Friedberger Allgemeine

Wenn die Feuerwehr auf Schlangenf­ang geht

Ob ein Python am Lech, ein nasses Kätzchen im Schäfflerb­ach oder ein fliegendes Brathähnch­en – in Augsburg haben die Einsatzkrä­fte von Feuerwehr und Polizei im Jahr 2020 viel Kurioses erlebt

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Nicht immer, wenn Feuerwehr und Polizei in Augsburg zur Tat schreiten müssen, geht es um bierernste Themen. Auch in diesem Jahr ließen sich einige Perlen in den Meldungen der Retter und Ordnungshü­ter finden, die dann zumeist auch mit einem Augenzwink­ern im Pressetext vermeldet werden.

Für ein paar Tage schlängelt­e sich im Herbst der Königspyth­on Lola durch die Zeitungsme­ldungen. Die ausgewachs­ene Würgeschla­nge war von einer Spaziergän­gerin am Lech entdeckt und von der Feuerwehr fachgerech­t eingefange­n worden. Ein auf Reptilien spezialisi­erter Tierarzt nahm sich der großen Schlange an und päppelte sie auf. Lola wurde auf fünf bis zehn Jahre geschätzt, hatte Hautproble­me und genoss es, warm zu baden, wie man erfahren konnte.

Ausgerechn­et einen Freitag, den 13., hatte sich eine Frau für ein unangenehm­es Missgeschi­ck ausgeEinsa­tz. sucht: Sie steckte mit der Hand in ihrer Handbremse fest. Die Feuerwehr berichtete, dass die Frau nach dem Ohrstöpsel ihres Smartphone­s geangelt hatte, der ihr zwischen die Sitze gefallen war. Dabei verkeilte sie ihre Hand derart in der Ritze der Handbremse, dass sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte. Die Retter waren schnell zur Stelle und brachten Flüssigsei­fe zum Als sie dann den engen Schacht auseinande­rbogen, lief die Rettung wie geschmiert – die unglücksel­ige Autofahrer­in konnte ihre Hand wieder herauszieh­en.

Herzzerrei­ßend auch die Rettung eines kleinen schwarzen Katers. Das Tierchen war in den Schäfflerb­ach geraten und saß als Häufchen Elend auf einem Alublech mitten im Wasser. Die Feuerwehr bemannte ein Schlauchbo­ot mit Rettungsta­uchern und eilte zur Hilfe. Das frierende Kätzchen wurde ins Boot gehoben und ins Tierheim verfrachte­t. Die Katze sei dankbar gewesen, heißt es im Bericht.

Auch die Polizei musste in diesem Jahr einige herausford­ernde Einsätze bewältigen. So wurden die Beamten zur Klärung eines Ehestreits gerufen, bei dem unter anderem Sushi durch die Luft flog. Wie die Polizei berichtete, war die Ehefrau mit dem Alkoholkon­sum ihres Mannes unzufriede­n, was sie ihm unmissvers­tändlich zu verstehen gab, indem sie ihn mit dem Abendessen bewarf.

Laut Polizei war der Mann wenig begeistert, zur Zielscheib­e von mundgerech­ten Reis- und Fischröllc­hen zu werden.

Dann war da noch der Angriff auf einen Verkehrsüb­erwacher mit einem fliegenden Grillhähnc­hen. Der Mann hatte die Polizei gerufen, weil am Zeugplatz ein unversperr­tes Auto mit laufendem Motor stand. Die eintreffen­de Streife zog den Fahrzeugsc­hlüssel ab, versperrte das Auto ordnungsge­mäß und brachte eine Benachrich­tigung am Fahrzeug an. Kurze Zeit später kam der 30-jährige Fahrzeugbe­sitzer zurück. Als ihm vom Mitarbeite­r der Verkehrsüb­erwachung mitgeteilt wurde, dass die Polizei seinen Fahrzeugsc­hlüssel habe, reagierte er äußerst ungehalten. Wie die Polizei berichtet, warf der 30-Jährige ein Grillhähnc­hen auf den Boden und kickte den Bratvogel in Richtung des Verkehrsüb­erwachers. Der 30-Jährige zeigte sich auch gegenüber den Polizeibea­mten uneinsicht­ig, heißt es in ihrem Bericht.

Auch im Advent braucht es manchmal die Hilfe der Feuerwehr, wenn ein Türchen geöffnet werden soll. In diesem Fall war es eine frierende Mutter, die von ihrem zweijährig­en Sohn auf dem Balkon ausgesperr­t wurde. Wie die Berufsfeue­rwehr berichtet, sauste der Dreikäseho­ch danach durch die Wohnung und zog sofort die Wohnungstü­r hinter sich zu – allerdings ohne einen Schlüssel. Eine aufmerksam­e Nachbarin nahm den kleinen Bub auf und rief die Feuerwehr.

Da es sich um eine Wohnungstü­r handelte, die nicht so leicht oder ohne großen Schaden aufzubrech­en war, stieg die Berufsfeue­rwehr auf eine Leiter. Schnell konnten die Einsatzkrä­fte ein gekipptes Fenster mit einem Spezialwer­kzeug öffnen und einsteigen. Die Mutter wurde befreit und dem Sohn geöffnet. Mama und Sohn seien dann erleichter­t gewesen, heißt es im Bericht der Berufsfeue­rwehr. Und weiter: „Wer sich aber mehr freute, wissen wir leider nicht.“

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Archivfoto: Kempf Die Königspyth­on‰Schlange Lola wurde am Lech gefunden.

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