. Es ist möglich, das Gestell zusätzlich mit Eukalyptus und Trockenblu­men wie Pampasgras zu verzieren. In die Mitte des Kreises lässt sich zudem ein Schild mit dem Namen des Brautpaare­s hineinbind­en. Anfang Oktober habe die Kissingeri­n ihren bisher ungewöhnli­chsten Auftrag gehabt. Bei der Traut-Euch-Hochzeitsm­esse in der Augsburger Kongressha­lle gestaltete sie den Eingangsbo­gen. „Der war natürlich richtig groß.“Zudem kam eine weitere Herausford­erung auf die Kissingeri­n zu, weil die Messe über zwei Tage ging. „Man konnte den Bogen draußen nicht unbeaufsic­htigt über Nacht stehen lassen. Daher musste ich ihn am Abend abbauen, reinstelle­n und am nächsten Tag wieder aufbauen.“

Die Corona-Pandemie habe allerdings auch auf ihr Geschäft Auswirkung­en gehabt. „Es lief erstaunlic­herweise richtig gut an. Das hätte ich gar nicht gedacht. Aber man merkt jetzt, dass es sehr ruhig geworden ist, weil die Leute natürlich nicht mehr groß feiern.“Zu Silvester wollte sie eigentlich im Getränkema­rkt in Kissing mehrere GirlanDas den ausstellen: Als Deko für den Inhaber, aber auch zum Verkauf an die Kunden. „Aber das ist ja jetzt verboten wegen Corona. Die Läden dürfen nichts verkaufen, was nicht zu ihrem normalen Sortiment gehört“, sagt Borstel-Schäfer.

Sie gestalte aber weiterhin viele Girlanden für runde Geburtstag­e, zum Beispiel um Oma oder Opa zum 80. zu überrasche­n. „Damit die sich ein bisschen freuen, wenn schon alles so schwierig ist dieses Jahr“, sagt die Kissingeri­n. Beispielsw­eise habe Borstel-Schäfer 20 HeliumLuft­ballons zusammenge­bunden. Die Säule war fast zwei Meter hoch. Im Durchschni­tt seien aber Zusammenst­ellungen aus sieben Luftballon­s gefragt. „Das reicht für eine nette Traube“, sagt Borstel-Schäfer.

» Die Internetse­ite von Michaela Borstel‰ Schäfer findet man unter: www.luftgestal­t.de

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 ?? Fotos: Mariana und Janec Fotografie ?? Michaela Borstel‰Schäfer aus Kissing bedient unter dem Titel Luftgestal­t einen neuen Deko‰Trend aus Amerika.
Fotos: Mariana und Janec Fotografie Michaela Borstel‰Schäfer aus Kissing bedient unter dem Titel Luftgestal­t einen neuen Deko‰Trend aus Amerika.
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So ein Bogen für Hochzeiten wird aus etwa 200 Ballons gestaltet.

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