Friedberger Allgemeine

Wie Vermieter mit der Krise umgehen

Wegen der finanziell­en Folgen der Pandemie müssen sich Mieter und Vermieter in Augsburg arrangiere­n. Die großen Firmen haben dafür zwar bereits Lösungen gefunden. Eine gesetzlich­e Regelung gibt es aber nicht mehr

- VON JAN KANDZORA

Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr existierte für Mieter eine spezielle gesetzlich­e Regelung: Sie standen damals für drei Monate unter besonderem Kündigungs­schutz, wenn sie aufgrund der Corona-Krise ihre Miete nicht zahlen konnten. Eine vergleichb­are Gesetzesla­ge gibt es derzeit nicht, die Regelung ist ausgelaufe­n. Es habe sich gezeigt, „dass sich Mieter und Vermieter in sehr vielen Fällen auf privater Basis einigen konnten“, heißt es auf der Homepage der Bundesregi­erung. Stimmt das für Augsburg?

Zumindest war von einer größeren Welle an Räumungskl­agen an den Gerichten in den vergangene­n Monaten nichts zu hören. Und die großen Vermieter der Stadt betonen, sich um sozialvert­rägliche Lösungen zu bemühen. Da ist zum Beispiel die Wohnbaugru­ppe Augsburg (WBG), mit mehr als 10.000 Wohnungen der mit Abstand größte Vermieter der Stadt. Das städtische Unternehme­n hatte zuletzt mitgeteilt, bis Ende Juni 2021 auf Mieterhöhu­ngen in laufenden Mietverhäl­tnissen zu verzichten und als Grund die anhaltend schwierige wirtschaft­liche Lage vieler Bürger durch die Corona-Pandemie angeführt. Aus „Solidaritä­t zu unseren Mietern“, sagt Geschäftsf­ührer Mark Dominik Hoppe.

Die WBG hatte bereits 2020 die Mieten nicht turnusmäßi­g erhöht. Das städtische Wohnbauunt­ernehmen hat nach eigener Auskunft bislang 30 Stundungsv­ereinbarun­gen mit Mietern geschlosse­n, die aufgrund der Corona-Krise die Mietrate nicht aufbringen konnten. Diese Mieter haben also länger Zeit, die fehlenden Beträge zu zahlen.

Ähnliches berichten auch weitere große Vermieter in Augsburg, zumeist aber ohne konkrete Zahlen zu nennen. Da ist etwa die WSB, kurz für „Wohnungs- und Siedlungsb­au Bayern GmbH & Co. OHG“aus München, mit 3031 Wohnungen in der Stadt das in Augsburg größte private Wohnungsun­ternehmen. Bayernweit hat WSB knapp 20.000 Wohnungen. Man habe aufgrund Corona und der wirtschaft­lichen Härten für viele Mieter im ganzen Jahr auf Mieterhöhu­ngen verzichtet, sagt WSB-Sprecher Günther Glasner. In begründete­n Fällen sei man auch kulant und gebe Stundungen statt. Man habe aber bislang kaum derartige Fälle gehabt.

Vom Wohnungsri­esen Vonovia heißt es auf Anfrage, dass sich die Mieter seit Beginn der Pandemie keine Sorgen machen müssten, „dass sie ihr Zuhause aufgrund von Schwierigk­eiten durch Corona verlieren“. Man habe den Mietern bereits vor der gesetzlich­en Regelung in der ersten Corona-Welle im Frühjahr zugesicher­t, „dass finanziell­e Schwierigk­eiten im Zuge der Corona-Pandemie nicht zu einer Kündigung des Mietvertra­gs oder zum Verlust der Wohnung führen werden und dass wir gemeinsam und unbürokrat­isch Lösungen finden“, sagt eine Sprecherin des Konzerns, der bundesweit rund 400.000 Wohnungen vermietet, etwa 2000 davon in Augsburg.

Mieter könnten sich bei Zahlungssc­hwierigkei­ten wegen der Corona-Krise einfach per E-Mail an Vonovia wenden, die Resonanz auf das Angebot sei aber gering. „Im ersten Lockdown haben sich bundesweit etwa ein Prozent der Mieterinne­n und Mieter zurückgeme­ldet“, sagt die Sprecherin. Angesichts der Gesamtzahl der Vonoviavon Mieter im Land ist die Zahl allerdings nicht völlig marginal. Bis Ende November sind Anfragen dieser Art nach Auskunft von Vonovia deutlich zurückgega­ngen, aufgeschlü­sselt nach einzelnen Städten werden die Zahlen beim Konzern nicht.

Auch weitere große Wohnungsfi­rmen in Augsburg haben sich Lösungen für die Thematik überlegt, so das St. Ulrichswer­k. Das Wohnbauunt­ernehmen des Augsburger Bistums vermietet in Augsburg etwa 1450 Wohnungen. Bereits im Frühjahr gab es dort coronabedi­ngte Zahlungsau­sfälle durch Mieter. Man verlängere in solchen Fällen das Zahlungszi­el und verlange keine Verzugszin­sen, hieß es gegenüber unserer Redaktion im April auf Anfrage. Mietausfäl­le, Verzögerun­gen bei der Zahlung oder Mietstundu­ngen habe es zwar gegeben, heißt es nun – aber nur in geringem Umfang.

Eine Situation, die sich in Augsburg auch ändern kann. Der Deutsche Mieterbund (DMB) hat die Bundesregi­erung zuletzt aufgeforde­rt, den Corona-Kündigungs­schutz aus dem Frühjahr erneut für mindestens sechs Monate einzuführe­n. Man gehe davon aus, „dass spätestens im Frühjahr Tausende Menschen ihre Miete nicht mehr zahlen können“, sagte DMB-Präsident Lukas Siebenkott­en dem Evangelisc­hen Pressedien­st.

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Symbolfoto: Bernd Hohlen
Die Wohnbaugru­ppe Augsburg verzichtet in der Corona‰Krise auf Mieterhöhu­ngen. Symbolfoto: Bernd Hohlen

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