Stützle glänzt auf der großen Bühne
Deutsches Nachwuchsteam erreicht erstmals WM-Viertelfinale und unterliegt Russland nur knapp 1:2. Augsburgs Verteidiger Länger der große Pechvogel
Edmonton Kanada bietet die perfekte Bühne für die Eishockeystars von morgen und die deutsche Mannschaft, allen voran Tim Stützle, haben sich glänzend präsentiert. Erstmals schaffte die Mannschaft von Trainer Tobias Abstreiter den Einzug ins Viertelfinale einer Weltmeisterschaft. Zwar unterlag der deutsche Nachwuchs am Samstag in Edmonton gegen Russland mit 1:2, doch die positiven Schlagzeilen überwiegen. Überragender Spieler im Team des Deutschen EishockeyBundes war der erst 18 Jahre junge Stützle mit fünf Toren und fünf Vorlagen in fünf Einsätzen.
Dem Noch-Mannheimer trauen die Scouts eine großartige Karriere in der nordamerikanischen Profiliga NHL zu. Bei der Talentziehung, in der sich die NHL-Klubs die Rechte an den Stars von morgen sichern, war Stützle an dritter Stelle von den Ottawa Senators und damit so früh wie zuvor nur Leon Draisaitl als
Deutscher ausgewählt worden war. Draisaitl ist nicht nur zum Sportler des Jahres in Deutschland gewählt worden. Der gebürtige Kölner ist auch der wertvollste Spieler (MVP: Most Valuable Player) der NHLSaison.
Mit 1,84 Meter zählt der Stützle nicht zu den Riesen in der NHL, aber er glaubt an seine Chance: „Eishockey wird immer schneller, es gibt nicht mehr viele, die zwei Meter groß sind und Checks fahren. Auch Spieler mit Skills sind gefragt. Das kommt mir sehr entgegen.“
Nur Stunden nach dem Aus in Edmonton war für den Kapitän der deutschen Junioren bereits ein Flug nach Ottawa gebucht. Dort muss er zwar zunächst in Corona-Quarantäne, danach aber will er auf der weltweit größten Eishockey-Bühne überzeugen. „Hoffentlich kann ich schon diese Saison in der NHL spielen. Das ist zu 100 Prozent mein Ziel, dafür werde ich hart arbeiten“, sagte der bisherige Mannheimer.
Im Viertelfinale gingen die Russen
mit 2:0 in Führung. Die deutsche Mannschaft kämpfte und kam durch Florian Elias (44. Minute) zum 2:1. „Wir haben uns gegenseitig gepusht und motiviert und an diesen Erfolg geglaubt. Die Russen haben gewackelt, wir haben gedrückt und an den Sieg geglaubt“, sagte Trainer Abstreiter und fügte an: „Es war ganz, ganz knapp vor einer Sensation.“Stürmer Stützle war „einfach unfassbar stolz darauf, wie wir heute gespielt haben, wie wir alle das ganze Turnier über zusammengearbeitet haben“. Der Start war katastrophal verlaufen. Bereits am 13. Dezember war die DEB-Auswahl nach Nordamerika geflogen und wollte sich nach der üblichen Quarantäne in zwei Testspielen gegen Österreich und Tschechien einspielen. Doch beide Partien entfielen, weil immer wieder Teammitglieder positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Im WM-Match gegen Kanada stand Trainer Abstreiter lediglich ein Mini-Kader zur Verfügung. Auch deshalb gingen die Junioren mit 2:16 förmlich unter. Aber die Mannschaft bewies Moral. Großer Pechvogel war Verteidiger Niklas Länger von den Augsburger Panthern. Nach einem positiven Corona-Test verbrachte der 19-Jährige das Turnier auf dem Hotelzimmer in Quarantäne. Da Länger offenbar nicht vollständig genesen war, durfte er nicht eine Sekunde lang spielen.