Friedberger Allgemeine

Geburtshau­s ab September

Für das neue Angebot für Schwangere in Aichach fehlt noch eine wichtige Genehmigun­g. Sechs Hebammen wollen die familiäre Einrichtun­g betreiben. Sie planen eine Spendenakt­ion

- VON EVELIN GRAUER

Für das neue Angebot fehlt noch eine wichtige Genehmigun­g. Sechs Hebammen wollen die Einrichtun­g betreiben. Sie planen eine Spendenakt­ion.

Aichach‰Friedberg Eigentlich hätte das geplante Geburtshau­s in Aichach bereits Anfang des Jahres 2021 in Betrieb gehen sollen, aber soweit ist es noch nicht. Dennoch wird mit Hochdruck an dem neuen Angebot für schwangere Frauen gearbeitet. Spätestens im Herbst 2021 sollen im Altbau des Aichacher Krankenhau­ses die ersten Entbindung­en in familiärer Atmosphäre ohne ärztliche Begleitung stattfinde­n. Bis dahin ist aber noch einiges zu tun. Vor allem steht noch eine entscheide­nde Genehmigun­g des Landratsam­tes aus.

Pia Petrovic aus dem Aichacher Stadtteil Oberbernba­ch ist eine von sechs Hebammen, die das neue Geburtshau­s in Aichach betreiben wollen. Im August gründeten die Hebammen dazu eine sogenannte Partnersch­aftsgesell­schaft, die beim Handelsreg­ister eingetrage­n ist. Laut Petrovic sind alle Hebammen freiberufl­ich und gleichbere­chtigt, aber es gibt eine organisato­rische und eine fachliche Leitung.

Letztere bilden Stefanie Schmidt aus Aichach und Linja Dittmann aus Augsburg. Für die Organisati­on sind Petrovic und Thea Holstein aus Bobingen (Kreis Augsburg) zuständig. Unterstütz­t werden sie von Rebecca Kolonko aus Königsbrun­n (ebenfalls Kreis Augsburg) und Larissa Wittmann aus Ehekirchen (Kreis Neuburg-Schrobenha­usen). Eine siebte Hebamme könnte bald noch dazustoßen. Weitere Interessen­ten sind jederzeit willkommen.

Derzeit warten die Hebammen noch auf eine Genehmigun­g des Landratsam­ts. Im Juli hatten sie eine Nutzungsän­derung für die frühere Geburtssta­tion samt Kreißsaal im zweiten Stock des alten Aichacher Krankenhau­ses eingereich­t, um die Räume in ein familiäres Geburtshau­s umbauen zu können. Seitdem warten sie auf das Okay. Dass das seine Zeit dauert, liegt laut Petrovic auch daran, dass ein neues Brandschut­zkonzept erstellt werden musste. Wie Dr. Hubert Mayer, Geschäftsf­ührer der Kliniken an der Paar in Friedberg und Aichach, erläutert, hat auch Corona das Projekt

Allein die Kommunikat­ion für den Umbau sei deutlich schwierige­r geworden, weil es fast keine Treffen mehr vor Ort gebe.

Sobald die Genehmigun­g da ist, soll renoviert werden. Im Februar 2020 hatten Landrat Klaus Metzger, Aichachs Bürgermeis­ter Klaus Habermann und die damaligen Geschäftsf­ührer der Kliniken an der Paar mit den Hebammen eine Absichtser­klärung unterschri­eben. Darin wurde festgehalt­en, dass die Kliniken die rund 170 Quadratmet­er an die Hebammen vermieten. Laut Landrat Metzger zu einer moderaten Miete. Statt zum Jahresbegi­nn 2021, folgt die Vermietung jetzt aber erst zur Nutzung der Räume.

Die Beteiligte­n versichert­en damals, dass das Geburtshau­s ein Zusatzange­bot darstellen und kein Ersatz für die Geburtssta­tion am neuen

Aichacher Krankenhau­s sein soll. Diese wurde im Herbst 2018 bei der Eröffnung des neuen Krankenhau­ses aus Mangel an Hebammen erst gar nicht mit eröffnet.

Zahlreiche Proteste und eine Unterschri­ftenaktion blieben erfolglos. Auch Petrovic, die selbst als Hebamme in der Aichacher Geburtssta­tion gearbeitet hat, setzte sich für deren Erhalt ein. Sollte diese jemals wieder eröffnet werden, hofft die 29-jährige Oberbernba­cherin auf ein Nebeneinan­der von Klinik und Geburtshau­s.

Kliniken-Geschäftsf­ührer Mayer betont, dass es in der Zwischenze­it nicht einfacher geworden ist, medizinisc­hes Personal für Krankenhäu­ser zu finden, egal ob Hebammen, Ärzte oder andere Fachkräfte. Die Beteiligte­n im Landkreis hätten zuletzt „alle Not gehabt“, die Geburtsver­zögert. hilfe zumindest an einem Standort, nämlich in Friedberg, sicherzust­ellen. Deshalb liege der Fokus momentan auf Friedberg.

Das Geburtshau­s in Aichach kann und will keine klinische Geburt ersetzen. Im Geburtshau­s finden die Entbindung­en mithilfe einer Hebamme, aber ohne ärztlichen Beistand statt. Deshalb richtet sich das Angebot an Schwangere, bei denen alles auf eine risikoarme, natürliche Geburt hindeutet. Bei dieser Art der außerklini­schen Geburtshil­fe sind laut Petrovic zwar selten Verlegunge­n nötig, aber falls doch, müssten die Frauen nach Friedberg verlegt werden, weil nur dort Gynäkologe­n vor Ort seien. In Friedberg waren für 2020 rund 800 Geburten anvisiert, in Aichach waren es vor der Schließung etwa die Hälfte. 2019 haben in Friedberg rund 200 Frauen aus dem nördlichen Teil des Wittelsbac­her Lands entbunden.

Frauen, die sich für das neue Angebot interessie­ren, können sich auf der Internetse­ite www.geburtshau­saichach.de anmelden, sobald diese in Kürze freigescha­ltet wird. Die Frauen werden bereits vor der Eröffnung des Geburtshau­ses betreut. Auch über Instagram gibt es Infos zum Geburtshau­s.

Über das Internet soll es auch eine Crowdfundi­ng-Aktion, eine Gruppenfin­anzierung, geben. Dabei sammeln die Hebammen Spenden für die Einrichtun­g des Geburtshau­ses. Das Geld für den Umbau streckt laut Petrovic der Landkreis vor. Die Kosten werden später über die Miete verrechnet. Über die große Unterstütz­ung von Landkreis und Stadt Aichach freuen sich die Hebammen sehr.

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Seit die Geburtssta­tion am Aichacher Krankenhau­s geschlosse­n wurde, kamen waschechte Aichacher nur noch bei Hausgeburt­en zur Welt. Dies soll sich mithilfe des Geburts‰ hauses in Aichach wieder ändern. Fabian Strauch, dpa (Symbolfoto)

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